Eingabe: Mitbenennung der Lachnerstraße, Rümkerstraße, Marschnerstraße/Marschnerstieg und Forsmannstraße nach bedeutenden weiblichen Verwandten
Letzte Beratung: 09.12.2024 Regionalausschuss Eppendorf-Winterhude Ö 4.2.2
Das Bezirksamt Hamburg-Nord informiert über folgende Bürger:innen-Eingabe:
„Hiermit stelle ich die Eingabe auf Mitbenennung der oben aufgeführten Straßennamen nach den ebenso bedeutenden weiblichen Angehörigen der Straßennamensgeber. Eine Umbenennung ist nicht erforderlich, da die Mitzubenennenden denselben Nachnamen trugen.
Auch die beiden Schwestern der drei Lachnerbrüder wurden Musikerinnen, und zwar Organistinnen. Das Sophie Dinker Institut berichtet über sie in ihrem Instrumentalistinnenlexikon:
Vater und Mutter der Lachnerkinder waren Anna Lachner, geborene Kunz und der Organist und Uhrmacher Anton Lachner. Seine beiden Töchter unterrichtete Anton Lachner selbst im Klavier-, Orgel- und Violinspiel sowie im Gesang. Und auch seine drei Söhne erhielten ihre erste musikalische Ausbildung durch den Vater, konnten sich später aber musikalisch fortbilden.
Schon als Kinder traten sie gemeinsam in Konzerten, die der Vater organisierte und damit zum Lebensunterhalt der Familie Geld hinzuverdiente, öffentlich auf.
Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1820 mussten die damals 19 und 15 Jahre alten Töchter eine Anstellung als Organistinnen annehmen.
Nachdem Thekla Lachner (22.9.1801 Rain – 24.5.1869 Augsburg) „sich bei einem Probespiel (das gleichzeitig ihr Orgelexamen war) in der St. Georgskirche in Augsburg gegen mehrere Mitbewerber durchgesetzt hatte, bekam sie dort eine feste Anstellung als Organistin, die sie mindestens bis zum Jahre 1845 innehatte.“1)
1822 heiratete sie den Chorregenten der St. Georgskirche, der allerdings drei Jahre später verstarb. Drei Jahre nach seinem Tod heiratete Thekla Lachner, nun verwitwete Ritter, erneut; dieses Mal den Chorregenten und Lehrer Karl Wurst. Sie bekam 11 Kinder, sechs von ihnen starben bereits im Kindesalter. In all dieser Zeit war sie als Organistin sowie Orgel- und Klavierlehrerin tätig.
„Nicht alle Kollegen konnten sich damit abfinden, dass Thekla Wurst die Organistenstelle der St. Georgskirche besetzte. Der Chorregent Johann Martin Jegg (Nachfolger ihres ersten Mannes) zahlte ihr statt der vereinbarten 50 Gulden nur 30 Gulden Gehalt. Nach einem Beschwerdeschreiben an die Kirchenverwaltung (vom 1. Juli 1836), antwortete ‚egg auf entsprechende Rückfragen: ‚Organist der Kirche bin ich selbst, in der Regel, und bei Hochämtern, Vespern und Litaneien bedarf ich der Aushilfe, und dazu habe ich die Madame Wurst gewählt, und da ich mit dieser Frau vollkommen zufrieden bin, so erhielt dieselbe bisher 30 Gulden von mir‘ (Mann 1989, S. 44). Thekla Wurst ließ sich nicht zur Aushilfe degradieren und konnte ihre Stellung letztendlich verteidigen,“ 2) schreiben Chantal Möller, Hanna Bergmann und Christiane Barlag in ihrem Beitrag über Thekla Lachner.
Die beim Tod des Vaters 15-jährige Maria Anna Christina Lachner (28.7.1805 Rain - 29.5.1858 Vohburg (Donau)) wurde nach ihrer bestandenen Orgelprüfung, die sie im Jahr des Todes ihres Vaters absolvierte: „einstimmig von Stadtrat und Gemeindebevollmächtigten zur Nachfolgerin ihres Vaters gewählt. Als solcher kam ihr von diesem Zeitpunkt an auch die Rolle als Ernährerin der Familie Lachner zu. Das Organistenamt an der Stadtpfarrkirche in Rain übte sie ungefähr sechs Jahre lang aus. Am 3. Apr. 1827 heiratete sie den Schullehrer und Kirchenmusiker Georg Joseph Mühlbauer und trat daraufhin ihr Organistenamt an ihn ab. Das Paar hatte insgesamt neun Kinder, von denen vier früh starben.“ 3) Quellen: 1) Chatal Möller, Hanna Bergmann, Christiane Barlag: Lachner Tekla, in Instrumentalistinnen Lexikon des Sophie Drinker Instituts, unter: www.sophie-drinker-institut.de/lachner-thekla; 2) Ebenda.; 3) Chantal Möller, Hanna Bergmann, Christiane Barlag: Christina Lachner, unter: https://www.sophie-drinker-institut.de/lachner-christina
· Rümkerstraße, Barmbek-Nord (1930): Charles Rümker (18.5.1788 Stargard/Mecklenburg – 21.12.1862 Lissabon) und Georg Rümker (31.12.1832 Hamburg – 3.3.1900 Hamburg), Astronomen, Nautiker, Direktoren der Hamburger Sternwarte und der Navigationsschule. Ergänzt um die Ehefrau von Karl Ludwig Christian Rümker: Mary Hannah Rümker, geborene Crockford (1809 Clerkenwill/England - 24.3.1889 Hamburg). Sie war die zweite Ehefrau von Karl Ludwig Christian (Charles) Rümker und entdeckte in Berlin am 11. Oktober 1847 einen Kometen. 1) Dieser war in der Nacht zum 1. Oktober 1847 auch von der amerikanischen Astronomin Maria Mitchell und in Rom am 3. Oktober von dem Jesuiten und Astronomen Pietro Angelo Secchi (1818-1878) beobachtet worden (Bezeichnung des Kometen: C/1847 T1). Als es darum ging, wer dafür anerkannt und die vom dänischen König verliehene goldene Kometennadel für die Entdeckung von Kometen mit einem Teleskop erhalten sollte, entschied sich der König für Maria Mitchell, die den Kometen zuerst entdeckt hatte. Nichts desto trotz hatte auch Mary Hannah Rümker unabhängig von Maria Mtchell den Kometen entdeckt. Quelle: 1) Vgl.: Gudrun Wolfschmidt: Einleitung – Uhren und Zeitmessungen in der Hamburger Sternwarte, in: Pignitz, Chr., hg. Von G. Wolfschmidt: Zeit für Hamburg. Hamburg 2021, S. 15.
Um Kenntnisnahme wird gebeten.
Michael Werner-Boelz
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