Wie kann das ÖPNV-Angebot der nördlichen Walddörfer verbessert werden? Taktungen, Linienführung und Carsharing prüfen und optimieren Beschluss der Bezirksversammlung vom 01.02.2024 (Drs. 21-8154.1)
Letzte Beratung: 16.05.2024 Regionalausschuss Walddörfer Ö 8.1
Folgender Beschluss wurde gefasst:
1. Die zuständige Fachbehörde möge sich bei der Hochbahn dafür einsetzen, dass
a. die Taktung der Buslinien 176 und 276 besser auf die Fahrzeiten der S- bzw. U-Bahn an den Haltestellen Poppenbüttel und Ohlstedt angepasst wird, damit Fahrgäste ihre Verbindungen zuverlässig erreichen und lange Wartezeiten vermieden werden. Die Busse mögen bei Verspätung der U-/S-Bahn innerhalb einer Toleranzgrenze auf die verspäteten Fahrgäste warten.
b. die Buslinien 176 und 276 nicht an der Haltestelle Tannenhof enden, sondern die ganze Strecke bedient wird, sodass eine durchgängige Verbindung zwischen S Poppenbüttel und U Ohlstedt besteht bis hin in die späten Abendstunden.
c. die Möglichkeit einer besseren Busanbindung der Stadtteile Duvenstedt, Lemsahl-Mellingstedt und Wohldorf-Ohlstedt nach Bergstedt geprüft und umgesetzt wird.
2. Die zuständige Fachbehörde möge sich bei den Carsharing-Anbietern dafür einsetzen, dass deren Geschäftsgebiet in die Stadtteile Duvenstedt, Lemsahl-Mellingstedt, Wohldorf-Ohlstedt erweitert wird, möglicherweise durch kleine Enklaven an zentralen Orten in den jeweiligen Stadtteilen.
3. Die zuständige Fachbehörde möge nach dem das Geschäftsgebiet der Carsharing-Anbieter erweitert wurde, in den nördlichen Walddörfern an zentralen Orten in den Stadtteilen hvv switch Plätze einrichten.
4. Die zuständige Fachbehörde möge zusammen mit dem HVV im Ausschuss für Mobilität und Wirtschaft unter Hinzuladung des Regionalausschusses Walddörfer die bisherigen Erfahrungen mit Ridesharing und Sammeltaxis referieren. Ausserdem möge sie die Planungen des Einsatzes von Ridesharing (Moia, Ioki) als vernetztes ÖPNV-Angebot im Rahmen des Hamburg-Taktes in den Walddörfern vorstellen. Dabei sind auch Vergleiche der Wirtschaftlichkeit von On-Demand-Sammeltaxis und Linienbussen bei geringer Frequentierung darzustellen.
5. Über die Ergebnisse möge im Ausschuss für Mobilität und Wirtschaft berichtet und der Regionalausschuss Walddörfer in Kenntnis gesetzt werden.
Stellungnahme der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM):
Zu 1.:
Bereits heute sind die Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Stadtbuslinien 176 und 276 bestmöglich auf die U1 in Ohlstedt sowie die S1 in Poppenbüttel abgestimmt und beinhalten Puffer für kleinere Verspätungen. In den frühen Morgen- und späten Abendstunden findet zudem eine technische Anschlusssicherung statt, die das Fahrpersonal aktiv auf die Gewährung der o.g. Anschlüsse hinweist. Aufgrund der Anschlussbindungen an beiden Linienenden kann es jedoch vereinzelt auch zu längeren Übergangszeiten bzw. begrenzten Möglichkeiten zum Abwarten verspäteter Zubringer kommen.
Die Stadtbuslinie 276 gewährleistet zudem eine durchgängige Busverbindung zwischen Poppenbüttel und Ohlstedt bis in die späten Abendstunden: Die letzte Abfahrt ab U Ohlstedt erfolgt derzeit um 0:11 Uhr und ab S Poppenbüttel um 0:40 Uhr. In den nachfragestarken Wochenend-Nächten werden zudem auch von 1 Uhr bis 4 Uhr weitere, stündliche Fahrten auf der Stadtbuslinie 276 angeboten. Die Hochbahn prüft zudem fortlaufend die Auslastung ihrer Buslinien und reagiert bei Bedarf durch entsprechende Angebotsanpassungen. Momentan liegen die Auslastungen der Buslinien 176 und 276 jedoch trotz Einführung des Deutschlandtickets in einem Bereich, der nachfrageseitig keine Angebotsausweitungen erfordert.
