Die Referentinnen von ASKLEPIOS stellen mit einer Präsentation die aktuelle Personallage, die Tätigkeiten zur Personalgewinnung sowie die Bildung von ASKLEPIOS als Arbeitgebermarke vor. Sie werben um Verständnis, dass die besagte Präsentation nicht öffentlich als Anhang zum Protokoll veröffentlicht werden könne. Man bewege sich bei Pflege- und Gesundheitskräften auf einem arbeitnehmerfreundlichen Markt, so dass es sich bei den Maßnahmen im Detail um interne Betriebsgeheimnisse handele.
Die Referenten skizzieren folgende Aspekte:
- Den 180 Auszubildendem (gerechnet über 3 Jahre) stehen 11 Praxisanleiter im stationären Bereich gegenüber. Insgesamt habe Asklepios über 790 Vollzeitkräfte (Des Weiteren: VK), ca. weitere 120 VK befänden sich in Elternzeit, Mutterschutz oder z.B. im Sonderurlaub zur Pflege von Angehörigen,
- Entwicklung einer Ausbildungsgarantie,
- Entwicklung von attraktive Arbeitszeitmodelle wo Beschäftigte bei Wunsch in verschiedenen Stationen in Teilzeit arbeiten könnten,
- Akademisierung der Pflege und Pflegehelferausbildung,
- Entwicklung des neuen Ausbildungsgangs zum Gesundheits- und Pflegeassistent (GPA) seit Jahresbeginn,
- Intensiver Kontakt zu Schulen im Süderelbe-Raum,
- Pflege der Eltern-Schüler-Abende sowie der Boys &Girls Days,
- Einstellung einer eigenen Koordinatorin für Praktika, Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ), und Bundesfreiwilligendienst (BFD),
- Kommunikation über Social Media über Instagram und Linkedin,
- Nutzung von Stellenanzeigen, Stepstone und Buswerbung zur Verbreitung der Stellenanzeigen,
- Intensiver Kontakt zu Schulen im Süderelbe-Raum,
- Schaffung einer Integrationsstation, die sich besonders um ausländische MitarbeiterInnen kümmert, ASKLEPIOS habe konzernweit über 1.000 ausländische MitarbeiterInnen
- Schaffung von Wohnraumangeboten für Auszubildende (Haus mit 9 vollmöblierten Zimmer in Neu Wulmstorf, südlich der B 73)
- Enge Zusammenarbeit mit dem Welcome-Center
Neben der Erörterung von praktizierten Führungsmodellen stand in der Diskussion die Anzahl sowie die fachlichen Kenntnisse der künftigen Auszubildenden im Vordergrund.
Hier konstatierten die Referenten, dass die Anzahl der Ausbildungsinteressierten sowie deren fachliche Voraussetzungen in den vergangenen Jahren leider abgenommen hätten. Derzeit würden 80% der Auszubildenden die Ausbildung erfolgreich abschließen, noch würden alle Ausbildungsplätze besetzt. Es sei zweifellos eine Herausforderung, künftig Nachwuchskräfte mit geringeren formalen Fachkenntnissen in diesen Beruf zu integrieren und dafür zu qualifizieren; diese Herausforderung bestände nicht nur für künftige Auszubildende, sondern auch für deren Führungskräfte.
In Bezug auf die pandemiebedingten Beschäftigungsverbote berichten die Referenten, dass dies nahezu ausschließlich schwangere Frauen betraf. Während der Pandemie hätten die Amtsärzte zur Vermeidung einer Ansteckung am Arbeitsort schnell ein Beschäftigungsverbot ausgesprochen. Beschäftigungsverbot für ungeimpfte Arbeitnehmer, die sich trotz Beratung auch nicht hätten impfen wollen, hätte sich im einstelligen Bereich bewegt und seien für die Klinik als Ganzes nicht relevant gewesen.
Es wird angerissen, wie die Integrationsmentoren und die Integrationsstationen arbeiten, um neben der Vermittlung von Sprachkenntnissen die Nachwuchskräfte einzuarbeiten und in den umfangreichen Arbeitsalltages eines Krankenhauses mit unterschiedlichen Stationen wie u.a. Beatmungszentrum, Geriatrie, Intensivmedizin, Kardiologie, Notfallmedizin oder Schmerztherapie) zu vermitteln.
Die Referenten der sozialen Beratungsstelle Harburg / Wilhelmsburg von der Diakonie stellen anhand des beiliegenden Handouts (siehe Anhang zur Niederschrift) ihre Tätigkeiten in der Straßensozialarbeit und deren Erwartungen an die Politik vor. Die Straßensozialarbeit erfolge nach §§ 67 ff SGB XII.
Die Referenten betonen, dass die Obdachlosigkeit im Bezirk Harburg ein unterschätztes Problem sei, da diese Personen sich auf die gesamte Bezirksfläche verteilen und beispielsweise in Wäldern sowie leerstehenden Industrieanlagen übernachten würden. Somit sei dieses Phänomen nicht so sichtbar wie beispielsweise beim Beratungs- und Gesundheitszentrum Drob Inn am Hauptbahnhof, wo die Betroffenen in größerer Zahl auf vgl. geringem Raum auffindbar seien.
Die betroffenen Menschen obdachlosen und wohnungslosen Menschen teilen die Referenten grob in folgende Gruppen auf:
Aufgrund von Nachfragen aus dem Ausschuss geben die Referenten an, dass zur letzten Gruppe vielfach EU-Bürger aus Bulgarien oder Rumänien gehören. Diese haben als Unionsbürger eine Einreiseerlaubnis, jedoch ohne eine mehrjährige nachgewiesene Beschäftigung keine Leistungsansprüche im Sozial- oder Gesundheitssystem.
