22-1345

Benennung des Spazierweges zwischen Zirkusweg, Am Elbpark, Seewartenstraße und Bernhard-Nocht-Straße

Vorlage öffentlich

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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24.11.2020
27.10.2020
Sachverhalt

 

Das Bezirksamt Hamburg-Mitte hat den nachfolgenden Benennungsvorschlag eines Bürgers erhalten:

 

„Durch längere Recherchen bin ich auf den Lebenslauf der Künstlerin, Sängerin, Tänzerin und Schauspielerin Anny Ahlers gestoßen, die in Hamburg genauer gesagt in der Annenstraße auf St. Pauli geboren wurde. (Lebenslauf anbei)

 

Gerne würde ich diesen Namen vorschlagen für eine Bennenung, bevorzugt natürlich unweit ihrer Hamburger Wohnadresse und ihrem ersten Arbeitsplatz, der ehemaligen Volksoper am Millerntor.

Es gibt einen schönen Spazierweg zwischen Zirkusweg, Am Elbpark, Seewartenstraße und Bernhard-Nocht-Straße.

Diesen Weg kann man ohne Probleme und Anwohnerschwierigkeiten in ANNY-AHLERS-WEG oder ANNY-AHLERS-PROMENADE benennen oder sogar als ANNY-AHLERS-PARK, da diese Fläche abgetrennt vom Elbpark liegt.

 

Genau an dieser Fläche befand sich die Hamburger Volksoper, vormals Konzerthaus Ludwig, nach dem Krieg ersetzt durch das Iduna-Hochhaus und nun steht dort das Millerntor Hochhaus,  wo Anny Ahlers Karriere anfing die dann auch International erfolgreich wurde.

Wenn jetzt genau an dieser Stelle eine längst überfällige Ehrung stattfindet, dann wäre das zu begrüßen.“

 

Lebenslauf Anny Ahlers

Operettensängerin

21.12.1902 Hamburg - 14.3.1933 London

 

Anni Ahlers war Ende der 1920er-Jahre des 20. Jahrhunderts neben der Ungarin Gitta Alpar die gefeierte Operettendiva Berlins. Sie wurde in Hamburg geboren und wohnte mit ihrer Mutter Auguste, geb. Leeberg, ihrer zwei Jahre älteren Schwester Mia und ihrem Stiefvater, dem Maurermeister Cäsar Buschitzky, in der Annenstraße in St. Pauli. Ihr leiblicher Vater war Zirkusstallmeister. Dieser hatte seine Tochter im Alter von vier Jahren mit dem Bühnenmilieu vertraut gemacht. 1920 wurde Anni Ahlers als Tänzerin an die Hamburger Volksoper auf der Reeperbahn engagiert, an der sie bis zum Sommer 1924 blieb. Damit begann ihr Aufstieg von der Tänzerin zur Chor- und schließlich zur Solosängerin. Im Juni 1923 bekam Anni Ahlers ihre erste Solo-Rolle. Sie spielte die Rote Liesy in der Operette "Der fidele Bauer" von Leo Fall.

Zu Beginn der neuen Spielzeit, im September 1924, ging Anni Ahlers nach Itzehoe, wo sie bis April 1925 als Sängerin und Tänzerin am Stadttheater engagiert war. Als die Spielzeit im Herbst wieder begann, wechselte sie ans Stadttheater nach Dortmund. Hier blieb sie wiederum nur für eine Spielzeit und ging dann im August 1926 nach Breslau. Dort hatte sie ihren ersten größeren Erfolg in der Operette "Lady Hamilton" von Eduard Künneke. Die folgenden zwei Jahre blieb Anni Ahlers in Breslau.1929 kam sie nach Berlin, wo sie schnell zu einem der Stars der Operetten- und Revuebühnen avancierte. Ihre erste größere Rolle war die der Barbarina in der Operette "Casanova" von Ralph Benatzky, eine reine Tanzrolle. Doch bereits im Jahr darauf erhielt sie ihre erste große Tanz- und Gesangsrolle, verkörperte die Victoria in "Victoria und ihr Husar" von Paul Abraham. Diese Operette schlug bei den Leipziger Operettenfestspielen im Juli 1930 sensationell ein und wurde danach mit viel Erfolg im Berliner Metropoltheater gespielt.

Jetzt meldete sich auch der Film. Im Jahre 1931 spielte Anni Ahlers in vier Streifen, ("Marquise von Pompadour", "Der wahre Jacob", "Faschingsfee" und "Liebesfiliale". 1932 wirkte sie in dem musikalischen Lustspiel "Die verliebte Firma" mit.

Im selben Jahr verließ Anni Ahlers Deutschland und ging ans His Majesty's Theatre in London, wo sie in der Rolle der Dubarry in der gleichnamigen Operette von Carl Milröcker Triumphe feierte. Diese Rolle wurde ihr möglicherweise zum Verhängnis. So jedenfalls sahen es manche Freunde und Kollegen, als Anni Ahlers infolge eines Sturzes aus dem Fenster starb. Sie meinten, Anni Ahlers habe, mondsüchtig veranlagt und überarbeitet, Rolle und Realität verwechselt. Als Madame Dubarry hatte sie durch ein Fenster über einen Balkon der Dekoration kriechen müssen. Die Kommission, die in England ungeklärte Todesfälle untersuchte, kam zu dem Ergebnis, es habe sich um einen Suizid gehandelt. Die Einäscherung von Annie Ahlers fand in London unter großer Beteiligung der Theaterwelt und im Beisein ihrer Mutter und Schwester statt, die die Urne nach Hamburg überführten.

 

Das Bezirksamt hat den Vorschlag geprüft und festgestellt, dass es sich bei dem Spazierweg zwischen Zirkusweg, Am Elbpark, Seewartenstraße und Bernhard-Nocht-Straße teils um eine private, teils um eine öffentliche Fläche handelt (siehe Anlage: Flurstück 1373 FHH-Eigentum, Flurstück 1372 Privateigentum). Die Zustimmung des Grundeigentümers der privaten Fläche liegt vor.

 

Das Bezirksamt hat darüber hinaus das Staatsarchiv um eine unverbindliche Vorabprüfung gebeten, ob eine Benennung nach Anny Ahlers grundsätzlich in Frage kommen würde.

Das Staatsarchiv hat mitgeteilt, dass die richtige Schreibweise des Namens laut Geburtsurkunde Anni Ahlers lautet und sie bereits einen Gedenkstein im „Garten der Frauen“ in Ohlsdorf hat. Der Garten der Frauen ist eine Gedenkstätte des Vereins Garten der Frauen e.V., die sich auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg befindet und in der an Frauen, die in der Hamburger Geschichte bedeutend waren, erinnert wird. Das Bezirksamt und das Staatsarchiv sind der Meinung, dass ihrem künstlerischen Wirken damit entsprochen wird.

Darüber hinaus gibt es keinen signifikanten Bezug zu Hamburg bzw. zum Bezirk Hamburg-Mitte, da sich ihr Wirken ab jungen Jahren außerhalb Hamburgs abgespielt hat. Ihre Erfolge feierte sie ebenfalls in vielen anderen Städten.

 

Dennoch ist es Aufgabe der Bezirkspolitik, Benennungen öffentlicher Wege in die Wege zu leiten. Der Cityausschuss wird vor diesem Hintergrund gebeten, ein Votum zur Benennung abzugeben.

 

Petitum/Beschluss

Um Beschlussfassung wird gebeten.