Ehrung für den Hammer Bürger Walter Gutmann - Opfer des Nationalsozialismus
Letzte Beratung: 01.09.2021 Regionalausschuss Horn / Hamm / Borgfelde Ö 7.1
Der Regionalausschuss Horn/Hamm/Borgfelde hat in seiner Sitzung am 13.04.2021 dem nachfolgend aufgeführten Antrag der SPD-, CDU- und FDP-Fraktion Drs. Nr. 22-1870 einstimmig -bei Enthaltung der AfD-Fraktion- zugestimmt.
Walter Gutmann (1893-1943) war Hamburger Kaufmann und Jude. Er kämpfte im Ersten Weltkrieg für
das damalige Deutsche Reich und lebte ab dem Jahr 1926 in Hamm im Horner Weg 25 a. Trotz der
wachsenden Bedrohung der jüdischen Bevölkerung ging er während der Nazi-Diktatur und des Rassenwahns nicht ins Exil, da er immer noch daran festhielt, dass er als Deutscher das Recht habe, hier in
seiner Heimat zu leben.
Walter Gutmann wehrte sich in besonderer Weise als Einzelner gegen den Nazi-Terror. Nach der Pogromnacht verfasste er eine vierzehnseitige Flugschrift, in der er die Bevölkerung zum Widerstand gegen
das Unrechtsregime aufrief. Heimlich fertigte er diese Flugschrift auf Wachsmatrizen und stellte davon
mehrere hundert Exemplare her. Diese verschickte er an Verwandte, Kunden und Gläubiger sowie unbekannte Adressaten – willkürlich aus Adressbüchern herausgesucht – mit fiktiven Absendern und warf sie
eigenhändig in Postkästen in Hannover, Bremen und Hamburg. Frühzeitig hatte er sich mit Hitlers Schrift
"Mein Kampf" und der dahinterstehenden Ideologie beschäftigt. Im Gegensatz zu vielen anderen Deutschen las er diese Schrift sehr genau. Er erkannte die massenpsychologische Wirksamkeit von Projektionen und sah, wie geschickt Hitler es verstand, sich diese Mechanismen zu eigen zu machen. 1938 versuchte Walter Gutman, sich das Leben zu nehmen. Die Gestapo verhinderte den Selbstmord und verhaftete ihn. 1939 wurde er wegen "Volksverhetzung" zu 4,5 Jahren Gefängnis verurteilt - zynischerweise mit
dem Hinweis, dass in solchen Fällen eigentlich 5 Jahre vorgesehen seien, er aber wegen seines Einsatzes als Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg eine Strafminderung von sechs Monaten erhalte (dieses Urteil
wurde erst am 17. Februar 2020 aufgehoben).
Am 19. Dezember 1942 wurde er in das KZ Auschwitz deportiert. Unter der Nummer 2903/1943 vermerkte das Totenbuch am 28. Januar 1943, dass er am 21. Januar an "Herzasthma" verstorben sei.
Petitum/Beschluss:
Vor diesem Hintergrund möge der Regionalausschuss Horn/ Hamm/ Borgfelde beschließen:
1. Der Ausschuss bittet die Verwaltung zu prüfen, ob es eine geeignete Fläche gibt (z.B. Grünzug
Droopweg oder der Rosengarten im Hammer Park) welcher nach Walter Gutmann benannt werden
kann und bittet hier um eine Stellungnahme des Staatsarchives.
2. Der Ausschuss bittet die Verwaltung, die Kosten für eine Gedenktafel mit der Geschichte über
das Leben und Wirken von Walter Gutmann zu ermitteln.
3. Dem Regionalausschuss Horn/Hamm/Borgfelde ist über die Prüfungsergebnisse zu berichten.
Hinweis:
Im Nachgang zur Sitzung hat sich herausgestellt, dass in Ziffer 1 der Rosengarten an der Kreuzung Eiffestraße/Diagonalstraße gemeint ist und nicht im Hammer Park.
Das Bezirksamt teilt zum Beschluss folgendes mit:
Das Bezirksamt würde sich dem Ansinnen nicht verwehren. Es stellt sich allerdings die Frage, ob eine Straßenbenennung nicht einen größeren Effekt hätte und zugleich geringere Kosten verursachen würde.
Die Kosten für eine Gedenktafel hängen stark von der Gestaltung und Befestigung ab - sie können erheblich variieren. Es wird vorsorglich darauf hingewiesen, dass zu den einmaligen Anschaffungskosten (Tafel samt Einbau) auch Folgekosten für die Beseitigung von Graffiti und Aufklebern kommen würden.
Da die Unterhaltungsmittel im Grünbereich derzeit prioritär für Verkehrssicherungsaufgaben eingesetzt werden, kann nicht zugesichert werden, dass eine Pflege des Schildes regelhaft erfolgen kann.
