22-0146.01

Maßnahmen bei Sperrungen der S2

Antwort

Letzte Beratung: 10.02.2025 Fachausschuss für Verkehr und Inneres Ö 13

Sachverhalt

Auskunftsersuchen

der BAbg. Veit, Roßborg, Nasiri und SPD-Fraktion

 

In den letzten Monaten kam es zu zwei größeren Sperrungen der S2 zwischen Berliner Tor und Billwerder-Moorfleet zur Durchführung von Baumaßnahmen. Die S-Bahn Hamburg GmbH hat dabei hin zur zweiten Sperrung im Oktober/November 2024 ein neues Konzept gefahren und neben dem „klassischen“ Ersatzverkehr entlang der Sperrung einen Expressbus zwischen Bergedorf und Berliner Tor über die B5 eingerichtet. Ein Ansatz, den wir ausdrücklich begrüßen.

 

In beiden Fällen kam es allerdings zu erheblicher Kritik am Angebot des Ersatzverkehres.

Wir fragen deshalb:

 

 

Stellungnahme der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende zum Auskunftsersuchen der Bezirksversammlung Bergedorf „Maßnahmen bei Sperrungen der S2“

 

 

I. Kapazität des Ersatzverkehres

 

Zuständig für die Bereitstellung eines Ersatzverkehrs in das Eisenbahnverkehrsunternehmen, dessen Leistung unterbrochen ist; im vorliegenden Fall die S-Bahn Hamburg GmbH als Betreiberin der Linie S2. Die Antworten basieren teilweise auf Zulieferungen der S-Bahn Hamburg GmbH und der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH.

 

  1. Welche Kapazität eines Busses wird bei der Planung von Ersatzverkehren zu Grunde gelegt (die nominale, oder die reelle)?

 

Die Dimensionierung der Ersatzbusse orientiert sich anhand der Fahrgastzahlen, der Tageszeiten und den Besonderheiten des gesperrten Streckenabschnittes. Es werden Gelenkbusse mit einer angesetzten Kapazität von ca. 100 Personen pro Bus bestellt. Zugelassen sind Gelenkbusse je nach Bustyp für bis zu etwa 150 Fahrgäste.

 

  1. Welche Kapazität in Ersatzbussen wird je ersetzter S-Bahn-Fahrt angesetzt? Wie wurde dies in der Sperrpause im Oktober/November auf den „regulären“ Ersatzverkehr und die Expressbusse aufgeteilt?

 

Gemäß den Ansätzen aus Antwort zu 1. erfolgte im Oktober eine gleichmäßige Aufteilung in der Hauptverkehrszeit. Es wurden zwei Gelenkbusse alle 10 Minuten als Direktbus zwischen Bergedorf und Berliner Tor sowie zwei Gelenkbusse alle 10 Minuten auf dem gesperrten Streckenabschnitt zwischen Billwerder-Moorfleet und Berliner Tor eingesetzt.

 

  1. Wie ist die angesetzte Aufteilung zwischen Sitz- und Stehplätzen? Wurde dies in Bezug auf die Fahrzeuge via B5/Autostraße anders bestellt, als für den „regulären“ Ersatzverkehr?

 

Es wurden unabhängig vom Einsatzgebiet generell Gelenkbusse mit je nach Bustyp 40 bis 45 Sitzplätzen bestellt

 

 

  1. Wie viele Fahrzeuge waren voll ausgelastet /„besetzt“? Welche Relationen betraf dies wann?

 

  1. Wie häufig konnten Fahrgäste nicht in angemessener Zeit mitgenommen werden? Bitte nach Relation aufschlüsseln.

 

  1. Wie häufig kam es aufgrund der Verkehrslage zu Verspätungen von über fünf Minuten beim Ersatzverkehr?

 

Antwort zu den Fragen 4-6: Zu diesen Fragen liegen keine aufgeschlüsselten Auswertungen vor. Überwiegend traten die geschilderten Probleme nicht auf und alle Fahrgäste konnten befördert werden, auch größere Verspätungen traten nicht auf. Zeitweise gab es kurzfristige Störungen auf der parallelverkehrenden Linie RE1 (Regionalexpress), in diesen Fällen war jeweils ein deutlich höheres Fahrgastaufkommen in den Ersatzbussen, verbunden mit längeren Wartezeiten für die Fahrgäste zu verzeichnen.

