Stellungnahme zum Antrag der GRÜNE Fraktion betr. Sprachförderung von Kindern mit besonderem Sprachförderbedarf auch in Pandemiezeiten sicherstellen
BEZIRKSVERSAMMLUNG HARBURG
Der Vorsitzende
19.05.2021
Die Sozialbehörde nimmt zu der Anfrage der Grüne-Fraktion (Drs. 21-1264) wie folgt Stellung:
Gemäß den für alle Kitas verbindlichen "Hamburger Bildungsempfehlungen für die Bildung und Erziehung von Kindern in Tageseinrichtungen" ist Sprachförderung als durchgängiges Prinzip in den Kitas fest verankert. Sie erfolgt alltagsintegriert und basiert auf einer Analyse des Sprachstandes sowie der systematischen Beobachtung und Dokumentation der allgemeinen und sprachlichen Entwicklung der Kinder. Darüber hinaus erfolgt Sprachförderung auch im Rahmen von Kleingruppenangeboten oder Einzelförderung. Die konkrete fachliche Ausgestaltung der sprachförderlichen Aktivitäten und Angebote erfolgen auf Grundlage trägerindividueller Konzepte, Programme und Verfahren - im letzten Kita-Jahr anknüpfend an die vorhandenen Brückenjahr-Konzepte, die den Übergang der Kinder in die Grundschule gestalten.
Darüber hinaus erhält ca. jede zweite Harburger Kita eine zusätzliche Förderung aus dem Landesprogramm Kita-Plus und/oder dem Bundesprogramm "Sprach-Kitas - Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist." Im Rahmen dieser Programme erhalten Kitas zusätzliche personelle Ressourcen zur Förderung von Sprache, inklusive Bildung und der Zusammenarbeit mit Eltern. Des Weiteren werden sowohl Kita-Plus-Kitas und die Sprach-Kitas von zusätzlichen Fachberatungen in der Umsetzung der Themenschwerpunkte beraten und begleitet.
Unter den Bedingungen der Corona-Pandemie wurden die Programme fortgeführt und an den eingeschränkten Kita-Betrieb angepasst. Die zusätzlichen Fachberatungen "Sprach-Kitas" haben kontinuierlich den Kontakt zu den Sprach-Kitas gepflegt und beratend unterstützt. Darüber hinaus hat das Bundesministerium gute Praxisbeispiele für Bildung- und Kontaktangebote für die Online-Plattform des Bundesprogramms aufbereitet und allen Kitas zur Verfügung gestellt.
Für die Zielgruppe der Kinder im letzten Kita-Jahr wird im Rahmen des von Schul-, Sozial- und Kulturbehörde kooperativen Projektes Buchstart 4 ½ explizit die Leseförderung am Übergang Kita-Schule unterstützt. Der Geschichtenfindertag am 21.4.2021, der das Ziel hat, die Begeisterung der Kinder und Familien für Bücher und damit auch für das Entdecken von Sprache zu wecken, wird digital stattfinden. Die Kitas erhalten online zahlreiche Materialien, die auch die Eltern adressieren und können diese motivieren, auch zuhause lese- und sprachfreundliche Umgebungen zu schaffen.
7. Wie viele Kinder (%) mit ausgeprägtem Sprachförderbedarf werden zurzeit noch in Präsenz erreicht? (Hier: Kinder im Kita-Vorschuljahr)
Die für Kindertagesbetreuung zuständige Behörde verfügt nicht über die zur Beantwortung
der Frage erforderlichen Daten. Sie hat die Vertragspartner des Landesrahmenvertrages Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen' und die nicht organisierten Träger von Kindertageseinrichtungen im Bezirk Harburg gebeten, die entsprechenden Auskünfte zu erteilen.
