Ersatzverkehre und Einschränkungen im Bahnverkehr rund um Bergedorf 2025
Letzte Beratung: 25.09.2025 Bezirksversammlung Bergedorf Ö 6.10
Auskunftsersuchen
der BAbg. Detmer, Potthast, Bendt-Soetedjo und der Fraktion der GRÜNEN
Als Ausweichmöglichkeit für Fahrgäste aus dem Raum Rostock/Schwerin stehen verschiedene Schienenersatzverkehre zur Verfügung, vorrangig jedoch die S-Bahnverbindung zwischen dem Bahnhof Bergedorf und dem Hamburger Hauptbahnhof. Viele der Ersatzverkehre enden in Bergedorf, sodass dort umsteigende Fahrgäste auf die S-Bahn angewiesen sind, um die Hamburger Innenstadt zu erreichen.
Zusätzlich wird die S-Bahn-Linie S2 während der Hamburger Herbstferien 2025 zwischen Berliner Tor und Tiefstack gesperrt. In diesem Zeitraum müssen alle Fahrgäste aus Bergedorf auf einen Busverkehr ausweichen, um in die Innenstadt zu gelangen.
Bereits in einem mehrheitlich beschlossenen Antrag (Drucksache 22-0223) wurde gefordert, erneut einen Direktbus von Berliner Tor zu den S-Bahnstationen Nettelnburg und Allermöhe im Stadtteil Neuallermöhe einzurichten. Ein solcher Expressbus war früher während kompletter Streckensperrungen zwischen Berliner Tor und Bergedorf im Einsatz. Dank neu eingebauter Weichen sind heute nur noch Teilabschnitte betroffen, dennoch könnte ein Direktbus zu deutlich verkürzten Reisezeiten beitragen und gleichzeitig die Kapazitäten anderer Ersatzverkehre entlasten.
Hinzu kommt: Während der Sommerferien 2025 wird die S-Bahnlinie S2 aufgrund von Bauarbeiten an den Gleisen 3 und 4 im Hamburger Hauptbahnhof in der Hauptverkehrszeit nur noch im 10-Minuten-Takt verkehren, statt wie sonst üblich alle fünf Minuten. Das bedeutet eine Halbierung der verfügbaren Kapazitäten. Gleichzeitig ist der Regionalverkehr über die Strecke Hamburg–Berlin vollständig eingestellt. Trotz der grundsätzlich niedrigeren Auslastung in den Sommerferien ist daher mit sehr stark gefüllten Zügen in der Hauptverkehrszeit zu rechnen.
Vor diesem Hintergrund erfragen wir:
Stellungnahme der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM):
Die BVM beantwortet die Anfrage auf Grundlage von Auskünften der Deutschen Bahn AG und der Hamburger Verkehrsverbund GmbH wie folgt:
1. Seit wann ist der S-Bahn Hamburg GmbH bekannt, dass sie während der Generalsanierung zwischen dem Bahnhof Bergedorf und dem Hamburger Hauptbahnhof als Ersatz für den ausfallenden Regionalverkehr fungieren muss?
Die DB InfraGOAG informierte erstmals zu Beginn des Jahres 2023 zu den konkreten Planungen für die Generalsanierung des Hochleistungskorridors Hamburg – Berlin. Am 21. August 2023 fand eine erste Informationsveranstaltung von DB InfraGO dazu statt, an der die S-Bahn Hamburg teilgenommen hat. Die ersten Planungen sahen eine Sperrung vom 6. Juni 2025 bis 13. Dezember 2025 vor, später wurde der Sperrzeitraum auf den 1. August 2025 bis 30. April 2026 angepasst.
2. Aus welchen Gründen konnten die Baumaßnahmen an der S-Bahn-Linie S2 und an der Fernbahnstrecke Hamburg–Berlin nicht so koordiniert werden, dass während der neunmonatigen Generalsanierung die S-Bahn-Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Bergedorf durchgehend zur Verfügung steht?
Die im Folgenden beschriebenen Einschränkungen resultieren aus drei einzelnen Großprojekten, die bereits seit längerem (und schon vor 2023) eingeplant sind und im zeitlichen Ablauf nicht weiter verschoben werden können. Bei den ersten beiden Maßnahmen ist bereits eine Koordinierung und Zusammenfassung von Einzelmaßnahmen erreicht worden.