Sachverhalt:
Der Regionalausschuss Horn/Hamm/Borgfelde hat in seiner Sitzung am 13.04.2021 dem nachfolgend aufgeführten Antrag der SPD-, CDU- und FDP-Fraktion Drs. Nr. 22-1870 einstimmig -bei Enthaltung der AfD-Fraktion- zugestimmt.
Walter Gutmann (1893-1943) war Hamburger Kaufmann und Jude. Er kämpfte im Ersten Weltkrieg für
das damalige Deutsche Reich und lebte ab dem Jahr 1926 in Hamm im Horner Weg 25 a. Trotz der
wachsenden Bedrohung der jüdischen Bevölkerung ging er während der Nazi-Diktatur und des Rassenwahns nicht ins Exil, da er immer noch daran festhielt, dass er als Deutscher das Recht habe, hier in
seiner Heimat zu leben.
Walter Gutmann wehrte sich in besonderer Weise als Einzelner gegen den Nazi-Terror. Nach der Pogromnacht verfasste er eine vierzehnseitige Flugschrift, in der er die Bevölkerung zum Widerstand gegen
das Unrechtsregime aufrief. Heimlich fertigte er diese Flugschrift auf Wachsmatrizen und stellte davon
mehrere hundert Exemplare her. Diese verschickte er an Verwandte, Kunden und Gläubiger sowie unbekannte Adressaten – willkürlich aus Adressbüchern herausgesucht – mit fiktiven Absendern und warf sie
eigenhändig in Postkästen in Hannover, Bremen und Hamburg. Frühzeitig hatte er sich mit Hitlers Schrift
"Mein Kampf" und der dahinterstehenden Ideologie beschäftigt. Im Gegensatz zu vielen anderen Deutschen las er diese Schrift sehr genau. Er erkannte die massenpsychologische Wirksamkeit von Projektionen und sah, wie geschickt Hitler es verstand, sich diese Mechanismen zu eigen zu machen. 1938 versuchte Walter Gutman, sich das Leben zu nehmen. Die Gestapo verhinderte den Selbstmord und verhaftete ihn. 1939 wurde er wegen "Volksverhetzung" zu 4,5 Jahren Gefängnis verurteilt - zynischerweise mit
dem Hinweis, dass in solchen Fällen eigentlich 5 Jahre vorgesehen seien, er aber wegen seines Einsatzes als Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg eine Strafminderung von sechs Monaten erhalte (dieses Urteil
wurde erst am 17. Februar 2020 aufgehoben).
Am 19. Dezember 1942 wurde er in das KZ Auschwitz deportiert. Unter der Nummer 2903/1943 vermerkte das Totenbuch am 28. Januar 1943, dass er am 21. Januar an "Herzasthma" verstorben sei.
Vor diesem Hintergrund möge der Regionalausschuss Horn/ Hamm/ Borgfelde beschließen:
1. Der Ausschuss bittet die Verwaltung zu prüfen, ob es eine geeignete Fläche gibt (z.B. Grünzug
Droopweg oder der Rosengarten im Hammer Park) welcher nach Walter Gutmann benannt werden
kann und bittet hier um eine Stellungnahme des Staatsarchives.
2. Der Ausschuss bittet die Verwaltung, die Kosten für eine Gedenktafel mit der Geschichte über
das Leben und Wirken von Walter Gutmann zu ermitteln.
3. Dem Regionalausschuss Horn/Hamm/Borgfelde ist über die Prüfungsergebnisse zu berichten.
Hinweis:
Im Nachgang zur Sitzung hat sich herausgestellt, dass in Ziffer 1 der Rosengarten an der Kreuzung Eiffestraße/Diagonalstraße gemeint ist und nicht im Hammer Park.
Das Bezirksamt teilt zum Beschluss folgendes mit:
Das Bezirksamt würde sich dem Ansinnen nicht verwehren. Es stellt sich allerdings die Frage, ob eine Straßenbenennung nicht einen größeren Effekt hätte und zugleich geringere Kosten verursachen würde.
Die Kosten für eine Gedenktafel hängen stark von der Gestaltung und Befestigung ab - sie können erheblich variieren. Es wird vorsorglich darauf hingewiesen, dass zu den einmaligen Anschaffungskosten (Tafel samt Einbau) auch Folgekosten für die Beseitigung von Graffiti und Aufklebern kommen würden.
Da die Unterhaltungsmittel im Grünbereich derzeit prioritär für Verkehrssicherungsaufgaben eingesetzt werden, kann nicht zugesichert werden, dass eine Pflege des Schildes regelhaft erfolgen kann.
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