Das Angebot der Stadtbuslinie 474 aus Duvenstedt über Lemsahl-Mellingstedt, Bergstedt zur U Hoisbüttel wurde im Rahmen der vergangenen Angebotsoffensiven gemeinsam mit der für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zuständigen Stelle des Kreises Stormarn zu einem durchgehenden Stundentakt an allen Wochentagen und in den Betriebszeiten erweitert. Dies entspricht weitgehend dem für die hier vorhandene Nachfrage und Besiedelungsdichte vorgesehenem Angebot und wird durch die Stadtbuslinie 574 mit gezielten Schulfahrten von/nach Bergstedt ergänzt.
Die vorgeschlagenen Angebotsausweitungen (Verlängerung der an den Haltestelle Tannenhof bzw. Mesterbrooksweg endenden Fahrten bzw. die Einrichtung und/oder Verstärkung weiterer Querverbindungen) können derzeit leider nicht realisiert werden. In den letzten Jahren haben sich die Randbedingungen im ÖPNV teils grundlegend verändert. Durch die mehrjährige Corona-Pandemie kam es zu erheblichen Einnahmeverlusten im ÖPNV, die schon eine Aufrechterhaltung des bestehenden Angebotes zu einer besonderen finanziellen Herausforderung machten. Hinzu kommt, dass mittlerweile mit dem Deutschlandticket ein finanziell sehr attraktives Nachfolgeangebot des 9-Euro-Tickets geschaffen worden ist, für das die Freie und Hansestadt Hamburg jedoch ebenfalls erhebliche finanzielle Ressourcen aufwendet und auch für die Folgejahre zurückstellt. Auch die massiv gestiegene Inflation im Kontext des Ukraine-Kriegs belastet durch zusätzliche Kosten die Verkehrsunternehmen.
Aktuell sind im HVV wieder so viele Fahrgäste unterwegs, wie 2019 vor der Corona-Pandemie. Die Fahrgastentwicklung der vergangenen Monate zeigt somit, dass die Entscheidung des Senats, den Hamburg-Takt und die Attraktivierung des ÖPNV zunächst vonseiten des Tarifs zu forcieren, erfolgreich war. Als folgerichtiger Schritt wird nun der Ausbau des Leistungsangebotes wieder in den Vordergrund rücken. Somit ist es weiterhin erklärtes Ziel des Senats, neben dem laufenden Ausbau der Schnellbahnlinien auch das Busangebot weiterzuentwickeln, sowie dieses um zusätzliche Linien und Haltestellen zu ergänzen.
Zu 2.:
Die Carsharing-Angebote sind eigenwirtschaftliche Mobilitätsangebote privatwirtschaftlicher Unternehmen, die die Geschäftsgebiete nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten (beispielsweise ausreichende Nachfrage) festlegen. Die Freie und Hansestadt Hamburg hat hierauf keinen direkten Einfluss. Die BVM leitet die Bitte dennoch an die Carsharingunternehmen weiter.
Zu 3.:
Die Ausweitung des hvv switch Punkte Netzes erfolgt in enger Abstimmung mit den Carsharingunternehmen unter Berücksichtigung des Abstimmungsprozesses, ob diese bereit sind, ihr Geschäftsgebiet auszuweiten oder Bedieninseln einzurichten. Im Übrigen siehe Antwort zu 2.
Zu 4.:
On-Demand-Verkehre bilden einen wichtigen Baustein zur Umsetzung des Erreichbarkeitsversprechens des Hamburg-Takts. Dabei soll das Verkehrsangebot On-Demand den Linienverkehr mit Bussen und Bahnen ergänzen und eine attraktive Alternative zum privaten PKW zur Verfügung stellen. Langfristiges Ziel ist es, On-Demand-Angebote insbesondere in Gebiete zu bringen, in denen sich mit klassischen ÖPNV-Angeboten heute vor dem Hintergrund von Nachfrageverhalten und Wirtschaftlichkeitsaspekten keine optimale Lösung erzielen lässt.
Derzeit befinden sich die bestehenden Angebote des Bedarfsverkehrs in einer Phase der vertieften praktischen Erprobung. Eine verkehrliche oder wirtschaftliche Prognose zu vorzugsweisen Szenarien für ein spezifiziertes Gebiet ist auch aufgrund der Eigendynamik der flexiblen Verkehrsangebote und mit Blick auf die wechselnden Rahmenbedingungen bei Kosten und Erlösen noch nicht möglich. Wesentlicher Erfolgsfaktor ist die Realisierung und Skalierung autonomer Verkehrsangebote im öffentlichen Verkehr.
Die Bezirksversammlung nimmt Kenntnis.
keine Anlage/n
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