Großprojekte:
•Arbeiten an den Eisenbahnüberführungen Ferdinandstor / An der Alster (Fern-/Regionalverkehr und S-Bahn)
•Arbeiten anden Eisenbahnüberführungen Wendenstraße (S-Bahn) / Anckelmannsplatz (Fern- und Regionalverkehr und S-Bahn)
•Bahnsteigarbeiten am Gleis 3/4 Hauptbahnhof (S-Bahn)
Das erste Großprojekt betrifft sowohl Gleise für den Fern- und Regionalverkehr als auch die der S-Bahn, da die jeweiligen Brückenbauwerke räumlich und konstruktiv in engem Zusammenhang stehen. Selbiges gilt für die Maßnahme Anckelmannsplatz: hier wurde die Maßnahme schon langfristig vorab mit der Maßnahme Wendenstraße gebündelt.
U.a. durch Zustand und Alter der jeweiligen Anlagen (die Brücken sind teils über 100 Jahre in Nutzung) bzw. aufgrund der hohen und bisherigen und künftigen Nutzung von Schienen- und Personenverkehrsanlagen (insb. Bahnsteige am Hauptbahnhof) ist ein zeitlicher Aufschub nicht möglich. Am Hauptbahnhof setzen die Arbeiten an Gleis 3 und 4 die Modernisierung für den künftig steigenden S-Bahn Verkehr fort; neben der Bahnsteigmodernisierung wurden und werden Treppenanlagen und Fahrtreppen neu erstellt sowie Aufbauten entfernt. Die Arbeiten umfassen zudem aufwendige Maßnahmen als Brückenneubauten über die in diesem Bereich etwas unscheinbar unterirdisch kreuzende U3.
Vor dem Hintergrund dieses Umfangs und der inhaltlichen Notwendigkeit gab es keine Möglichkeit des zeitlichen Verschubs mit der Generalsanierung; damit kommt es während des Zeitraums der Generalsanierung Hamburg – Berlin zu folgenden Einschränkungen bei der S-Bahn, bewusst mit Schwerpunkt zu Zeiten ferienbedingter geringerer Nachfrage:
•4. August 2025 -3. September 2025 (Sommerferien):
Sperrung Gleis 3/4 Hauptbahnhof (Ausfall der Verstärkerzüge auf der S2). Diese Arbeiten wurden bewusst in die Sommerferien gelegt.
•27. September 2025 -6. Oktober 2025:
Sperrung zwischen Hauptbahnhof und Sternschanze wegen Arbeiten an den Eisenbahnüberführungen Ferdinandstor und An der Alster; Verstärker S2 kann nicht durch die Innenstadt verkehren. Zu dieser Sperrung, die zeitlich außerhalb der Ferien und damit in Zeiten einer unverändert hohen Nachfrage liegen wird, wird erstmals das Verkehrskonzept durchgeführt, dass die Verstärker S2 zumindest im Teilabschnitt zwischen Bergedorf und Berliner Tor gefahren wird und dort ein 5-Minuten-Takt angeboten werden kann. Am Berliner Tor kann in die Linien S1, U2, U3 und U4 umgestiegen werden.
•18. Oktober 2025 -2. November 2025 (Herbstferien):
Sperrung Berliner Tor – Billwerder-Moorfleet wegen Arbeiten an den Eisenbahnüberführungen Wendenstraße und Anckelmannsplatz. Schienenersatzverkehr (SEV) von Berliner Tor bis Billwerder-Moorfleet sowie SEV mit Direktbussen von Berliner Tor bis Bergedorf; beim letztgenannten SEV ist die S-Bahn in enger Abstimmung mit DB InfraGO; die Kapazität der Direktbusse wird aufgrund des RE1 Ausfalles gegenüber bisherigen SEV nochmals erhöht.
•6. März 2026 -12. März 2026 (Frühjahrsferien):
Sperrung zwischen Hauptbahnhof und Sternschanze wegen Arbeiten an den Eisenbahnüberführungen Ferdinandstor und An der Alster. Wie im Früh-Herbst 2025 wird die Verstärker S2 nicht durch die Innenstadt verkehren können. Aufbauend auf den Erfahrungen im Früh-Herbst 2025 ist das Betriebskonzept noch in Prüfung.
3. Warum wurden die Sanierungsarbeiten am Hamburger Hauptbahnhof und die Baumaßnahmen im Rahmen der Generalsanierung der Strecke Hamburg–Berlin nicht so abgestimmt, dass sie nicht zeitgleich stattfinden und damit sowohl die Kapazitätseinschränkungen der S-Bahn als auch die vollständige Einstellung des Regionalverkehrs nach Hamburg-Bergedorf vermieden werden konnten?