24 Kitas haben sich dazu geäußert:
Kita |
% der Kinder mit Sprachförderbedarf, die in Präsenz erreicht werden (Stand 14.04. 2021) |
DRK Kitas im Bezirk Harburg (10 Einrichtungen, in der Antwort nicht einzeln aufgeschlüsselt) |
10% -100% |
Elbkinder-Kita Am Johannisland |
4% |
Elbkinder-Kita An der Falkenbek |
0% bzw. kein Kind mit Förderbedarf |
Elbkinder-Kita Bissingstraße |
100% |
Elbkinder-Kita Eckermannstraße |
99% |
Elbkinder-Kita Eddelbüttelstraße |
50% |
Elbkinder-Kita Elfenwiese |
66 % |
Elbkinder-Kita Prassekstraße |
0% bzw. die Kinder mit Förderbedarf sind derzeit nicht in der Notbetreuung (43% des Brückenjahres) |
Elbkinder-Kita Rehrstieg |
50% |
Elbkinder-Kita Rotenhäuser Damm |
0% bzw. keine Kinder mit Förderbedarf |
Elbkinder-Kita Sinstorfer Kirchweg |
0% bzw. keine Kinder mit Förderbedarf |
Kinderzentrum Harburg |
60% |
Kinderzentrum Kennedyhaus |
70% |
Naturkindergarten Vogelhüttenberg |
11% |
Sinstorfer Kinderstube |
100% |
8. Welche Initiativen werden seitens der Verwaltung durchgeführt, um das allgemeine Vorschul- bzw. Brückenjahrprogramm (für alle Kinder, auch solche ohne ausgeprägten Sprachförderbedarf) in der Notbetreuung aufrecht zu erhalten? (Hier: Kinder im Kita-Vorschuljahr)
9. Welche Initiativen werden seitens der Verwaltung durchgeführt, um sicherzustellen, dass Kinder mit ausgeprägtem Sprachförderbedarf außerhalb der Notbetreuung erreicht und gefördert werden?
Mit Beschluss der Kita-Vertragskommission nach § 26 Landesrahmenvertrag ‚Kinderbetreuung in Tageseinrichtungen' (LRV) vom 23. April 2020 haben sich die Kita-Träger verpflichtet, für jede ihrer Einrichtung zu beschreiben, wie sie die pädagogische Arbeit im Rahmen der Notbetreuung leisten und wie sie die pädagogische Arbeit mit den Kindern und die Zusammenarbeit mit den Eltern leisten, die nicht an der (Not-)Betreuung teilnehmen. Hierbei soll ausgeführt werden, wie der strukturelle Ablauf in der jeweiligen Kita organisiert und wie die Kommunikation mit den Eltern sichergestellt wird. Ziel ist es im Sinne eines vorbeugenden Kinderschutzes, den Kontakt zu den Familien zu halten und die Familien zu unterstützen.
10. Werden dazu Online-Kurse angeboten für Kinder, die zu Hause betreut werden?
Ja, es werden von den Kitas Online Angebote für Kinder, die zu Hause betreut werden, durchgeführt.
11. Wie viele Einrichtungen im Bezirk Harburg nutzen ein solches Online-Angebot?
Von den 24 Kitas haben 22 Kitas angegeben, ein Online-Angebot zu nutzen.
12. Welche Angebote außerhalb von Online-Angeboten werden durchgeführt und wie viele Einrichtungen im Bezirk Harburg machen davon Gebrauch?
Von 24 Kitas, die Auskünfte erteilt haben, haben 23 Kitas mitgeteilt weitere Angebote zu machen.
Die Angebote in den Kitas umfassen die alltagsintegrierte Sprachförderung während der Betreuungszeit. Darüber hinaus haben die Kitas mitgeteilt, dass das Bekanntmachen von Sprache und Schrift in Form von Vorlesen, Geschichten erzählen, Bücher in verschiedenen Sprachen vorhalten und ausleihen wesentliche Angebote sind. Weiter wird das Spielen von Fingerspielen, das Schaffen von Sprachanlässen zum Austausch und gegenseitigem Erzählen erwähnt. Aktivitäten und Handlungen werden aktiv sprachlich begleitet. Die Kitas gaben außerdem an, regelhafte Angebote wie den Morgenkreis, Vorschul- und Projektarbeit sowie Musikangebote oder Englischkurse durchzuführen. Die Dokumentation und Portfolioarbeit findet weiterhin statt. Den Sorgeberechtigten werden regelmäßige Türbesuche/Flurkontakte zum Austausch und zur Beratung ermöglicht.
