Finanzierung des "HORST" im Haus am See - ein unverzichtbares Angebot im Sozialraum, ein unverzichtbares Instrument für Integration Antrag der CDU-Fraktion
HORST ist der Name des offenen Treffpunktes mit Café-Betrieb im Haus am See. Es wird nach dem Konzept „eat&meet“ oder „Treffen&Essen“ gearbeitet.
In Zeiten des Lockdowns der Pandemie wurde gegen eine kleine Spende ein Mittagessen to go organisiert, welches viele Familien im freien Wohnraum und auch BewohnerInnen der ÖRU in der Grunewaldstraße genutzt haben. Dafür erhielt auch diese Ausgabe der grundsätzlich kostenfreien Essensausgabe gemeinsam mit den weiteren Tafeln im Stadtteil Rahlstedt den diesjährigen Sozialpreis.
Das Haus am See ist gestartet als Community Center, also als Kommunikationsort aller Generationen mit ihren vielfältigen Bedürfnissen.
In regelhaften täglichen Angeboten findet man Träger wie „alsterdorf assistenz ost gGmbH“ mit einer Tagesförderung als Bildungs- und Beschäftigungsangebot für Frauen und einen Treffpunkt als Möglichkeit zur Begegnung, zum Austausch und Information für Menschen mit und ohne Behinderungen.
Auch die Elternschule als Treffpunkt sowie Anlauf- und Beratungsstelle für werdende Eltern, Alleinerziehende und Familien ist hier zu finden. Hier begegnen sich Familien aus unterschiedlichen Lebenssituationen und Kulturen und es bietet sich die Gelegenheit, in überschaubaren Gruppen Kontakt zu anderen Menschen zu knüpfen. Beim Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit anderen Eltern und Fachkräften können Sie ohne Stress und Zwang Neues lernen oder auch einmal etwas ausprobieren.
Erziehungshilfe e.V., als Dachträger (Manager) hauptverantwortlich für das Communitycenter und Mehrgenerationenhaus „Haus am See“, engagiert sich seit über 40 Jahren als gemeinnütziger und anerkannter Träger in der Hamburger Kinder- und Jugendhilfe und arbeitet in den Bereichen Erziehungsberatung, ambulante und sozialräumliche Hilfen, Eingliederungshilfe, Frühförderung, Heilpädagogische Leistungen, Frühe Hilfen sowie Trennungs- und Scheidungsberatung.
Ein herausragendes Projekt des Trägers sind die „Nachbarschaftsmütter und Nachbarschaftsväter“. Es sind ehrenamtlich tätige Frauen und Männer, die selbst in einem besonders belasteten Stadtteil leben. Sie bieten anderen Familien praktische Unterstützung in Deutsch oder in ihrer Muttersprache an. Für diese Tätigkeit haben sie eine dreimonatige Schulung besucht und erhalten wöchentlich fachliche Begleitung.
„Ich bin beeindruckt, was diese Frauen seit ihrem Start gemeinsam mit den Familien im Stadtteil für ihre Integration und die Bildung ihrer Kinder erreicht haben. Ich wünsche mir, dass dieses Vorbild in Deutschland Schule macht!", so Aydan Özoğuz zum Zeitpunkt als amtierende Staatsministerin für Integration.
Die Nachbarschaftsmütter und Nachbarschaftsväter kommen aus 9 unterschiedlichen Ländern und sprechen insgesamt 16 Sprachen.
Auch zu finden im Haus am See ist das Projekt Job Coach Soloturn Plus Hamburg der einfal GmbH (Job Coach Hamburg – Coaching für Eltern ohne Berufsabschluss) in dem interessierte Arbeit suchende Erziehende fachkundig und umfassend auf einen Neu- oder Wiedereinstieg in die Arbeitswelt vorbereitet werden.
Ebenfalls im Angebot „Jugend aktiv plus“ als Ansprechpartner für Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahre mit Hilfe für diejenigen, die eine Ausbildung, Arbeit oder einen Praktikumsplatz suchen; die Begleitung zur Jugendberufsagentur oder zum Jobcenter möchten; die Hilfe bei Anträgen und Begleitung zu Behörden möchten; die ihre Schulden begleichen wollen; die eine Wohnung brauchen/suchen; die sich Begleitung und Unterstützung bei ihren Problemen wünschen.
Die Kindertagesstätte „Knirpse und Co“ – Außengruppe der Rudolf Ballin-Stiftung im „Haus am See“ ist ebenfalls wesentlicher Bestandteil des Angebotes unter einem Dach.