 

  1. Welche Maßnahmen werden bei andauernder Überfüllung der Busanlagen (Berliner Tor, Billwerder-Moorfleet, ZOB Bergedorf) getroffen?

 

Es waren Betriebsaufsichten vor Ort, die das Betriebsgeschehen beobachteten und steuerten. So wurden bei kurzfristig auftretender Überfüllung nach Möglichkeit Reservebusse eingesetzt.

 

  1. Wurde geprüft, eine Expresslinie bis zur U2 in Mümmelmannsberg einzurichten?

 

Ja, aus verkehrlichen und kapazitativen Gründen wurde dies nicht umgesetzt.

 

  1. Wurde geprüft, auf den Fernbahngleisen einen Pendelverkehr zwischen Hauptbahnhof und Bergedorf einzurichten? Welche Maßnahmen wären möglich, um einen solchen zu ermöglichen?

 

Ja. Aufgrund der Baumaßnahme auf der Fernbahn konnte der RE1 nur ausgedünnt verkehren, zeitweise gab es eine Totalsperrung. Zusätzliche Kapazitäten auf dieser Relation wurden im Vorfeld geprüft, konnten aber nicht umgesetzt werden.

 

 

 

 

 

II. Kapazität der mitbelasteten Buslinien

 

Einleitung: Bei jeder Sperrung der S2 weichen Fahrgäste nicht nur auf den geplanten Ersatzverkehr, sondern auch auf die Buslinien in die Hamburger Innenstadt (X80) und in Richtung U2 (12, 29, X32) aus. In diesem Jahr kam es wegen der Sperrung ab Billwerder-Moorfleet zudem zu Ausweichverkehren via der Linien 230 und 432. Alle Fragen beziehen sich auf die Phasen der Sperrung der S2 im Jahr 2024.

 

  1. Wie oft waren die auf den genannten Linien und in der relevanten Relation eingesetzten Fahrzeuge voll ausgelastet? Bitte nach Linie, Richtung und Fahrt aufschlüsseln.

 

Im Anhang ist eine tabellarische Übersicht enthalten. Der Zeitraum des Schienenersatzverkehrs (SEV) ist in gelb markiert. Drei Tage vorher und nachher sind als Vergleichswert aufgeführt.

 

 

  1. Wie wich die Auslastung im Allgemeinen und die volle Auslastung im besonderen vom „Normal“ auf den Linien ab?

 

Auf den Linien X32 und X80 konnte eine deutlich höhere Zahl an voll ausgelasteten Fahrten festgestellt werden. Auf den weiteren Linien kam es nicht zu nennenswerten Veränderungen in der Auslastung.

 

  1. Wurden die Kapazitäten auf den genannten Linien bedarfsgerecht ausgeweitet? Wenn nein, warum nicht?

 

r das planmäßige Angebot stehen zwar zeitweise Verstärkerfahrten für besonders ausgelastete Linien zur Verfügung, für eine darüberhinausgehende weitere Ausweitung stehen aber aktuell nicht ausreichend Ressourcen an Fahrzeugen und Personal zur Verfügung.

 

  1. Welche Möglichkeiten der Beauftragung durch die FHH an die Verkehrsunternehmen gibt es, um eine bedarfsgerechte/bedarfsgerechtere Kapazität anzubieten?

 

Kurzfristig gab es keine Möglichkeiten seitens der FHH eine höhere Kapazität zu ermöglichen.

 

  1. Wurde gepft, den im Oktober/November eingesetzten Expressbus auch an der „Knotenhaltestelle“ Boberg halten zu lassen, um die Ausweichverkehre zu verringern und die Anbindung Lohbrügges zu verbessern?

