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Der Osdorfer Born und die Verkehrswende um 360 Grad. Endlich ein verkehrliches Gesamtkonzept entwickeln! Dringlicher Antrag der SPD-Fraktion (NEUFASSUNG)

Antrag öffentlich

Letzte Beratung: 23.02.2022 Verkehrsausschuss Ö 7

Sachverhalt

Es bleibt zunächst wie es ist! Der Osdorfer Born ist nach wie vor nur mäßig an den öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen, auch wenn es zur Bustaktung in der letzten Zeit einige Verbesserungen gegeben hat. Zwar ist die Schienenanbindung geplant und wird kommen; bis dahin werden jedoch noch einige Jahre vergehen. Trotz klarer Forderungen aus der Bezirkspolitik, dass hier transparent über den jeweiligen Stand der Schienenanbindung informiert werden soll, kommt im Stadtteil wenig an, sodass konkrete Informationen und eine darüberhinausgehende Möglichkeit der Bürger*Innenbeteiligung faktisch nicht bemerkbar sind. Hier ist deutlich mehr Transparenz notwendig.

 

Eine sowohl klimapolitisch als auch sozial gerechte Verkehrswende erfordert – wo immer möglich – die Abkehr vom motorisierten Individualverkehr, hin zur Versorgung mit vielfältigsten und niedrigschwelligen Erreichbarkeitslösungen. Als eines der elementaren Bestandteile einer sinnvollen Verkehrsstrategie gelten Mobility as a Service Angebote („Mobilität als Dienstleitung“). Mobility as a Service bedeutet, dass die individuelle Mobilität unabhängig vom eigenen Fahrzeug abgewickelt werden kann. Wer sich in der Stadt bewegt, so die Vorstellung, braucht kein eigenes Auto mehr, sondern soll auf zahlreiche Miet- und Teilangebote zurückgreifen können. Diese sind im Idealfall untereinander vernetzt, beliebig kombinierbar und werden gemeinsam abgerechnet. Für die Stadt Hamburg, die 1965 den ersten Verkehrsverbund der Welt gründete, ist das prinzipiell keine wesentliche Neuerung. Mit Ausnahme des vor einigen Jahren eingeführten indes zeitlich immer noch befristeten sog. Ridepooling Angebotes IOKI zieht diese Entwicklung am Osdorfer Born jedoch vorbei. Und selbst die Zukunft des im Stadtteil sehr gut angenommenen Angebotes IOKI ist noch ungewiss. Hierfür muss eine dauerhafte Lösung gefunden werden.

 

Bereits das Angebot MOIA – ebenfalls eine Ridepooling Dienstleistung – schließt derzeit den gesamten Bereich westlich des Rugenbarg/Elbgaustraße und damit den gesamten Osdorfer Born und große Teile Lurups aus.

 

Im Gebiet des Osdorfer Born ist kein einziger der Car-Sharing Anbieter vertreten. Lediglich eine Autovermietung hat dort bis vor kurzem zwei Elektrofahrzeuge zur Kurzfristausleihe angeboten.  Ein echtes klassisches Car-Sharing findet faktisch außerhalb des innerstädtischen Bereichs von Hamburg nicht statt. Keiner der zwischenzeitlich zahlreichen Car-Sharing Anbieter bedient den Osdorfer Born. Der Osdorfer-Born ist auch vom Switch-Angebot des HVV ausgeschlossen.

Die nächsten Stadtradstationen finden sich weit entfernt am Bahnhof Elbgaustraße oder am DESY. Leihmöglichkeiten für Elektroroller? Ebenfalls Fehlanzeige! Bei faktisch allen Anbietern von Elektrorollern liegt der Osdorfer Born außerhalb des Geschäftsgebietes.

