22-1870

Ehrung für den Hammer Bürger Walter Gutmann - Opfer des Nationalsozialismus (Antrag der SPD-, CDU- und FDP-Fraktion)

Antrag öffentlich

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13.04.2021
Sachverhalt

 

Walter Gutmann (1893-1943) war Hamburger Kaufmann und Jude. Er kämpfte im Ersten Weltkrieg für das damalige Deutsche Reich und lebte ab dem Jahr 1926 in Hamm im Horner Weg 25 a. Trotz der wachsenden Bedrohung der jüdischen Bevölkerung ging er während der Nazi-Diktatur und des Rassenwahns nicht ins Exil, da er immer noch daran festhielt, dass er als Deutscher das Recht habe, hier in seiner Heimat zu leben.

Walter Gutmann wehrte sich in besonderer Weise als Einzelner gegen den Nazi-Terror. Nach der Pogromnacht verfasste er eine vierzehnseitige Flugschrift, in der er die Bevölkerung zum Widerstand gegen das Unrechtsregime aufrief. Heimlich fertigte er diese Flugschrift auf Wachsmatrizen und stellte davon mehrere hundert Exemplare her. Diese verschickte er an Verwandte, Kunden und Gläubiger sowie unbekannte Adressaten willkürlich aus Adressbüchern herausgesucht mit fiktiven Absendern und warf sie eigenhändig in Postkästen in Hannover, Bremen und Hamburg. Frühzeitig hatte er sich mit Hitlers Schrift "Mein Kampf" und der dahinterstehenden Ideologie beschäftigt. Im Gegensatz zu vielen anderen Deutschen las er diese Schrift sehr genau. Er erkannte die massenpsychologische Wirksamkeit von Projektionen und sah, wie geschickt Hitler es verstand, sich diese Mechanismen zu eigen zu machen. 1938 versuchte Walter Gutman, sich das Leben zu nehmen. Die Gestapo verhinderte den Selbstmord und verhaftete ihn. 1939 wurde er wegen "Volksverhetzung" zu 4,5 Jahren Gefängnis verurteilt - zynischerweise mit dem Hinweis, dass in solchen Fällen eigentlich 5 Jahre vorgesehen seien, er aber wegen seines Einsatzes als Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg eine Strafminderung von sechs Monaten erhalte (dieses Urteil wurde erst am 17. Februar 2020 aufgehoben).

Am 19. Dezember 1942 wurde er in das KZ Auschwitz deportiert. Unter der Nummer 2903/1943 vermerkte das Totenbuch am 28. Januar 1943, dass er am 21. Januar an "Herzasthma" verstorben sei.

 

Petitum/Beschluss

Vor diesem Hintergrund möge der Regionalausschuss Horn/ Hamm/ Borgfelde beschließen:

 

  1. Der Ausschuss bittet die Verwaltung zu prüfen, ob es eine geeignete Fläche gibt (z.B. Grünzug Droopweg oder der Rosengarten im Hammer Park) welcher nach Walter Gutmann benannt werden kann und bittet hier um eine Stellungnahme des Staatsarchives.
  2. Der Ausschuss bittet die Verwaltung, die Kosten für eine Gedenktafel mit der Geschichte über das Leben und Wirken von Walter Gutmann zu ermitteln.
  3. Dem Regionalausschuss Horn/Hamm/Borgfelde ist über die Prüfungsergebnisse zu berichten.