Wie hat sich die Nutriapopulation im Bezirk Wandsbek seit 2023 entwickelt? Auskunftsersuchen vom 05.05.2025
Mitte 2023 hat die CDU-Fraktion mit einem Auskunftsersuchen die zuständige Fachbehörde gefragt, wo es überall im Bezirk Wandsbek Nutrias gibt. Die BUKEA antwortete: „Einzelne Nutria-Nachweise in Wandsbek liegen aus dem Bereich der Wandse, Tonndorf und dem Duvenstedter Brook vor.“ (Drs. 21-6980.1)
Nun berichten Bürger, dass sie vermehrt Nutria in Berne gesichtet haben. Wie hat sich die Population seit der letzten Nachfrage entwickelt? Ein 2023 veröffentlichtes Gutachten stützt sich nur auf die Bezirke Harburg und Bergedorf.
Vor diesem Hintergrund fragen wir die Verwaltung:
Die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) antwortet wie folgt: 17.06.2025
Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA):
Wie bei den meisten Wildtieren in der Stadt lässt sich die Frage nach der Anzahl der Tiere nicht genau festlegen; eventuell genannte Zahlen für das Stadtgebiet sind nur Schätzungen und nicht belastbar. Die Anzahl von erfassten Nutria gibt zwar Hinweise wo Nutria vorkommen, ist aber im Zusammenhang mit weiteren Faktoren zu sehen wie z.B. versteckter Lebensweise, Verfügbarkeit von Nahrung, Wanderbewegungen und der hohen Populationsdynamik, so dass dieses nicht zwangsläufig die tatsächliche Zahl der Tiere widerspiegelt. Es ist davon auszugehen, dass die wassergebundenen Nutria alle geeigneten Lebensräume in der Stadt erreichen können, was auch die Meldungen der letzten Jahre bestätigt haben.
In Wandsbek gab es vor 2023 Nachweise von Nutria an der Ammersbek. Seit 2023 wurden weitere Tiere aus der Ammersbek und angrenzenden Teichen sowie Gewässern im Duvenstedter Brook, dem Tangstedter Weg und der Alster in Nähe der Landesgrenze gemeldet. Weitere Meldungen lagen vor 2023 vor allem aus der Wandse vor. Seit 2023 gibt es vermehrt Meldungen aus der Wandse, der Berner Au und angrenzenden Gewässern sowie aus Regenrückhaltebecken. Auch im Bereich des Krankenhauses Wilhelmsstift gibt es seit 2022 aus verschiedenen Gewässern (Teiche, Regenrückhaltebecken und Gräben) entlang der Landesgrenze Meldungen von Nutria.
Weitere Nachweise von Nutria sind seit 2023 an der Alster im Bereich des Hennebergparks und in Farmsen Berne z.B. aus Gewässern der „Trabrennbahn“ gemeldet worden
Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA):
Über das Meldeportal und vereinzelt per E-Mail werden Sichtungen und Vorkommen von Nutria aus dem Bezirk Wandsbek gemeldet. Explizite Schadensmeldungen, z.B. Schäden an Ufern oder von Fraßschäden, liegen der BUKEA aus Wandsbek nicht vor.
Allgemein ist davon auszugehen, dass - wie auch in anderen Bereichen der Stadt - Nutria, die in und an Gewässern leben, vom Gewässer ausgehend in der Regel 1 bis 3 Meter lange unverzweigte Wohnröhren in das Ufer graben, was je nach Uferbeschaffenheit Schäden verursachen kann. Als überwiegend sich vegetarisch ernährende Art fressen Nutria auch an der Unterwasser- und Ufervegetation sowie ggf. an Kultur- und Gartenpflanzen. Nutria sind von sich aus nicht aggressiv und ziehen sich bei Störungen in das Gewässer zurück. Werden Nutria in die Enge getrieben und fühlen sich bedroht (z.B. durch direkten Kontakt mit Hunden, die nicht auf Abstand gehalten werden), können sie durch die langen Vorderzähne sehr wehrhaft sein und beißen. Bissunfälle mit Menschen sind aus Hamburg nicht bekannt. Es sollte Abstand zu den Tieren gehalten werden und sie sollten in keinem Fall gefüttert werden, auch um eine Gewöhnung an Menschen zu vermeiden.
Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA):
Da aus Hamburg keine relevanten naturschutzfachlichen Schäden durch Nutria vorliegen (z.B. großflächige Fraßschäden an naturschutzfachlich wertvoller Ufervegetation mit Schädigung der Population von brütenden Vögeln), werden zurzeit keine Managementmaßnahmen zum Schutz der Biodiversität im Sinne der EU-VO 1143/2014 von der Naturschutzverwaltung durchgeführt.
Grundstückseigentümer:innen der privaten und öffentlichen Flächen können eine:n Stadtjäger:in beauftragen, um Nutria auf ihren Flächen entnehmen zu lassen (Kontakt über die Ansprechpersonen der Jagdkreise unter https://www.hamburg.de/politik-und-verwaltung/behoerden/bukea/themen/agrarwirtschaft/jagd/ansprechpartner-jagd-171274). Eine Bejagung kann zu einer Verringerung der örtlichen Population führen.
Stadtjäger:innen sind nicht verpflichtet Nutria im Auftrag der Flächeneigentümerin bzw. des Flächeneigentümers zu entnehmen. In den Jagdrevieren obliegt die Bejagung von Nutria den zur Ausübung des Jagdschutzes berechtigten Personen, um Schäden abzuwenden. Jagdliche Maßnahmen können einer Ausbreitung entgegenwirken und die Population regulieren.
Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA):
Ein Austausch der zuständigen Behörde im Sommer und Herbst 2024 mit einem Stadtjäger im Bezirk Wandsbek hat ergeben, dass im Auftrag und in Verantwortung von Grundstückseigentümer:innen auf privaten und öffentlichen Flächen Nutria entnommen werden, um Schäden an Ufern und der Be- und Entwässerung zu minimieren bzw. zu vermeiden.
Einem Stadtjäger im Bezirk Wandsbek wurde darüber hinaus durch die BUKEA im Sommer 2024 auf Anfrage eine tierschutzgerechte Lebendfalle zur Verfügung gestellt. Bei Bedarf können weitere tierschutzgerechte Lebendfallen entnahmeberechtigten Jäger:innen zur Verfügung gestellt werden.
Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA):
Bestandsgefährdungen von autochthonen Tierarten sind aus Hamburg nicht bekannt. Relevante Schäden an der Biodiversität konnten auch für andere Bezirke (Bergedorf, Harburg), in denen Nutria schon länger etabliert sind, in einem 2023 veröffentlichten Gutachten nicht festgestellt werden.
keine Anlage/n
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