21-1035.01

Stellungnahme zum Antrag SPD betr. Bestattungswald im Bezirk Harburg

Antwort / Stellungnahme des Bezirksamtes

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16.04.2024
Sachverhalt


 

Immer mehr Menschen fragen nach einer Bestattung in einem Bestattungswald.

 

"Ein Bestattungswald (auch Urnen-, Begräbnis-, Ruhe- oder Friedwald) ist ein 1999 zuerst in der Schweiz offiziell genehmigter Beisetzungsort für Totenasche bei dafür ausgewählten Bäumen. Grabmäler und eine individuelle Grabpflege entfallen und sind hierbei unzulässig. (Es) ... gilt für Deutschland und Österreich von jüngeren Ausnahmen in Bremen und in Nordrhein-Westfalen abgesehen Urnenpflicht auch bei Baumbestattungen, wobei vorzugsweise biologisch abbaubare Urnen eingesetzt werden." [https://de.wikipedia.org/wiki/Bestattungswald; abgerufen 02.11.2020]

 

Die Vorteile so einer Bestattung sind die Nähe zur Natur, die biologisch abbaubare Urne, die persönliche Gestaltung der Trauerfeier und die Ruhezeiten von 15 bis 99 Jahren. So kann man sich schon zu Lebzeiten einen Baum aussuchen, der dann auch vor der Abholzung geschützt ist. Für viele ist auch die entfallende Grabpflege entscheidend, die man seinen Angehörigen nicht zumuten möchte. Man möchte die Angehörigen vor den sozialen Kontrollmechanismen auf den Friedhöfen bewahren und ihnen das schlechte Gewissen nehmen, wenn sie es wieder einmal nicht geschafft haben, sich um das Grab zu kümmern.

 

In den anderen Bundesländern sind viele Bestattungswälder ohne Auto nur schwer erreichbar und zu weit entfernt von Hamburg. Daher wäre es gut, wenn auch Hamburg diese Bestattungs-form anbieten würde

Petitum/Beschluss


 

Die Bezirksverwaltung wird gebeten zu prüfen, ob es in Harburg und insbesondere in Süderelbe geeignete Flächen für die Einrichtung von Bestattungswäldern gibt.

 

 

 

FREIE UND HANSESTADT HAMBURG

Bezirksamt Harburg

 

 

      11. März 2024

 

Das Bezirksamt Harburg nimmt zu dem Antrag SPD, Drs. 21-1035 wie folgt Stellung:

 

Seitens des Forstes stehen keine geeigneten Flächen für die Ausweisung eines Bestattungswaldes zur Verfügung. Für die Ausweisung ist vor allem die gute Erreichbarkeit über den ÖPNV, sowie ein gut zu begehendes Gelände entscheidend. Verkehrsgünstig gelegene Waldflächen, wie beispielsweise am Vahrenwinkelweg, sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen und stehen für einen Bestattungswald nicht zur Verfügung. Die anderen Waldflächen verfügen über eine schlechte Anbindung durch den ÖPNV und sind durch das kupierte Gelände sehr schwierig zu belaufen. Vor allem für ältere und gehbehinderte Menschen sind die Baumgräber nicht zu erreichen.

 

Zudem führt die Ausweisung erfahrungsgemäß zu einer deutlich erhöhten Verkehrssicherungspflicht am Baumbestand. Der damit verbundene Kontrollaufwand sowie die Kosten sind durch den Forstbetrieb weder personell noch finanziell zu stemmen. Die ausgewiesenen Flächen müssen regelmäßig (min. 1x wöchentlich) kontrolliert werden, da es immer wieder vorkommt, dass von Angehörigen Grabschmuck, Kerzen oder Blumen an den Baum gelegt werden.

 

Auf dem Langenbeker Friedhof wurde im Sommer 2022 eine neue Bestattungsart angeboten, die eine Alternative zum Bestattungswald darstellt, da die im Antrag angesprochenen sozialen Kontrollmechanismen Angehörigen gegenüber hier nicht greifen. Die neuen Landschaftsgräber unter Bäumen befinden sich auf einer Lichtung, umgeben von alten Eichen und Hainbuchen. Das Grabfeld bietet Raum für bis zu 1000 Urnen. Es handelt sich um eine naturnahe Bestattungsform, und es werden hier ausnahmslos biologisch abbaubare Urnen beigesetzt. Die Pflege des Grabfeldes übernimmt der Friedhof des Fachamtes Management des öffentlichen Raumes. Das Ablegen von Grabschmuck direkt am Grab ist nicht möglich. Dies kann aber auf einem Gedenk- und Ablageplatzplatz geschehen, der sich direkt bei den Baumgräbern befindet. Auf diesem Platz bestehen Sitzmöglichkeiten, die den Bestattungsarealen im Wald meistens fehlen.

 

Auf dem Heidefriedhof im Stadtteil Neugraben ist eine ähnliche Anlage bereits in der Planung. Hier sollen Landschaftsgräber unter altem Kiefernbestand eingerichtet werden.

 

Die Belange von Kindern und Jugendlichen wurden geprüft und berücksichtigt.

 

 

Fredenhagen