 

Für E-Autos gibt es im Osdorfer Born – ein Stadtteil mit und für mehr als 12.000 Einwohner*Innen – insgesamt nicht mehr als zwei Ladesäulen an jeweils zwei Standorten. Der Antrag der Bezirksversammlung Altona an die Verkehrsbehörde und das Bezirksamt aus dem Frühjahr 2021, gemeinsam mit den Großvermietern in den Quartieren nach mehr Möglichkeiten zu schauen, Ladekapazitäten und Stellplätze zu schaffen, verlief offenbar im Sande bzw. wurde von der zuständigen Fachbehörde erst gar nicht weiterverfolgt. Eine konkrete Planung wurde der Bezirksversammlung weder von Seiten der Verkehrsbehörde noch vom Bezirksamt selbst mitgeteilt. Verkehrspolitisch muss im Osdorfer Born sehr deutlich mehr geschehen, als derzeit wahrnehmbar ist. Denn es ist insbesondere hier ebenso wichtig wie in den Trendvierteln im innerstädtischen Kerngebiet, für ein gutes und nachhaltiges Verkehrsangebot zu sorgen. Ein solches Angebot muss günstig, niedrigschwellig und ortsnah sein. Dabei muss die sog. „letzte Meile“ stets mitberücksichtigt werden. Für die Menschen und für das Klima! Es bedarf einer sorgfältigen und ganzheitlichen konzeptionellen Verkehrsplanung für den Osdorfer Born, welche alle Beteiligten mitnehmen muss.

 

Vor diesem Hintergrund möge die Bezirksversammlung Altona beschließen:

 

  1. Die Bezirksversammlung Altona empfiehlt der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende und der Behörde für Wirtschaft und Innovation nach § 27 BezVG, ein Gesamtkonzept zur nachhaltigen Verkehrsanbindung des Osdorfer Borns zu erarbeiten und dieses dem zuständigen Verkehrsausschuss in der Bezirksversammlung vorzustellen. Das Verkehrskonzept soll sich planerisch zunächst auf die vorhersehbare Zeit bis zur Schienenanbindung des Osdorfer Borns erstrecken und sämtliche denkbare Verkehrsmittel unter besonderer Beachtung von Klimafreundlichkeit und Nachhaltigkeit mit berücksichtigen, zu einem sozial gerechten und für alle Bewohner*Innen zahlbaren Preis. Insbesondere sollen darin Wege aufgezeigt werden, wie die Verkehrsbehörde das Car-Sharing Angebot einschließlich HVV-Switch sowie insgesamt sämtliche infrage kommende „Mobility as a Service Angebote“ im Stadtteil Osdorfer Born weiter fördern und voranbringen kann. Hierzu gehört auch die Aufarbeitung der Frage, nach welcher Maßgabe sich die im Stadtteil vertretenen Großvermieter durch Gestellung eigener Flächen für Ladestationen und Abstellplätzen am Aufbau einer nachhaltigen Verkehrsinfrastruktur beteiligen können. Bei der Erarbeitung des Verkehrskonzeptes sind die Bürger*Innen – auch über die Stadtteilgremien – insbesondere auch Kinder und Jugendliche in geeigneter Form angemessen zu beteiligen.

 

  1. Die Bezirksversammlung Altona fordert das Bezirksamt nach § 19 Abs. 2 BezVG auf, sich bei dem VHH als Anbieter des Fahrdienstes IOKI und der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende dafür einzusetzen, dass dieses Angebot weiter bestehen bleibt und eine langfristige auskömmliche Finanzierung gesichert wird. Außerdem soll die telefonische Erreichbarkeit von IOKI verbessert werden.

 

  1. Die Bezirksversammlung Altona fordert das Bezirksamt nach § 19 Abs. 2 BezVG weiter auf, Kontakt zu den Anbietern des Fahrdienstes MOIA aufzunehmen und sich dort dafür einzusetzen, dass das derzeitige Gebiet der Fahrdienstleistungen auf die gesamten Stadtteile Osdorf, Iserbrook und Lurup ausgeweitet wird.

 

  1. Außerdem wird das Bezirksamt Altona nach § 19 Abs. 2 BezVG aufgefordert, sich bei der Deutsche Bahn AG dafür einzusetzen, StadtRad-Stationen jeweils zentral am BornCenter und am Eckhoffplatz einzurichten. An beiden Standorten soll mindestens auch ein Lastenpedelec zur Verfügung gestellt werden. Bei der Planung ist frühzeitig der Betreiber des BornCenters sowie der Betreiber des Einkaufzentrums am Eckhoffplatz mit einzubinden.

 

 

Petitum/Beschluss

:

Die Bezirksversammlung wird um Zustimmung gebeten.

 

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