Wächst der Stadtteil Rahlstedt in den nächsten Jahren wirklich und warum sinken in anderen Stadtteilen im Bezirk Wandsbek die Bewohnerzahlen? Auskunftsersuchen vom 06.02.2024
Das Statistikamt Nord hat am 30.01.2023, mit der Veröffentlichung I Statistik informiert Nr. 13/2024:
Bevölkerungsprognose für die Hamburger Stadtteile
2030 erstmals über zwei Mio. Hamburgerinnen und Hamburger erwartet,
Für den Stadtteil Rahlstedt wurde u.a. ausgeführt: „So ergibt die Prognose, dass der Stadtteil Rahlstedt bis 2040 mit insgesamt plus 6 000 Personen die meisten Einwohnerinnen und Einwohner hinzugewinnen könnte“.
Der Stadtteil Rahlstedt ist in den letzten Jahren durch die Bebauung der ehemaligen Bundeswehrflächen und den massiven Verdichtungen überproportional gewachsen. Auch bei der Verteilung der öffentlichen Unterkünfte und dem Ankunftszentrum hat der Stadtteil Rahlstedt eine hohe Anzahl von Bewohner vorübergehend aufgenommen. So wurde für das statische Gebiet 74012 für 2021 von 3.752 Bewohnern und für 2022 6.795 Bewohner. Das ergibt eine Steigerung von 3.043 Bewohner. Die Fläche des statischen Gebietes 74012 besteht überwiegend aus einem Gewerbegebiet und einer Schule. Eine massive Bebauung hat nicht stattgefunden. Das statische Gebiet 74037 ist um 173 Bewohner gestiegen. Auch dort gab es keine große Bebauung, jedoch wurde dort eine öffentliche Unterkunft, in ehemaligen Schulgebäuden, wieder eröffnet.
Zum Bevölkerungswachstum im Stadtteil Rahlstedt nimmt das Bezirksamt Wandsbek im Hamburger Abendblatt am 31.01.2024 wie folgt Stellung
„Dafür, dass Rahlstedt bereits seit Jahren hohe Zuzüge verzeichnet, sieht das Bezirksamt Wandsbek vielfältige Gründe. „Viele schätzen die Naturnähe in dem grünen Stadtteil mit der Wandse und den Naturschutzgebieten, zum Beispiel am Höltigbaum“, so eine Sprecherin. „Gleichzeitig ist man aber auch schnell in der Innenstadt. Es gibt eine gute Infrastruktur mit Schulen, Kitas, Vereinen und Einkaufsmöglichkeiten.“ Die Rahlstedter Mieten seien im Vergleich zu anderen Stadtteilen noch moderat. Zudem sei in den vergangenen Jahren ordentlich Wohnraum geschaffen worden. Rahlstedt-Ost werde noch bis 2025 durch verschiedene Maßnahmen stabilisiert und aufgewertet. Auch komme den Rahlstedter die künftig verbesserte Innenstadtanbindung dank der im Bau befindlichen S4 zugute“.
Was macht das Bezirksamt Wandsbek und der Senat in den anderen Stadtteilen von Wandsbek falsch?
Im Stadtteil Steilshoop wird in den nächsten Jahren sehr umfangreich gebaut und es entstehen weiter Wohneinheiten. Dies führt zu einem Zuwachs der Bevölkerung in diesem Stadtteil. Nach den Informationen des Statistikamt Nord wächst der Stadtteil minimal.
In einigen anderen Stadtteile im Bezirk Wandsbek wird es keinen Bevölkerungszuwachs geben, sondern dort wird die Zahl der Bevölkerung abnehmen, wie in Duvenstedt, Wohldorf-Ohlstedt und Bergstedt.
Fehlt dort die Anbindung an den ÖPNV, gibt es dort keine Naturnähe, fehlt die gute Infrastruktur mit Schulen, Kitas, Vereinen und Einkaufsmöglichkeiten?
Wer sich mit diesen Stadtteilen nur statistisch beschäftigt, vergisst das es dort u.a. die grünen Oasen wie den Duvenstedter Brook, den Wohldorfer Wald und das Rodenbeker Quellental gibt. Was fehlt damit sich dort ein Bevölkerungszuwachs einstellen kann?
Vor diesem Hintergrund fragen wir die zuständigen Fachbehörden:
Die Behörde für Inneres und Sport (BIS) antwortet wie folgt: 19.03.2024
Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) antwortet wie folgt: 12.04.2024
BIS:
Die kleinräumige Bevölkerungsvorausberechnung für Hamburg von 2023 bis 2040 wurde vom Statistischen Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (Statistikamt Nord) erstellt.
Die Entwicklung in Abstimmung mit dem Basisdatenausschuss (BDA) erfolgte unter Beteiligung der Fachebene der folgenden Behörden:
- Behörde für Verkehr und Mobilitätswende,
- Behörde für Schule und Berufsbildung,
- Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ),
- Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen
- Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke
- Finanzbehörde,
- Bezirksamt Bergedorf,
- Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde)
Für die Stadt Hamburg insgesamt werden Annahmen zum Wanderungssaldo (Bilanz aus Zuziehenden und Fortziehenden) mit dem Ausland, dem restlichen Bundesgebiet und den sechs Hamburger Umlandkreisen getroffen. Mittels empirischer Werte der vergangenen Jahre werden die demografisch differenzierten Zu- und Fortzüge (Alter und Geschlecht) auf die Gebietseinheiten (Stadtteile) aufgeteilt. Den Prognosen liegen auch Annahmen zum Thema Wohnungsbau zugrunde, die auf Daten der Potentialflächenauskunft (PAUL) der FHH sowie der Statistiken der Bautätigkeit des Statistischen Amts für Hamburg und Schleswig-Holstein (Baufertigstellungs- und Bauüberhangsstatistik) beruhen.