 

Die Bedienung dieser Haltestelle hätte einen begrenzten verkehrlichen Nutzen, demgegenüber stünde eine Fahrtzeitverlängerung des Direktbusses von 1-2 Minuten, was einen Attraktivitätsverlust zur Folge hätte. Somit war in der Abwägung die Bedienung der Haltestelle Boberg keine Option.

 

III. Barrierefreiheit

 

  1. Die Bushaltestellen im Unteren Landweg an der S Billwerder-Moorfleet sind vom Bahnsteig aus nicht barrierefrei erreichbar. Insbesondere im Zuge der dortigen Baumaßnahmen ist auch die mit großem Umweg nutzbare Rampe zum Gleis 1, über das der S-Bahn-Verkehr abgewickelt wurde, nicht nutzbar. Es gibt allerdings eine ebenerdige Zuwegung zum Gleis 1 aus der Straße Alten Landweg. Weshalb wurde der Ersatzverkehr nicht mit einer temporären Haltestelle im Alten Landweg abgewickelt?

 

Die Bedienung einer temporären Ersatzhaltestelle im Alten Landweg wäre mit Gelenkbussen aufgrund der fehlenden Wendemöglichkeit nicht möglich gewesen.

 

  1. Von der Endhaltestelle des Ersatzverkehres für den Bf. Berliner Tor in der Spaldingstraße aus ist der Zugang zum Bahnhof Berliner Tor lediglich mit einem erheblichen Umweg und nach Überwindung des Behelfsbauwerkes zu Gleis 11/12 am Berliner Tor möglich. Dieser Weg ist außerdem nicht barrierefrei. Die Busse beginnen am Berliner Tor allerdings an der Haltestelle „Berliner Tor (Beim Strohhause)“ auf Höhe Beim Strohhause 28. Dort ist auch der einzige barrierefreie Zugang am Bf. Berliner Tor, nämlich zur U-Bahn. Weshalb haben die Busse (bzw. zumindest die Expressbusse vom barrierefreien ZOB Bergedorf) nicht hier geendet, um einen barrierefreien Zugang zum Schnellbahnnetz zu ermöglichen?

 

r die Direktbusse konnte in Abstimmung mit der von der S-Bahn Hamburg GmbH für den SEV beauftragten Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) der Ausstieg an der Haltestelle Beim Strohhause erreicht werden. Damit gab es eine barrierefreie Verbindung zwischen Bergedorf und der Innenstadt Hamburg. Für die Busse der Relation Billwerder-Moorfleet war dies aus betrieblichen Gründen nicht möglich, da die Kapazitäten aufgrund der Straßenbaumaßnahmen im Bereich der Berlinertordammbrücke an der vorhandenen Ersatzhaltestelle Beim Strohhause nicht ausreichten und daher nur für die Abfahrt der Busse genutzt werden konnten. Die Ankunft dieser Busse fand aus Kapazitätsgründen im Bereich Spaldingstraße statt.

 

Zusätzlich wurde ab dem 6. Tag eine Verbindung mit Rollstuhltaxis zwischen dem Alten Landweg und der Haltestelle Am Strohhause angeboten; die Information wurde über die Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen gezielt an die Betroffenen gestreut.

 

  1. hrend der Sperrung der S2 im Sommer 2024 waren Fahrten des als barrierefreie Ausweichmöglichkeit zwischen Bergedorf und Hbf angegebenen RE1 immer wieder so überlastet, dass nicht alle Fahrgäste mitgenommen werden konnten und der Halt Bergedorf teilweise kurzfristig ausgelassen wurde. Folge war, dass Fahrgäste nicht mitgenommen wurden, oder statt in Bergedorf in Schwarzenbek gelandet sind. Vor diesem Hintergrund:

 

3.1    Wie viele Fahrten des RE1 waren während der Sperrungen der S2 überlastet? Wie häufig konnten Fahrgäste nicht mitgenommen werden? Bitte gesammelt und aufgeschlüsselt angeben.

