21-1397.01

Städtebaulich-freiraumplanerisches Werkstattverfahren Entwicklung der Bergedorfer Innenstadt hier: Ergebnis des Verfahrens mit 9 teilnehmenden Büros

Beschlussvorlage

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
TOP
07.12.2022
Sachverhalt

 

Ende Januar 2021 wurden die Karstadt-Filialen am Bergedorfer Markt und am Sachsentor geschlossen. Das Parkhaus in der Bergedorfer Schloßstraße sowie das Hotel erfahren seit einiger Zeit eine eher geringe Auslastung und eine zukunftsorientierte Ausbildung der Nutzung ist nicht gegeben. Aus diesem Grund soll durch Neuplanungen und die Unterbringung ergänzender Nutzungen möglichen Leerständen entgegengewirkt, die Zukunftsfähigkeit dieser r die Bergedorfer Innenstadt bedeutenden Lagen gestärkt werden sowie eine Aufwertung des gesamten Erscheinungsbildes wie auch der angrenzenden Frei- und Straßenräume mit prominenten Lagen wie dem Sachsentor, dem Bergedorfer Markt, der Bergedorfer Schloßstraße und dem Übergang in den Schloßpark stattfinden.

Das Plangebiet befindet sich im Zentrum der Bergedorfer Altstadt. Im Fokus des städtebaulich-freiraumplanerischen Werkstattverfahrens stehen zwei Gebäudekomplexe an der Bergedorfer Schloßstraße sowie der angrenzende öffentliche Freiraum. Das Grundstück - Parkhaus Bergedorfer Schloßstraße - liegt östlich der Bergedorfer Schloßstraße und wird im Norden durch den Vinhagenweg eingerahmt. Das Grundstück - Karstadtgebäude am Sachsentor - befindet sich zwischen der Bergedorfer Schloßstraße und dem Sachsentor. Die Größe des Freiraums beträgt ca. 10.000 m² und die der Grundstücksflächen rund 4.900 m². Das Plangebiet umfasst die Flurstücke 4936+4937, 572, 576, 580+581.

Die Bezirkspolitik hat mit dem BV-Beschluss vom 26.11.2020 auf die Entwicklungserfordernisse reagiert und ein mehrstufiges Vorgehen veranlasst (21-0648). In der Sitzung des Stadtentwicklungsausschuss vom 09.02.2022 wurde nach intensiven Verhandlungen mit den privaten Grundeigentümern einem Verfahrensvorschlag zugestimmt, der aus einem städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerb und während der erforderlichen Planrechtschaffung einer Konkretisierung der Architekturen durch getrennte hochbauliche Wettbewerbe für die verschiedenen Entwicklungsareale besteht (21-1250). Die Auslobung wurde am 01.06.2022 vom Stadtentwicklungsausschuss beschlossen (21-1397).

Dieses am 16.11.2022 abgeschlossene Verfahren erfolgte als nicht offenes, einphasiges, städtebaulich-freiraumplanerisches Werkstattverfahren mit Zwischen- und Endpräsentation und 9 teilnehmenden Büros.

Ziel des qualitätssichernden Verfahrens und Vorgabe der Auslobungsunterlagen war es, adäquate und gleichzeitig innovative Lösungsvorschläge für die Gestaltung zweier Grundstücke und des öffentlichen Freiraums um die zentralen Geschäftsstraßen rund um die Fußngerzone Sachsentor, welche vor einigen Jahren einheitlich umgestaltet wurde, und die Bergedorfer Schloßstraße zu erhalten, mit denen eine Aufwertung des Gesamtensembles der Bergedorfer Altstadt erreicht werden kann. Dabei sollen vor allem auch die Ausbildung und Anbindung der Bergedorfer Schloßstraße an die Fußngerzone einbezogen werden. Es soll ein gesamtheitliches Konzept entwickelt werden, damit sich die historische Altstadt mit ihrer stadträumlichen Qualität und ihrem Flair auch zukünftig als lebendiger Ort etablieren kann.

Mitte Juni 2022 wurde das Verfahren gestartet und die Unterlagen wurden an neun Büros versandt:

-          APB. Architekten aus Hamburg mit Hahn Hertling von Hantelmann aus Hamburg

-          B99 Architekten BDA aus Hamburg mit Bruun & Möllers aus Hamburg

-          BeL Sozietät für Architektur BDA aus Köln mit Rabe Landschaften aus Hamburg

-          Bieling Architekten AG aus Hamburg/Kassel mit studio polymorph aus Berlin

-          Bolles+Wilson ausnster mit Schultewolter Landschaftsarchitekten aus Telgte

-          DFZ Architekten GmbH aus Hamburg mit TREIBHAUS Landschaftsarchitektur aus Hamburg

-          Schenk Fleischhaker Architekten Partnerschaft mbB aus Hamburg mit Mera Landschaftsarchitekten aus Hamburg

-          SHE ARCHITEKTEN SCHRICK HAHNEFELD PartG mbB aus Hamburg mit arbos Freiraumplanung aus Hamburg

-          Zillerplus Architekten und Stadtplaner GmbH aus München mit Lichtenstein Landschaftsarchitektur aus Hamburg

 

Das Verfahren fand unter breiter Einbindung der Öffentlichkeit statt, mit zusätzlicher Einbindung von WSB und BID-Sachsentor. Im Vorfeld der Zwischenpräsentation (02.09.22 und 03.09.2022) und der Jurysitzung (11.11.2022 und 12.11.2022) haben Bürgerinnen und Bürger, Nutzer und Nachbarn und Gewerbetreibende sowie Händler:innen während einer begleiteten Ausstellung die Möglichkeit erhalten, ihre Wünsche und Anregungen für die Entwürfe abzugeben. Die Rückmeldungen wurden ausgewertet und in den Sitzungen zur Zwischenpräsentation und zur Jurysitzung dem Jurygremium anhand einer Präsentation umfangreich vorgestellt. Der WSB und BID Sachsentor haben im Vorwege der Ausstellungen die Möglichkeit erhalten, die Entwürfe einzusehen sowie als Gäste ohne Stimmrecht bei der Jurysitzung teilzunehmen und ihre Anmerkungen vor dem Preisgericht zu erläutern.

