Stellungnahme zum Antrag SPD betr. Erfolgreiche Sanierung der Harburger Spielplätze - wie geht es weiter?
Spielplätze gehören für Familien zu den wichtigen Infrastruktureinrichtungen im Wohnungsbau. Wie die moderne und kindgerechte Gestaltung öffentlicher Spielplätze in neuen Wohnquartieren aussehen sollte, hat die IBA mit dem Spielplatz in der Quartiersmitte des Fischbeker Heidbrook vorbildlich gezeigt. Die Berichterstattung sowohl im Stadtentwicklungsausschuss als auch in der Presse lässt auch für das neue Quartier Fischbeker Reethen erwarten, dass dort sehr gute Spielplätze entstehen.
Aber auch bei den bereits bestehenden öffentlichen Spielplätzen hat sich in den vergangenen Jahren schon eine Menge getan. Im Rahmen des Sanierungsprogramms sind z.B. der Spielplatz am Irrgarten in einen der Technischen Universität angepassten spacigen Weltraumspielplatz verwandelt und der Drachenspielplatz in Neuwiedenthal unter Beteiligung der Anwohner:innen neugestaltet worden.
Im März lief zudem gerade die Öffentlichkeitsbeteiligung zur Neugestaltung des Spielplatzes am Kiefernberg in Heimfeld. Die Umsetzung wird voraussichtlich in diesem Jahr erfolgen, so dass ein weiterer Spielplatz mit neuem Konzept und neuem Gerät Kinder zum Spielen einladen wird.
Die Sanierungsoffensive wird auch danach weitergehen. Hierbei werden auch neue konzeptionelle und pädagogische Erkenntnisse bei der Gestaltung von Spielplätzen einfließen. Zudem ist eine Beteiligung der Anwohner:innen und vor allem auch der Kinder mittlerweile Standard, um die Erfahrungen und Wünsche der Nutzer:innen einfließen zu lassen.
Die Bezirksverwaltung wird gebeten, zuständige Mitarbeiter:innen der Abteilung Stadtgrün in den Regionalausschuss Harburg und den Regionalausschuss Süderelbe zu entsenden, um dort über den Stand der Sanierung der öffentlichen Spielplätze und die nächsten Projekte zu berichten. Es soll dabei auch ein Einblick in die konzeptionelle Arbeit und die Formen der Öffentlichkeitsbeteiligung bei der Neugestaltung bestehender Spielplätze gegeben werden.
FREIE UND HANSESTADT HAMBURG
Bezirksamt Harburg
28.04.2022
Das Bezirksamt Harburg nimmt zu dem Antrag der SPD Fraktion (Drs. 21-1348) wie folgt Stellung:
1.1 Was zeichnet einen guten Kinderspielplatz aus?
Kinder brauchen mehr als die funktionalen Kombinationen von Schaukel, Wippe und Rutsche:
Wir von der Abteilung Stadtgrün möchten Kindern in einer urban geprägten Lebenswelt einen Raum zur Entwicklung von Kreativität und Selbstständigkeit schaffen.
1.2 Wie plant die Abteilung Stadtgrün Harburg
1.2.1 Grundlagen
Bewertungsmatrix
Um Kinderspielplätze im Bezirk Harburg anhand überprüfbarer Qualitätskriterien bewerten zu können, hat die Abteilung Stadtgrün eine Matrix entwickelt, die objektive Attribute für eine Kategorisierung von Spielplätzen bietet und diese mit dem Schulnotensystem bewertet.
Die ‚Kategorisierung Harburger Kinderspielplätze‘ umfasst unter anderem eine Kategorie hinsichtlich des Spielwertes/Spielangebots für alle Altersgruppen (0-3 Jahre, 3-6 Jahre, 6-13 Jahre). Je nach Altersgruppe haben Kinder unterschiedliche Bedürfnisse und Ansprüche. In der Gruppe von 0-3 Jahren werden diese zumeist über das Sandspiel erfüllt, bei den 3-6 jährigen steht das Bewegungsspiel mit Klettern, Wippen, Balancieren, Rutschen und Schaukeln an erster Stelle. In der Gruppe ab 6 Jahren stehen die Möglichkeiten zum Rollen und Bewegungsspiel (z.B. Fußball) im Vordergrund, der Aktionsradius nimmt zu und unbeobachtetes Spiel rückt in den Fokus.
