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E statt Gebüsch: Spielplätze brauchen WCs! Debattenantrag der FDP-Fraktion

Antrag

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
TOP
09.01.2024
14.12.2023
Ö 4.6
Sachverhalt

 

Hamburg hat ein Bedürfnis-Problem. Hamburg hat viele Bedürfnisprobleme, aber eines, das sogar den Namen trägt: Bedürfnisanstalt.
Definition: Eine Bedürfnisanstalt, auch öffentliches WC oder WC-Anlage genannt, ist eine allgemein zugängliche Toilettenanlage im öffentlichen Raum zum Verrichten der Notdurft oder zum Urinieren.
Zu den vielen Stellen in der Stadt, wo es an einer öffentlichen Bedürfnisanstalt mangelt, gehören darüber sprechen wir hier seit langem einige Wochenmärkte, aber eben auch: Spielplätze. In der Stadt gibt es 772 öffentliche Spielplätze - lediglich 11 haben eine angeschlossene WC-Anlage. Das sind nicht einmal 1,5 %.

Ob unser Bezirk Wandsbek da jetzt prozentual etwas drüber oder noch drunter liegt: bei dieser Größenordnung irrelevant.

Die zuständige Umweltverwaltung sagt, dass die städtischen Kinderspielplätze für Kinder im Alter zwischen 6 und 17 Jahren ausgerichtet seien, und die könnten in der Regel mit ihrem Bedürfnis nach Hause laufen. Die Spielangebote für Kleinkinder richteten sich gemäß der Regelaltersklasse für Spielplätze ­ an kleinere Geschwisterkinder. Nun haben auch kleinere Geschwisterkinder sobald sie den Windeln entwachsen sind ein Bedürfnisproblem. Begleitende Eltern haben es auch und müssten, wenn sie selbst müssen, das Kind oder die Kinder vom Spielplatz zwecks Verrichtung ihres eigenen „Bedürfnisses“ aus dem Spiel reißen und mit nach Hause nehmen, weil es im Spielplatzbereich kein öffentliches WC gibt.
An die Bedürfnis-Situation mancher Großeltern sei nur am Rande mit erinnert.
Und an die unhygienische Situation mit vielen Taschentüchern und an pflanzenschädigenden Urin im Gebüsch ebenfalls. Eine Ordnungswidrigkeit zwar aber eine, zu der die Verwaltung die Spielplatzbesucher nötigt!

Nun hat Hamburg und hat daher auch der Bezirk zum Bedürfnis-Problem der Spielplatzbesucher noch ein eigenes: die Kosten. Die Verwaltung stellt nicht einfach ein WC auf, sondern eine WC-Anlage, laut Umweltbehörde (Beitrag in der ZEIT vom 26. Oktober 23) hat „sich in Hamburg ein „Großstadt-Standard“ etabliert.“ Der hohe Standard sei unabdingbar zur Vermeidung von Vandalismusschäden und Reparaturkosten.
Das heißt: Hamburg leistet sich Super-WC-Anlagen für handverlesene einzelne Standorte, und lässt die Menschen an nichtversorgten Standorten mit ihrem Bedürfnis allein.

Schauen wir auf Zürich: Die Stadt hat noch weniger Einwohner als unser Bezirk Wandsbek etwas über 400.000. Spielplätze sind so angelegt, dass meist ein öffentliches WC in der Nähe ist und beispielsweise in benachbarten Schulen auch in den außerschulischen Zeiten genutzt werden kann. Wo das nicht der Fall ist, und das ist dort bei den wenigsten Spielplätzen so, gibt es derzeit 21 Kompost-WCs. Kostenpunkt Anschaffung: knapp 3000.- Euro. Vandalismus erlebt Zürich gerade bei diesen Anlagen letztlich gar nicht.
Die Umweltbehörde sieht bei Kompost-WCs allerlei kritische Aspekte wie keine zertifizierten umweltfreundlichen Entsorgungswege für Kompost aus menschlichen Exkrementen, heißt es. Und man könne sich danach nicht die Hände waschen. Alle diese Aspekte sollte in einer Wissenschaftsstadt wie Hamburg lösbar sein: Entsorgungs- und Nutzungswege werden bereits außerhalb unserer Hansestadt getestet und genutzt, und Wasser sollte es ohnehin auf jedem guten Spielplatz geben. Und ansonsten die Empfehlung, wie es ältere Eltern früher schon immer gemacht habe: eine Flasche Wasser zum Händewaschen zum Spielplatz mitnehmen. Auch, weil sandige Kinderhände ohnehin zwischendurch gewaschen werden müssen.

Wenn Hamburg sich so schwer tut mit WC-Anlagen „E“ wie einfach, kann Wandsbek als bevölkerungsreichster Bezirk mit einem Modellprojekt vorangehen und zeigen, wie man kinderfreundlich, elternfreundlich, preiswert und nachhaltig Lösungen für das völlig naturgegebene „Bedürfnis“ anbieten und die Spielplätze zugleich familien- und auch umweltfreundlicher machen kann. Die nächste Kinderspielplatz-Saison beginnt schon bald es sollten jetzt entsprechende Lösungen verabredet werden.

 

Petitum/Beschluss

 

1. Die Bezirksversammlung bittet die Verwaltung in Wandsbek um den Start eines Modellprojektes „Einfache und nachhaltige WCs für Spielplätze des Bezirkes“.

 

2. Die Bezirksversammlung bittet die Verwaltung in Wandsbek um zeitnahe Einholung von Angeboten einfacher WC-Anlagen hinsichtlich Anschaffungskosten, Unterhaltungs- und Entsorgungskosten.

 

3. Die Bezirksversammlung bittet die Verwaltung um Vorstellung der eingegangenen Angebote spätestens im KUV im Mai 2024 zur Entscheidung, welches „einfache WC“ oder welche zwei Vergleichsmodelle auf welchen Spielplätzen getestet werden soll/en.

 

Anhänge

keine Anlage/n