Die Jury setzte sich zusammen aus Vertreter*innen der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen, dem Bezirksamt Bergedorf, der Behörde für Kultur und Medien, der Architektenschaft und der Bezirkspolitik.

Die Jurysitzung mit dem Preisgericht tagte am 16.11.2022 als hybride Veranstaltung. Die neun Planungsbüros hatten Gelegenheit, ihre Ideen zur Entwicklung der Bergedorfer Innenstadt dem Preisgericht vorzustellen.

Das Preisgericht hat in zwei Wertungsrunden mehrheitlich entschieden, zwei erste Ränge zu vergeben, aufgrund unterschiedlicher Entwurfsstärken für die beiden Grundstücke des ehemaligen Karstadt-Gebäudes am Sachsentor und des Parkhauses mit Hotelnutzung an der Bergedorfer Schloßstraße.

r den Teilbereich am Sachsentor hat das Preisgericht den Entwurf des Büros Schenk Fleischhaker Architekten aus Hamburg mit Mera Landschaftsarchitekten aus Hamburg als Sieger gekürt. Das Büro B99 Architekten BDA aus Hamburg mit Bruun & Möllers aus Hamburg konnte mit ihrem Entwurf für den Teilbereich Bergedorfer Schloßstraße/Vinhagenweg die Jury überzeugen.

Der Siegerentwurf im Teilbereich Sachsentor konnte auf die historische Umgebung mit einer gelungenen Maßstäblichkeit und Kleinteiligkeit des städtebaulichen Erscheinungsbildes reagieren, das sich gut in die vorhandene Umgebung einfügt. Zudem wurde das Zusammenspiel von Gebäudesockel und Dachlandschaft gewürdigt. Des Weiteren wurde die Verbindung des Sachsentors mit der Bergedorfer Schloßstraße durch die gesetzte Lage der Gasse positiv hervorgehoben. Überarbeitungserfordernisse werden im Bereich der Anschlüsse an die Nachbargrundstücke sowie in den Proportionen der Baukörper und der Wegeverbindung gesehen. Im Bereich der Gasse sind die Anschlüsse an die Straßen Sachsentor und Bergedorfer Schloßstraße auszudifferenzieren. Der südliche Bereich des Planareals weist weiterhin konzeptionelles Entwicklungspotenzial auf. Hier gilt es die Dichte und Höhenentwicklung durch zusätzliche BGF zu überprüfen.

r das Preisgericht war r den Teilbereich an der Bergedorfer Schloßstraße die städtebauliche Grundidee des Büros B99 ausschlaggebend. Die Gebäudekörnung und Ausdifferenzierung der einzelnen Häuser haben die Jury überzeugen können. Sie bilden eine klare Kante zum Schlosspark und einen integralen Hof, um den sich die Nutzungen gliedern. Zudem wurde die Hoferschließung vom Vinhagenweg aus für die rückwärtigen Gebäudeteile gewürdigt. Überarbeitungen werden im Bereich Maßstäblichkeit der einzelnen Gebäudeteile sowie des Mobility Hubs/Garage gesehen. Hier gilt es insbesondere die Lage und Größe des Mobility Hubs sowie die Anzahl der Kfz-Stellplätze zu überprüfen. Außerdem wurde angemerkt, dass die Themen Zufahrten, Abstände und Rettungswege unter anderem überprüft bzw. geklärt werden müssen. Das Erschließungskonzept der Gebäude sollte weiter konkretisiert werden.

Als Nächstes erfolgt die Erarbeitung der Funktionsplanung durch die mit dem 1. Rang prämierten Büros im Auftrag der privaten Grundeigentümer. Dies dient der Änderung des geltenden Planrechts, welche erforderlich wird und voraussichtlich in 2 getrennten B-Planverfahren erfolgen wird.

Die auf der Grundlage der Überarbeitungsempfehlungen der Jury weiterentwickelten Ergebnisse des Werkstattverfahrens werden anschließend die Grundlage für zwei weiterführende, hochbauliche Wettbewerbsverfahren bilden, in denen jeweils eins der beiden Grundstücke betrachtet wird.

Die freiraumplanerischen Ausarbeitungen in mehreren Arbeiten, darunter auch solchen, die für den Städtebau nicht mit dem ersten Rang ausgezeichnet werden konnten, wurden getrennt gewürdigt, jedoch ohne einen Vorzugsentwurf zu benennen. Die Erkenntnisse zum Freiraum sollen in die weiterführenden Planungen zur Aufwertung des öffentlichen Raumes im Bereich Sachsentor, Bergedorfer Schloßstraße und Vinhagenweg einfließen.

Das Wettbewerbsergebnis einschließlich der Überarbeitungsempfehlungen der Jury werden im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt.

 

Petitum/Beschluss

Der Stadtentwicklungsausschuss nimmt das Ergebnis des nicht offenen, einphasigen, städtebaulich-freiraumplanerischen Werkstattverfahrens mit Zwischen- und Endpräsentation und 9 teilnehmenden Büros zustimmend zur Kenntnis und beauftragt die Bezirksamtsleiterin, die Projektentwicklung gemeinsam mit den Vorhabenträgern fortzuführen und dem Stadtentwicklungsausschuss zu gegebener Zeit über den Fortgang der Projekte zu berichten.

 

Anhänge

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