Wie bei Stadtgrün mit dieser Matrix umgegangen wird und welche Konsequenzen daraus gezogen werden, ist in den folgenden Parametern dargestellt.
Welche Kinderspielplätze werden erneuert
Die Auswahl der Kinderspielplätze erfolgt grundsätzlich gemäß der Matrix ‚Kategorisierung Harburger Kinderspielplätze‘ (Sanierungsbedürftigkeit). Auch die im Folgenden genannten zusätzlichen Parameter dürfen bei der Planung jedoch nicht außer Acht gelassen werden, genauso wie Belange von BürgerInnen und Politik. Die Bürgerbeteiligung ist dabei ein wichtiges Instrument, um nicht nur Wünsche und Anregungen zum Ort anzunehmen, sondern auch die Anzahl der Kinder und deren Altersgruppen sowie den Bedarf in Abhängigkeit des vorhandenen Angebots in der Wohnsiedlung zu ermitteln. Dementsprechend entwickelt die Abteilung Stadtgrün die Kinderspielplätze und ihre Ausstattung.
Finanzplanung / Bezuschussung
Grundsätzlich werden die Mittel für die Grundinstandsetzung, den Neubau und die Aufwertungen von Kinderspielplätzen von der BUKEA bereit gestellt. Mit diesen finanziellen Mitteln ist es lediglich möglich, einen Spielplatz pro Jahr zu überplanen und zu erneuern, sofern die Gelder nicht für eine Kofinanzierung bei RISE verwendet werden.
Für Spielplätze in Fördergebieten wird zusätzlich eine Förderung - z.B. bei RISE - beantragt.
Daher werden Kinderspielplätze in Fördergebieten eher für eine Sanierung herangezogen, obwohl diese in der Bewertungsmatrix möglicherweise nicht mit einer schlechten Note abschneiden.
Umfeld
Im Kern geht es hier um die Frage, welche Spielplätze gut frequentiert werden oder eine hohe Bedeutung haben. In diesem Sinne müssen sich nicht nur die Altersgruppen und die Anzahl der Kinder angeschaut werden, sondern ebenfalls die Lage (Bebauung im Umfeld), Funktion und Wechselwirkungen von benachbarten Spielplätzen (sich überdeckende Radien von Einzugsgebieten). Beim statistischen Landesamt können die genauen Altersstrukturen abgefragt werden.
1.2.2 Planung
Sobald die Entscheidung des zu erneuernden Kinderspielplatzes getroffen ist, erarbeitet die Abteilung Stadtgrün die Grundlagen für dieses Projekt.
Es wird dabei zwischen drei Planungsfeldern unterschieden. Bei einer Grundsanierung wird ein bestehender Kinderspielplatz komplett erneuert. Bei einem Neubau wurden im Rahmen eines B-Planverfahrens neue Kinderspielflächen ausgewiesen und der Kinderspielplatz erstmalig gebaut. Die Aufwertung besteht aus punktuellen Verbesserungen auf bestehenden Kinderspielplätzen.
Vorarbeiten
Zu den Vorarbeiten gehört die Vermessung und Leitungsabfrage als Grundlage für die Planung sowie die Ermittlung möglicher Kampfmittelverdachtsflächen und Altlasten.
Planungsbüro
Die Auswahl eines Planungsbüros erfolgt über die Einholung mindestens dreier Honorarangebote von geeigneten Landschaftsarchitekten. Im Anschluss erfolgt die Beauftragung.