Das „Selbstlernzentrum“ bietet als Ableger von Jenfeld und Rahlstedt-Ost einzelne Angebote im Haus am See an und ebenfalls findet sich im Hause die Initiative U99, welche ein offener Treffpunkt für Alle (unter 99 Jahren) ist. Ehrenamtliche Mitarbeiter bieten hier während der Öffnungszeiten Kaffee/Tee und Kuchen/Gebäck sowie ein buntes, abwechslungsreiches Programm an.
Die Vielfältigkeit der Angebote unterstreicht die Notwendigkeit der Bereithaltung eines Begegnungsraumes, wie es das „HORST“, das Café im Hause mit seinen variablen Möglichkeiten der Nutzung anbietet.
Mit Einrichtung der ÖRU für geflüchtete Menschen in der Grunewaldstraße im Jahre 2016, mit Platz für 696 Bewohnerinnen und Bewohnern und zurzeit wegen Sanierungsarbeiten eingeschränkt belegt mit 572 Personen, hat sich das Aufgabengebiet des Hauses erheblich erweitert und vor neue herausfordernde Aufgaben gestellt. Diesen Aufgaben gerecht zu werden erforderte ein hohes Maß an Flexibilität, welches angenommen und mit vorhandener Ressource bestmöglich umgesetzt wurde.
Nun droht das Aus des Cafés, welches jedoch existenziell für den Zugang der Hilfesuchenden im Quartier von Nöten ist. Die finanzielle Förderung durch die „Aktion von Mensch zu Mensch“, welche die Personalkosten des Cafés zu einem großen Teil gesichert hat, läuft Ende Februar 2022 aus und es gibt bisher keine Option für eine Anschlussfinanzierung.
Die Familien jedoch wenden sich zunächst hilfesuchend an das Haus am See als vertraute Institution in Ihrem Nahbereich, denn es fehlt vielen grundlegend das Vertrauen in staatliche Strukturen, die Eltern, insbesondere die Mütter, leiden unter erheblichen Belastungs- und Erschöpfungszuständen und wünschen sich eine schnelle Entlastung und Hilfe. Die chronisch erschöpften Mütter schrecken, auch aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse und traditioneller Prägung, vor verunsichernden Außenbeziehungen zurück und blieben ohne Unterstützung ganz unter sich. Es fehlt zudem sehr häufig an der Unterstützung durch den Partner auf dem Weg, sich aus sehr tradierten Rollenbildern zu lösen und beispielsweise einen Sprachkurs zu besuchen.
Hinzu kommt, dass vielfach neben diversen Kleinkindern neue Schwangerschaften die Frauen sehr belasten, auch weil wenig Information zu Verhütung vorhanden ist. ln diesem Teufelskreis erweisen sich dann Sprachbarrieren als Entwicklungshindernisse, da die Frauen aus den gleichen Gründen keine Integrationskurse besuchen.
Die Themenschwerpunkte und Fragestellungen der Geflüchteten verändern sich, sie sind umfangreicher und vielschichtiger als noch vor ein oder zwei Jahren. Das breit aufgestellte Angebot unter einem Dach bietet den großen Vorteil, gezielte Beratungen im vertrauten Ambiente anzubieten und eine Annahme der Beratungsinhalte zu optimieren.
Erziehungshilfe e.V., als Dachträger vom „Haus am See“, hat nun im ersten Schritt eine Bewerbung bei der Hamburger Sozialbehörde in Planung. Diese möchte Vorhaben fördern, die zur Stärkung der sozialen und ökologischen Infrastruktur in Stadtteilen und Quartieren mit niedrigem Statusindex unter Nutzung der Instrumente des sozialen Arbeitsmarktes beitragen und Qualifizierungs- und berufliche Anschlussmöglichkeiten für die geförderten Beschäftigten eröffnen. Ziel ist es, den Aufbau von bis zu 100 geförderten Arbeitsplätzen nach § 16i SGB II für langzeitarbeitslose Personen in diesen Vorhaben zu unterstützen und hierfür eine ergänzende Förderung bereitzustellen. Durch eine langfristige Beschäftigung in gemeinwohlorientierten und arbeitsmarktnahen Einsatzbereichen sollen sich positive Effekte sowohl für die geförderten Beschäftigten als auch für die Stadteile/Quartiere ergeben.
Falls es jedoch keinen Zuschlag bei der Vergabe dieser Ausschreibung geben sollte, ist die Existenz des Cafés ab März 2022 nicht mehr gesichert. Hierfür gilt es nun Finanzierungsmodelle zu erarbeiten, die dem Quartier und hier insbesondere wegen der erforderlichen Beratung und Betreuung der nahegelegenen ÖRU für geflüchtete Menschen, in seinen Unterstützungsbedarfen gerecht werden.
Dies vorrausgeschickt möge die Bezirksversammlung beschließen:
keine Anlage/n