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NEU Antrag DIE LINKE betr.: Harburg für alle! - Schluss mit Leben im Nirgendwo - für eine integrative und bedarfsgerechte Unterbringung von Geflüchteten!

Antrag

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
TOP
07.11.2023
16.10.2023
26.09.2023
Sachverhalt

Die Unterkunft am Neuenfelder Fährdeich ist nicht nur schlecht gelegen, sondern aufgrund ihrer Lage desintegrativ. Damit bringt die Wohnunterkunft Neuenfelder Fährdeich nicht nur die Familien, sondern auch die „Helfenden“ an ihre Grenzen. Abgeschieden auf einem Parkplatz neben einer Werft und Feldern steht eine Reihe von Containern, in denen aktuell ca. 300 Menschen leben. Bereits auf den ersten Blick vermittelt die Unterkunft einen Eindruck von Isolation und Desintegration. Genau das Gefühl, das auch bei den BewohnerInnen ankommt und das Leben der meisten Familien dort prägt. Unerwünscht und abgeschoben fühlen sich nicht wenige der Familien, die zudem noch nicht mal über Privatsphäre verfügen, sondern sich mit 2-3 anderen Familien einen Flur, Küche und WCs teilen müssen. Hier findet ein Zusammenspiel außerordentlich belastender Faktoren statt.

Die Wege in die Unterkunft sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln lang und beschwerlich. Die Kinder der weiterführenden Schulen ab Klasse 5 haben alle einen sehr langen Schulweg und sind so nicht in der Lage, sich am Nachmittag mit Freunden zu verabreden. Für die Eltern oder erwachsenen Familienmitglieder sind die Wege zu Deutsch- oder Integrationskursen weit, so dass sie in der Regel keine Energie mehr haben, ihre Kinder am Nachmittag wieder zu Freizeitangeboten nach Neugraben oder Finkenwerder zu begleiten. Es findet sich kein öffentlicher Spielplatz in erreichbarer Nähe.

Die Atmosphäre in der Wohnunterkunft ist extrem trostlos, und dies nicht nur auf Grund der abgeschiedenen Lage. Es gibt in der Unterkunft und auf dem Gelände keine Spielmöglichkeiten für kleinere Kinder.

In vielen der hier lebenden Familien gibt es psychisch kranke oder äußerst labile Elternteile, deren Genesung unter diesen Lebensbedingungen extrem erschwert ist. Traumatisierte Menschen werden hier nicht selten re-traumatisiert, durch wiederholte Ohnmachtserfahrungen oder durch das permanente Gefühl des Ausgeliefertseins und der fehlenden Selbstwirksamkeit. Viele Mütter verfallen in der Unterkunft in starke Depressionen. Eine gesundheitliche Stabilisierung der Eltern ist unter diesen Lebensbedingungen extrem erschwert und die gesunde Entwicklung der Kinder wird langfristig beeinträchtigt.

Zusätzlich wird den Eltern erschwert, ihre psychisch stark belasteten oder traumatisierten Kinder angemessen zu unterstützen und zu fördern. Psychologische Anbindungen benötigen sehr lange Anfahrtszeiten, eine für traumatisierte Kinder so notwendige Alltagsstruktur lässt sich hier neben der Schule nur sehr mühsam gestalten und gelingt meistens nicht. 

Es ist sehr schwierig, geeignete professionelle Hilfen für die Familien in der Unterkunft zu organisieren. Auch für die Jugendhilfeträger ist der Weg zum Neuenfelder Fährdeich sehr zeitintensiv. Niedrigschwellige Angebote wie z.B. Eltern- oder Familienlotsen sind in der Einrichtung bzw. in naher Umgebung gar nicht zu finden. Für psychisch belastete Menschen oder Menschen mit Behinderung gibt es ebenfalls keine adäquaten Hilfen in der Nähe.

So stoßen die Helfenden und auch das äußert bemühte Sozialmanagement der Wohnunterkunft alltäglich an ihre Grenzen, die Familien und - vor allem - die Kinder angemessen zu fördern und zu unterstützen. Oftmals ist es tatsächlich erst der Transfer in eine andere, besser angebundene Wohnunterkunft, der zu einer Stabilisierung der Familie beiträgt und die Hilfsangebote fruchten lässt oder eben erst wirklich ermöglicht.

Müssen Kinder schon in Wohnunterkünften leben, so sollten diese ihnen zumindest bessere Entwicklungsmöglichkeiten und Integrationschancen bieten.

Verschiedene Seiten wie das Kinderschutzzentrum Harburg forderten bereits die Schließung der Unterkunft. Auch die Forderung eines Runden Tisches mit allen relevanten Akteur:innen wurde abgelehnt.

Petitum/Beschluss

Die Bezirksversammlung möge beschließen:

Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, die Prüfung zu veranlassen ob es möglich ist, dass Mitglieder der Bezirksversammlung Harburg die Wohnunterkunft am Neuenfelder Fährdeich besuchen und sich vor Ort ein Bild von der Arbeit und den Zuständen verschaffen können. Im Anschluss wird ein:e Vertreter:in der Sozialbehörde sowie der Unterkunft Neuenfelder Fährdeich in den Ausschuss für Soziales, Integration, Gesundheit und Inklusion eingeladen, um die Eindrücke mit den Mitgliedern des Ausschusses zu diskutieren.