Baumaßnahmen mit Betroffenheit im Fernbahnbereich (hier u.a. Maßnahmen im Bereich Anckelmannplatz, Ferdinandstor und An der Alster) haben verbindliche Vorlaufzeiten von mindestens drei bis hin zu sechs Jahren; diese sind also schon lange bzgl. Bauablauf und Ressourceneinsatz (Personal, Baufirmen usw.) eingeplant gewesen. Eine Verschiebung hätte – sofern bzgl. der Abgängigkeit von zu erneuernden Brücken- oder weiterer Bahnanlagen überhaupt möglich - eine erneute lange Vorlaufzeit erforderlich gemacht, die den technischen Notwendigkeiten der Erneuerung widerspricht. Die reinen S-Bahn-Maßnahmen (Erneuerung diverser Eisenbahnüberführungen entlang der Bergedorfer S-Bahn) sind ebenso lange eingeplant und auch bzgl. der technischen Notwendigkeit nicht verschiebbar.
Die Vorlaufzeiten für die Generalsanierung sind kürzer, stehen aber bzgl. der konkreten Umsetzungs- und Sperrzeiten ganzer Strecken im bundesweiten Kontext aller Generalsanierungsmaßnahmen.
Bautechnologisch sind gerade bei den Brücken Anckelmannsplatz; Ferdinandstor und An der Alster die Arbeiten in Korrelation zwischen den beiden Strecken der Fern- und Regionalbahn und S-Bahn miteinander korrespondierend, sodass die Arbeiten an der Brücke im Wechsel der Sperrzeiten der Fernbahn und S-Bahn stattfinden: D.h. die Bauwerke haben je Standort jeweils einen vergleichbaren Zustand und bedürfen entsprechend ähnlicher Arbeiten, d.h. es kann wechselseitig an den Standorten und jeweils getrennt an S-Bahn und Fernbahn-Teil zeitlich koordiniert gearbeitet werden. Fällt jedoch eine Sperrzeit aus oder bleibt sie ungenutzt, fehlen die Voraussetzungen für die Arbeiten am Bauwerk in der nächsten Sperrzeit. In der Folge käme es zu einem mehrjährigen Baustopp an dem Bauwerk. Ferner ist die Maßnahme mit der Baustellenkoordination im Bereich Mitte und Hammerbrook abgestimmt.
Neben den bautechnischen Konsequenzen der Änderung des Sperrzeitenregimes hat diese auch weitreichende Folgen bei der jeweiligen Vertragsabwicklung mit allen beauftragten Firmen.
Die Auswirkungen der Einschränkung des Leistungsangebotes wurden jeweils intern geprüft und als durchführbar eingestuft.
4. Wird es während der Sperrung der S2 zwischen Berliner Tor und Tiefstack in den Herbstferien 2025 einen Direktbus zwischen Berliner Tor und dem Bahnhof Bergedorf geben? Falls ja:
a) In welchem Takt verkehren diese Busse?
b) Wie viele Busse werden pro Stunde eingesetzt (bitte getrennt nach Hauptverkehrszeiten und übrigen Zeiten angeben)?
Ja, es werden Direktbusse zwischen Berliner Tor und Bergedorf eingesetzt. Die Kapazität der Direktbusse wird aufgrund des RE1 Ausfalles gegenüber bisherigen SEV nochmals erhöht.
Montag – Freitag:
•6-9 Uhr und 15-19 Uhr: 24 Busse pro Stunde und Richtung
•5-6 Uhr, 9-15 Uhr und 19-20 Uhr: 18 Busse pro Stunde und Richtung
•20-23 Uhr: 12 Busse pro Stunde und Richtung
•4-5 Uhr und 23-1 Uhr: 6 Busse pro Stunde und Richtung
Samstag:
•8-20 Uhr: 18 Busse pro Stunde und Richtung
•7-8 Uhr und 20-22 Uhr: 12 Busse pro Stunde und Richtung
•6-7 Uhr und 22-0 Uhr: 6 Busse pro Stunde und Richtung
•0-6 Uhr: 3 Busse pro Stunde und Richtung
Sonntag:
•9-18 Uhr: 18 Busse pro Stunde und Richtung
•7-9 Uhr und 18-22 Uhr: 12 Busse pro Stunde und Richtung
•6-7 Uhr und 22-0 Uhr: 6 Busse pro Stunde und Richtung
•0-6 Uhr: 3 Busse pro Stunde und Richtung
5. Wird, wie im Antrag (Drucksache 22-0223) gefordert, während dieser Sperrung ein Direktbus von bzw. zu den Stationen Nettelnburg und Allermöhe eingerichtet? Falls ja:
a) In welchem Takt verkehren diese Busse?
b) Wie viele Busse werden pro Stunde eingesetzt (bitte nach Haupt- und Nebenzeiten aufschlüsseln)?
Nein, es werden keine Direktbusse zwischen Berliner Tor und Nettelnburg / Allermöhe angeboten, das grundsätzliche Betriebskonzept hat sich nachfrageseitig, betrieblich und wirtschaftlich bewährt.
Sofern Direktbusse bestellt würden, würde die Kapazität Berliner Tor – Bergedorf dementsprechend reduziert.