Diese Personen werden in Harburg – sofern bekannt – aktuell von 2 Straßensozialarbeitern der Diakonie betreut, welche sich gemeinsam eine ½ Stelle teilen würden. Dies alleine mache aus Sicht der Referenten deutlich, dass damit keine umfassende Straßensozialarbeit mit Betreuung und Begleitung für alle Betroffenen geleistet werden könne. Erschwerend für die Betroffenen sei es, dass diese örtliche Hilfsangebote die Soziale Beratungsstelle, das Abrigado, das Hans-Fitze-Haus oder das Harburg-Huus kaum kennen würden. Allerdings würden klassische Übernachtungsprojekte keinen Drogenkonsum dulden, so dass diese für Schwerabhängige nicht in Frage kommen.
Die Referenten führen weiter aus, dass Hamburg im Vergleich der Bundesländer ein vielfältiges und zum Teil auch gutes Hilfesystem habe: Dieses sei jedoch zentralisiert und erreiche vornehmlich die Szene in Hamburg-Mitte rund um den Hauptbahnhof, dem Drob Inn sowie der Innenstadt. Da sich die meisten Hilfesuchenden in der Hamburger Innenstadt aufhielten, würden spendenbasierte Hilfsprojekte wie der Mitternachtsbus oder das Ärztemobil vornehmlich dort tätig sein, da diese als Legitimation für ihre Geldgerber eine entsprechende Kundenfrequenz benötigen. Dies bedeute, dass Außenbezirke wie Harburg kaum solche Angebote für die hiesigen wohnungs- und obdachlosen Menschen hätten. Von den Betroffenen würden die Wege in die Innenstadt als zu weit oder umständlich empfunden würden. Die Straßensozialarbeit hätte keine personellen Ressourcen, die Betroffenen in die Innenstadt zu begleiten, um so deren „Schwellenangst“ zur Nutzung der dortigen Hilfsangebote zu überwinden: Abgesehen davon hätten die Betroffenen auch kein Geld für die Bahnkarten.
Auf Nachfrage aus dem Ausschuss bestätigten die Referenten, dass sie die neu eröffneten Arbeitnehmerpensionen für sinnvoll erachten. Diese richteten sich jedoch an eine andere Klientel – nämlich an neu Hinzugezogene mit einem Job, jedoch noch ohne Wohnung. Dieses neue Angebot sei daher präventiver Natur und wäre wegen Auflagen für die jetzigen Obdachlose kaum geeignet.
Des Weiteren führten die Referenten aus, dass es keine Kooperationen zu Harburger Arztpraxen gäbe, wo man ggf. Betroffene vorbeischicken könnte – und sei es auch nur zu bestimmten Tageszeiten.
Die Referenten bieten an, bei der politischen Bearbeitung dieses Themas in den Ausschüssen von der Politik gerne als Ansprechpartner und Experten eingeladen zu werden.
Die Referenten erwähnen zudem die Ergebnisse einer Studie zur Obdachlosigkeit, welche die Stadt Hamburg durchführe und die voraussichtlich in den kommenden Wochen veröffentlicht werden könnte. Diese befürchten, dass als Handlungsalternative eine Zentralisierung der Straßensozialarbeit herauskommen könnte, beispielsweise beim Träger „Fördern & Wohnen“. Dies sei für die obdach- und wohnungslosen Menschen in Harburg fatal, da Straßensozialarbeiter aus der Innenstadt nicht die Verhältnisse vor Ort kennen würden und sich die Arbeit vermutlich mehr auf die Hamburger Innenstadt konzentrieren werde. Auf Nachfrage führt die Verwaltung aus, dass sie hierzu von der Sozialbehörde noch nicht informiert oder befragt worden sei.
Der Ausschuss teilt die Einschätzung, dass eine Zentralisierung der Straßensozialarbeit für Harburg Nachteile hinsichtlich der hiesigen zu betreuenden obdachlosen und wohnungslosen Menschen hätte. Die Fraktionen erwägen zur September-Sitzung einen gemeinsamen Antrag, um die Vertreter der Sozialbehörde in den Ausschuss einzuladen sowie zu etwaigen Planungen zu befragen.
Anlagen
Flyer der Diakonie zur Straßensozialarbeit (667 KB)
Obdachlosigkeit in Harburg - Handout für den SIGI am 12.06.2023 (1226 KB)
Der Ausschuss vertagt diesen Tagesordnungspunkt auf die kommende Sitzung.
Die Verwaltung berichtet, dass der Tagestreff des Hans-Fitze-Hauses wieder seine Arbeit aufgenommen habe und mit einem geänderten Sicherheitskonzept seit dem 9.5.2023 geöffnet sei. Es wird angekündigt, dass das o.g. Konzept bei der kommenden Sicherheitskonferenz (SIKO) vorgestellt werde.
Der Ausschuss wird von der Verwaltung dahingehend unterrichtet, dass die Sprinkenhof GmbH davon ausgehe, dass beim Hans-Fitze-Haus zu Jahresende Dusch- sowie ein Werkstattcontainer aufgestellt werden können.
Auf Nachfrage aus dem Ausschuss teilt die Verwaltung mit, dass eine Betreuung durch die Elternlotsinnen bzw. Stadtteileltern grundsätzlich möglich und abrechnungsfähig seien, auch wenn die betreuten Personen nicht in den Kernstadtteilen des jeweiligen Projektes wohnen. Man hätte dies auch noch einmal in Folge der letzten Frage aus dem Ausschuss hierzu gegenüber den beiden Harburger Trägern kommuniziert.