Die Annahmen zur demografischen Entwicklung werden lediglich für Hamburg insgesamt bzw. für sogenannte Cluster getroffen. Cluster stellen für das Prognosemodell extra zusammengefasste Stadtteile mit einem ähnlichen demografischen Verlauf dar, u.a. Geburtenhäufigkeit, Lebenserwartung. Bei der Erstellung einer Bevölkerungsvorausberechnung wird die Clusterbildung angewandt, um statistische Unsicherheiten u.a. aufgrund von geringen Fallzahlen besser zu kontrollieren.
BIS:
Das Statistische Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein kann zum Anstieg der im Melderegister registrierten Personen in einem Statistischen Gebiet zu einem bestimmten Zeitpunkt keine verlässlichen Aussagen treffen.
Die amtlichen Bevölkerungsstatistiken zur Ermittlung der Bevölkerungsfortschreibung nach dem Bevölkerungsstatistikgesetz (BevStatG), also insbesondere die Geburtenstatistik, die Sterbefallstatistik sowie die Wanderungsstatistik, werden in Deutschland aktuell nur auf Ebene der Gemeinden durchgeführt. Mit den Daten der amtlichen Wanderungsstatistik kann das Statistische Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein ab dem Berichtsjahr 2022 für die Einheitsgemeinde Hamburg nur Aussagen zu den internen Wanderungsbewegungen auf Ebene der Stadtteile treffen.
BIS:
Für die Ermittlung der bewegungsspezifischen Daten der kleinräumigen Bevölkerungsvorausberechnung für Hamburg von 2023 bis 2040 wurden statistische Daten der letzten vier Jahre (2019 bis 2022) hinzugezogen. Für diesen Zeitraum wurde ein Durchschnittswert ermittelt. Durch das Bilden eines Durchschnitts werden Jahre, in denen es starke Veränderungen gab, in ihrem Einfluss abgemildert.
Siehe SKA 22/15124 (hier: Antwort zu den Fragen 1 und 2).
BIS:
Aktuelle Einwohnerzahl nach dem Melderegister (30. Juni 2023) | |||
Statistisches Gebiet |
männlich |
weiblich |
Gesamtsumme |
74012 |
3 198 |
2 554 |
5 752 |
Quelle: Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein, Melderegister zum 30. Juni 2023. Das Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein wertet Daten des kommunalen Melderegisters zu den Stichtagen 30. Juni und 31. Dezember eines Jahres aus. Daten zum 31. Dezember 2023 liegen erst im März/ April 2024 vor.
Hinweis: Die Einteilung Hamburgs in Statistische Gebiete kann man sich auf der folgenden Verwaltungskarte anzeigen lassen:
https://www.statistik-nord.de/fileadmin/maps/verwaltungskarte_hh/index.html
BSW:
Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) verfolgt gemeinsam mit den Bezirksämtern strategische Zielsetzungen, um Wohnraum zu schaffen und Zentrenstrukturen zu stärken. Diese sind im Hamburger Maß – Leitlinien zur lebenswerten und kompakten Stadt und dem Hamburger Zentrenkonzept verankert. Mit dem Hamburger Maß ist der Handlungsrahmen für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Siedlungsentwicklung gesetzt, um die Quartiersdichte auch in Gebieten mit niedriger Quartiers- und Einwohnerdichte angemessen zu erhöhen. Zudem sind in dem Fachbeitrag „Mehr Stadt in der Stadt – Gemeinsam zu mehr Freiraumqualität in Hamburg" eine Reihe von Handlungsempfehlungen formuliert, die bei Projekten städtebaulicher Innenentwicklung zu berücksichtigen sind. Das Hamburger Zentrenkonzept bildet die Grundlage für die qualitätvolle Weiterentwicklung und Stärkung der Zentren und wird auf lokaler Ebene von den bezirklichen Nahversorgungskonzepten unterstützt.
Siehe SKA 22/15124 (hier: Antwort zu den Fragen 1 und 2).
BIS:
Für die drei genannten Stadtteile wurden, wie bei allen Stadtteilen, die Bevölkerungsbewegungen der letzten vier Jahre (2019 bis 2022) in die Quoten- und Ratenberechnung einbezogen. Die Stadtteile Eilbek und Wandsbek wiesen in diesem Zeitraum sowohl einen positiven natürlichen Saldo (Geburtenüberschuss) als auch einen positiven Wanderungssaldo (Zuwanderungsüberschuss) auf. Der negative natürliche Saldo (Gestorbenenüberschuss) Marienthals im beobachteten Vierjahreszeitraum konnte durch einen positiven Wanderungssaldo ausgeglichen werden. Diese positiven Entwicklungen der Vergangenheit wurden auf die Zukunft übertragen. Durch die getroffenen Annahmen zum Wanderungsgeschehen für die Gesamtstadt und zum generativen Verhalten (Geburten und Sterbefälle) für die Cluster (vgl. Frage 1) ergibt sich, unter der Berücksichtigung aus der Vergangenheit ermittelten Raten und Quoten, eine positive Bevölkerungsentwicklung für die genannten Stadtteile.
keine Anlage/n