 

Eine genaue Anzahl überlasteter Fahrten ist nicht ermittelbar, da dies bei den Fahrten des RE1 nicht erfasst wird. Fahrgastzählungen finden lediglich manuell und in begrenztem Umfang statt. Überbesetzungen werden in einzelnen extremen Fällen durch die Kundenbetreuer gemeldet. Die RE1 betreffend liegen für den Zeitraum 29.07.-04.08.2024 keine entsprechenden Meldungen vor. Jedoch kam es im Sommer insgesamt in einigen Fällen zu Überbesetzungen in den Zügen der RE1, einerseits bei saisonal bedingt gut nachgefragten Zügen (insbesondere an Wochenenden), andererseits in Fällen, in denen andere Züge im Streckenverlauf ausgefallen sind oder verspätet waren. Insgesamt war in den Zügen der RE1/RE8 im Sommer eine sehr starke Nutzung durch Fahrgäste mit dem Deutschlandticket auf der Relation Hamburg Berlin zu verzeichnen, was die bislang bekannte saisonal hohe Nachfrage deutlich übertraf.  

 

3.2    Wie häufig wurde der Halt in Bergedorf kurzfristig (unter einer Stunde Vorankündigung) ausgelassen?

 

Im Zeitraum 29.07.-04.08.2024 kam es in sieben Fällen dazu, dass der Verkehrshalt in Hamburg Bergedorf ausgelassen wurde (am 31.07. 4317, am 03.08.(Sa) 4306, 4308, 4315, 4317, 4319, am 04.08. 4313).

Grund für den Haltentfall in Bergedorf war ein außergewöhnlich hohes Fahrgastaufkommen, es war kein Zustieg von Reisenden mehr möglich. Ab Hamburg Hbf bzw. ab Schwerin musste durch Bundespolizei/DB Sicherheit der Zustieg in die Züge begrenzt bzw. der Zug teilweise wieder geräumt werden.

 

 

 

 

 

3.3 Welche Planungen gibt es, um bei weiteren Sperrungen die Nutzbarkeit des RE1 zu gewährleisten?

 

Hierzu gibt es kurzfristig nur begrenzte Möglichkeiten. Die Deutsche Bahn (DB) Regio Nordost versucht, darauf Einfluss zu nehmen, dass parallele Sperrungen auf Bauabschnitten und Umleiter-/Alternativstrecken vermieden werden, jedoch ist dies nicht immer erfolgreich. Die Wagenanzahl ist aktuell auf fünf Doppelstockwagen begrenzt, da an einer Vielzahl von Stationen an der Strecke die Bahnsteiglängeden Einsatz längerer Züge mit mehr als fünf Wagen nicht zulässt. Das soll sich ab Dezember 2027 ändern, und es sollen längere Züge mindestens bis Büchen zum Einsatz kommen.  

 

  1. Wie ist die Gewährleistung einer barrierefreien/-armen Erreichbarkeit der gesperrten (Zwischen-)Haltestellen und der Überwindbarkeit der gesamten Strecke bei künftigen Sperrungen der S2 geplant?

 

Sofern es die baulichen Gegebenheiten zulassen, sollen künftig alle Busse in beiden Richtungen am Berliner Tor die Haltestelle am Standort Beim Strohhause nutzen. Die Station Billwerder-Moorfleet wird vermutlich ab Ende 2025 über einen Fahrstuhl verfügen.

 

  1. Wie viel mehr Fahrzeit ist auf barrierefreie bzw. -arme Angebote angewiesenen Fahrgästen aus Sicht der Verkehrsbehörde sowie der Verkehrsunternehmen zumutbar?

 

Dazu gibt es keine Vorgabe. Ziel ist es, stets eine barrierefreie Reisekette mit möglichst kurzen Reisezeiten aufzuzeigen.

 

Petitum/Beschluss

 

Die Bezirksversammlung nimmt Kenntnis.

 

Bera­tungs­reihen­folge
Datum/Gremium
TOP
Anhänge

 

Anzahl der Besetztmeldungen von Bussen

Lokalisation Beta
Spaldingstraße Beim Strohhause Beim Strohhause

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