6. In welchem Takt wird der Ersatzverkehr zwischen Berliner Tor und Tiefstack während der Herbstferien 2025 verkehren? Wie viele Busse sind pro Stunde im Einsatz (ebenfalls bitte differenziert nach Hauptverkehrszeiten und sonstigen Zeiten)?
Die Sperrung der S-Bahn und der Ersatzverkehr findet zwischen Berliner Tor und Billwerder-Moorfleet statt.
Montag – Freitag:
•5-23 Uhr: 12 Busse pro Stunde und Richtung
•4-5 Uhr und 23-1 Uhr: 6 Busse pro Stunde und Richtung
Samstag:
•6-23 Uhr: 12 Busse pro Stunde und Richtung
•23-6 Uhr: 6 Busse pro Stunde und Richtung
Sonntag:
•7-23 Uhr: 12 Busse pro Stunde und Richtung
•23-6 Uhr: 6 Busse pro Stunde und Richtung
7. In der Fahrplanauskunft wird bei Sperrungen der S-Bahn häufig auch die Buslinie X80 als Verbindung in die Innenstadt angezeigt, obwohl diese maximal alle 30 Minuten fährt und dadurch regelmäßig überfüllt ist. Wurde hier mit den zuständigen Stellen abgestimmt, dass in der Fahrplanauskunft des hvv vorrangig der offizielle Schienenersatzverkehr angezeigt wird?
Die Fahrplanauskunft des hvv ist ein zeitbasiertes Auskunftssystem über die tatsächlich angebotenen Verkehre. Den Fahrgästen wird die kürzeste Fahrzeit zur Erreichung ihres Zieles angezeigt. Die Linie X80 verkehrt montags bis freitags bis auf einige Fahrten und am Wochenende ganztägig im 60-Minuten-Takt. Fahrgäste bekommen damit vorrangig die Linie S2 als Fahrtempfehlung angezeigt. Bei einer kürzeren Gesamt-Fahrtzeit der Linie X80 gegenüber der Linie S2 mit Schienenersatzverkehr wird den Fahrgästen die Linie X80 als Möglichkeit angezeigt. Eine Herausnahme der Linie X80 oder Änderungen der Fahrtzeit würden Fahrgästen der Linie X80, die ein anderes Fahrtziel als die Verbindung Bergedorf – Hauptbahnhof haben, falsche Informationen ausgeben.
Die Direktbusse zwischen Berliner Tor und Bergedorf haben eine Fahrtzeit von 23 Minuten und verkehren im dichteren Takt als die Linie X80 die auf diesem Abschnitt eine Fahrtzeit von 31 Minuten hat. Insofern werden – je nach Fahrtrelation - die Busse des Ersatzverkehres eher angezeigt als die Linie X80.
8. Wie will die S-Bahn Hamburg GmbH künftig verhindern, dass gleichzeitig mehrere Baumaßnahmen zu Kapazitätsengpässen oder vollständigen Sperrungen auf der Strecke Hamburg– Bergedorf führen, sowohl im Regional- als auch im S-Bahnverkehr?
Das Bauvolumen bei der S-Bahn wird auch in den kommenden Jahren hoch sein. Es finden regelmäßige Abstimmungen mit allen Beteiligten statt, jedoch kann eine Mehrfachbetroffenheit auch in der Zukunft nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Ziel ist es dennoch, diesen Zustand zu vermeiden. Die Generalsanierung stellt aufgrund der Länge der Sperrung jedoch eine Besonderheit dar.
9. Wird es innerhalb des DB-Konzerns eine interne Auswertung und Aufarbeitung der genannten Problematik geben, um aus der unzureichenden Koordination der Bauzeiten zukünftig zu lernen?
Seitens der DB besteht, nicht zuletzt durch den gegenwärtigen Infrastrukturzustand, eine hohe Bauaktivität. Aufgrund der Notwendigkeit, nötige Baumaßnahmen durchzuführen und gesetzliche Fristen der Instandhaltung zu wahren, lässt es sich nicht immer ausschließen, dass auf einzelnen Achsen eine Mehrfachbetroffenheit entsteht. Das liegt auch an der Anzahl weiterer Vorhabenträger, die (zunehmend) Arbeiten im oder neben dem Gleisbereich durchführen müssen. Darum finden regelmäßig Abstimmungen mit verschiedensten Beteiligten statt. Das übergeordnete Ziel aller Beteiligten – inklusive Verwaltung und Politik – ist es, Bauarbeiten möglichst frühzeitig und verlässlich zu kommunizieren und diese mit weiteren Baumaßnahmen zu synchronisieren, um Einschränkungen für Kunden und Fahrgäste zu minimieren.
Die Bezirksversammlung nimmt Kenntnis.
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