Die Angebote für Familien zu Hause umfassen vornehmlich die Kontaktaufnahme telefonisch, per Video als auch persönlich durch Hausbesuche. Einige Kitas teilten mit, dass die Hausbesuche zu speziellen Anlässen wie Laternenfest, Ostern oder an Geburtstagen durchgeführt und dabei themenbezogene Tüten mit Kleinigkeiten, Liedtexten und Bastelideen verteilt werden. Den Familien wird zudem die Möglichkeit gegeben sich aus der Kita Materialen für zu Hause abzuholen. Dies umfasst Wochenpläne mit Arbeitsmaterialien speziell für die Vorschulkinder zur ganzheitlichen mathematischen und sprachlichen Bildung (Buchstaben- oder Zahlenland) sowie Materialien zum Thema Early English. Weiter können Bastelmaterialen, Spiele und Portfolioblätter abgeholt / ausgeliehen werden. Eine Kita hat mitgeteilt zusätzlich Fahrräder an die Familien zu verleihen. Zudem werden Briefe und Päckchen mit Grüßen und teilweise den aufgeführten Materialien an die Kinder, die derzeit nicht in der Kita betreut werden, verschickt. Darüber hinaus verteilen einige Kitas unterstützende Angebote an die Eltern, wie z.B. Lebensmittel und Ideen für Kochrezepte, Hinweise und Links zu pädagogischen Themen und Beratungsangeboten.
13. Wenn es keine solchen Initiativen gibt, bzw. für die Kinder, die gegenwärtig nicht erreicht werden: ab wann und in welcher Form soll das Sprachförderangebot nachgeholt werden?
14. Werden Kitas und Schulen darin unterstützt, Online-Kurse anzubieten für Kinder, die zu Hause betreut werden? (Hier: Antwortteil für Kitas)
Sprachförderung ist als durchgängiges Prinzip in den Hamburger Kindertageseinrichtungen alltagsintegriert und permanent fest verankert. Insofern können Sprachförderangebote nicht nachgeholt werden, weil sie immer stattfinden. Im Übrigen siehe Vorbemerkung.
15. Wie viele Einrichtungen im Bezirk Harburg nutzen ein solches Online-Angebot, dabei bitte differenzieren zwischen Kitas und Schulen? (Hier: Antwortteil für Kitas)
Siehe Antwort zu 11.
16. Welche anderen Mittel stellen Kitas und Schulen zur Verfügung, um Kinder zu Hause zu erreichen? (Hier: Antwortteil für Kitas)
Die 24 Kitas haben mitgeteilt unterschiedliche Kontaktformen zu nutzen, um mit den Kindern und ihren Familien in den Austausch zu kommen. Zum einen wird dabei über WhatsApp / WhatsApp Videocall, ZOOM oder per Skype Meetings kommuniziert. Zum anderen werden E-Mails mit Angeboten für die Kinder oder Newsletter für die Sorgeberechtigten verschickt. Einige Kitas haben angegeben, Padlets mit unterschiedlichen pädagogischen Angeboten und Anregungen eingerichtet zu haben. Des Weiteren gaben die Kitas an, die Kinder durch Büchertaschen und Bewegungsangebotsideen für unterschiedliche Alters- und Entwicklungsgruppen erreichen zu wollen. Die Elbkinder-Kitas haben mitgeteilt, dass die Elbkinder-Homepage mit Angeboten - explizit auch für die Brückenjahrkinder - ausgeweitet wurde. Zum Teil erfolgt eine aktive Einladung der Kitas an die Familien, dass die Kinder die Betreuung in der Kita in Anspruch nehmen sollten. Im Übrigen siehe Antwort zu 12.
17. Wie viele Einrichtungen im Bezirk Harburg nutzen diese Mittel? Dabei bitte differenzieren zwischen Kitas und Schulen. (Hier: Antwortteil für Kitas)
Die 24 Kitas gaben an, ein oder mehrere der in den Antworten zu den Fragen 12 und 16 aufgeführten Mittel, zu nutzen, um die Kinder zu Hause zu erreichen.
Gez. Heimath