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Psychische Belastungen von Kindern und Jugendlichen während der Corona Pandemie Auskunftsersuchen vom 16.02.2022

Antwort zu Anfragen

Bera­tungs­reihen­folge
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13.04.2022
07.04.2022
Ö 15.10
Sachverhalt

 

Eine neue Pressemitteilung des UKE Hamburg vom 09. Februar 2022 hat ergeben, dass psychische Belastungen von Jugendlichen und Kindern weiterhin hoch - aber leicht rückläufig sind. Hierbei geht es vor allem um die psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen während der Corona Pandemie. Durch das Ergebnis der dritten Befragungsrunde der COPSY-Studie (Corona und Psyche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf wird deutlich, dass immer noch viele psychische Auffälligkeiten als Folge der Pandemie zu verzeichnen sind. Hiervon sind insbesondere Kinder und Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien betroffen.

 

Die Studie macht deutlich, dass sich das psychische Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen im Herbst 2021 leicht verbessert hat. Grund für die Verbesserung ist das Ende der strikten Kontaktbeschränkungen, die Öffnung der Schulen sowie der Sport- und Freizeitangebote. Der Medienkonsum ist wieder zurück gegangen und viele Kinder fangen wieder an mehr Sport zu machen. Trotzdem wird sichtbar, dass eineinhalb Jahre nach Pandemiebeginn mehr als ein Drittel der Kinder und Jugendlichen in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sind. Vor der Pandemie war dieser Wert etwa zehn Prozentpunkte weniger. Etwa acht von zehn Kindern und Jugendlichen fühlen sich durch die Corona-Pandemie belastet. Deutlich sichtbar ist, dass das Belastungserleben im Verlauf der Pandemie zunächst zugenommen und dann auf einem hohen Niveau stabilisiert.

 

Schulische Probleme und Streitigkeiten innerhalb der Familie haben im Vergleich zum Beginn der Pandemie abgenommen. Gut strukturierte und selbstsichere Kinder und Jugendliche kommen mit den schulischen Veränderungen während der Pandemie deutlich besser zurecht. Belastungen innerhalb der Familie und der Schule bleiben jedoch erhöht. Auch ein Großteil der Eltern (ca. 80 Prozent) fühlen sich ebenfalls durch die Pandemie belastet.

 

Vor diesem Hintergrund fragen wir:

 

Die Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (Sozialbehörde) antwortet wie folgt:                                                                                                                                                   30.03.2022

 

  1. Gibt es mittlerweile niedrigschwellige Angebote für Kinder und Jugendliche um auf psychologische Hilfe zurückzugreifen? 

 

  1. Falls nein, weshalb nicht?

 

Die Versorgung mit psychologischer und psychotherapeutischer Hilfe ist vorrangig Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Die Sozialbehörde ist mit der KV und weiteren Akteuren des Gesundheitswesens im Gespräch zur Verbesserung der psychischen Gesundheit und psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen.

Ganz konkret hat die Sozialbehörde hierzu in der  Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik am UKE zwei zusätzliche Therapeutenstellen finanziert, um dem gestiegenen Bedarf an therapeutischen Maßnahmen und Settings der Krisenintervention unter Kindern und Jugendlichen zu unterstützen. Damit können pandemie(mit)bedingte psychische Krisen frühzeitig aufgefangen und aktuelle Versorgungsengpässe ausgeglichen werden.

Allgemein kann auf die Arbeit der Lokalen Vernetzungsstellen für Prävention in Jenfeld, Hohenhorst und Rahlstedt-Ost verwiesen werden. Deren niedrigschwellige Angebote in den Bereichen Bewegung und Ernährung dienen der Förderung der psychosozialen Gesundheit.

Neu ist das Projekt "DreiFürEins", das nach den Herbstferien des Schuljahres 2021/2022 an den Start gegangen ist. Schule, Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrien Hand in Hand - dafür steht der Name "DreiFürEins". Gemeinsam wollen die Projektpartner eine gesunde Entwicklung und Teilhabe an Bildung bei den Schülerinnen und Schülern vor Ort fördern, die in bestehende Behandlungsstrukturen nicht hineinfinden und keine adäquate Hilfe erhalten. In den kommenden zweieinhalb Jahren wollen sie für bis zu 550 Kinder und Jugendliche im Altern zwischen 4 und 17 Jahren entsprechende therapeutische Angebote in vier Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ), Altona-West, Altona, Bergedorf und Wandsbek-Süd, mit Therapieräumen (ReBBZ+T) organisieren, um ihnen und ihren Familien in ihrer schwierigen Situation Unterstützung verbunden mit therapeutischer Behandlung anzubieten. Die Therapie wird von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der zwei teilnehmenden Kliniken Asklepios Klinik Harburg und Katholisches Kinderkrankenhaus Wilhelmstift durchgeführt.

Im Rahmen der Jugendhilfeinfrastruktur stellen institutionelle niedrigschwellige Erziehungs- und Familienberatungsstellen Anlaufstellen für Kinder, Jugendliche und Eltern zur Beratung dar. Die Beratungsstellen sind mit einem multiprofessionellen Kernteam ausgestattet. Es besteht aus festangestellten Fachkräften verschiedener Fachrichtungen mit psychologischer, (sozial-)pädagogischer und therapeutischer Qualifikation. In Wandsbek gibt es fünf Erziehungsberatungsstellen, davon drei in kommunaler und zwei in freier Trägerschaft.

 

 

  1. Gibt es Angebote für Eltern, damit Sie Ihre Kinder besser unterstützen können?

 

  1. Falls nein, weshalb nicht?

 

Eltern haben verschiedene Möglichkeiten, Unterstützung bei der Erziehung ihrer Kinder zu erhalten. Dies reicht von Familien- und Erziehungsberatung vor Ort über Familienberatung im Internet oder per Telefon, speziellen Angeboten für Eltern mit Babys und Kleinkindern, Familienbegleitung bis hin zu Kurs- und Austauschangeboten im Rahmen der Familienbildung. Allgemein stehen Eltern vielfältige Angebote der Familienförderung und sozialräumliche Angebote der Jugend- und Familienhilfe zur Beratung zur Verfügung, s. Erziehung von Kindern und Probleme in der Familie - Familienwegweiser Hamburg – auf hamburg.de. Im Rahmen des Bundesprogramms Aufholen nach Corona wurden die niedrigschwelligen Angebote in den Bezirken regional ergänzt. In der überregionalen Familienförderung werden mit den Bundesmitteln des Bundesprogramms Aufholen nach Corona im Bereich der Familienförderung u.a. zusätzliche Elternkurse, eine Erweiterung des HIPPY-Hausbesuchsprogramms (Home Instruction for Parents of Preschool Youngsters), zusätzliche Angebote des Austausches und der Beratung in der Familienbildung in 2022 umgesetzt.

Neu ist der im November 2021 von der Bundespsychotherapeutenkammer herausgegebene Elternratgeber Psychotherapie, der umfassend zum Thema psychische Belastungen und Erkrankungen sowie Hilfsmöglichkeiten informiert: https://www.elternratgeber-psychotherapie.de/.

 

 

 

Anhänge

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