Vom Entwurf zum fertigen Kinderspielplatz
Das beauftragte Landschaftsarchitekturbüro erarbeitet - unter enger Führung von der Abteilung Stadtgrün - einen Vorentwurf. Dabei ist es der Abteilung Stadtgrün wichtig, jeden Spielplatz unter ein Thema zu stellen und ein Gesamtkonzept zu entwickeln, welches über die reine Funktionalität der Spielgeräte hinausgeht. Die Kinder sollen Anregungen für andauerndes und phantasievolles Spielen vorfinden und sich Herausforderungen stellen, um an sich zu wachsen, unabhängig von Alter, Geschlecht und individuellen Fähigkeiten. Die Beteiligung der BürgerInnen ist obligatorisch und gibt dabei wertvolle Impulse. Nach einer Bürgerbeteiligung vor Ort oder online und der Vorstellung in den entsprechend zu beteiligenden Ausschüssen, wird der Vorentwurf ggf. überarbeitet und in die Entwurfsphase geführt. Besonders wichtig bei der Planung von Kinderspielplätzen ist neben der Nachhaltigkeit, das Thema Barrierefreiheit und Inklusion. Die Möglichkeit der Nutzung und des Miteinanders durch alle, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Alter und individuellen Fähigkeiten, wird mitgedacht und umgesetzt. Die barrierefreie Erreichbarkeit des Spielplatzes und einzelner Spielzonen sowie eine vielfältige Ausstattung in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden ist Teil des
Planungsprozesses.
Die Bauleistungen für den sich so entwickelnden Entwurf werden dann am Markt ausgeschrieben und an eine ausführende Firma vergeben. Nach der Fertigstellung des Kinderspielplatzes wird dieser oft unter Einbeziehung der Öffentlichkeit den BürgerInnen, und vor allem den Kindern, übergeben.
Wir gehen davon aus, dass mit diesen Kriterien und der Vorgehensweise in der Planung eine Möglichkeit geschaffen worden ist, Spielflächen in besserer Qualität und interessanterem Angebot in den entsprechenden Quartieren dauerhaft zu schaffen und zu erhalten.
1.2.3 Übersicht „Wie plant die Abteilung Stadtgrün“
Das Fachamt MR hat 14 Kinderspielplätze zwischen 2016 und 2020 bearbeitet.
Von den bearbeiteten und zu bearbeitenden Kinderspielplätzen liegen 9 Kinderspielplätze in den RISE-Fördergebieten Harburgs und Süderelbe.
Kinderspielplätze in RISE-Gebieten
KSP Dritte Meile (Naturerlebnisspielplatz)
Kosten: 350.000,- €
Förderung: CLEVER Cities
Beteiligung: online, Bügerbeteiligung vor Ort
Planung: 2019
Baubeginn: Oktober 2021
Fertigstellung: März 2022
KSP Drachenthal (Drache, inkl. Fitnessinsel)
Kosten: 1.355.000,- €
Förderung: RISE
Beteiligung: drei Bügerbeteiligungen vor Ort
Planung: 2020
Baubeginn: Anfang 2022
Fertigstellung: Ende 2022
KSP Zündschnurweg (Wasserspielplatz)
Kosten: 1.100.000,- €
Förderung: EMS (Erhaltungsmanagement Spielplätze)
Beteiligung: online
Planung: 2020 abgeschlossen
Baubeginn: voraussichtlich 2022/2023
KSP Kapellenweg (Aktivspielplatz u.a. Skaten, Multisportfeld)
Kosten: 500.000,- €
Förderung: RISE
Beteiligung: online
Planung: 2020
Baubeginn: Anfang 2022
Fertigstellung: Ende 2022
KSP Kiefernberg (Quartiersplatz)
Kosten: 650.000,- €
Förderung: EMS (Erhaltungsmanagement Spielplätze)
Beteiligung: online
Planung: 2020
Baubeginn: Ende 2021
Fertigstellung: Mitte 2022
KSP Reeseberg (Quartiersplatz)
Kosten: 430.000,- €
Förderung: RISE
Beteiligung: online
Planung: 2021
Baubeginn: Ende 2021
Fertigstellung: Anfang 2022
KSP Hastedtplatz (Im Rahmen der Punktuellen Aufwertung des Göhlbachtals)
Kosten: ca. 150.000,- €
Förderung: RISE
Beteiligung: online und Bügerbeteiligung vor Ort durch die steg
Planung: 2021
Baubeginn: Ende 2022
Fertigstellung: Ende 2022
Die Belange von Kindern und Jugendlichen wurden geprüft und sind berücksichtigt.
gez. Fredenhagen
Anlage
Bilder