Kooperatives städtebaulich-freiraumplanerisches Wettbewerbsverfahren in zwei Stufen mit hochbaulicher und freiraumplanerischer Vertiefung sowie partizipativen Prozessen in Bergedorf-West hier: Ergebnis städtebaul.-freiraumplanerisches Wettbewerbsverfahren - Phase 1
Letzte Beratung: 04.06.2025 Stadtentwicklungsausschuss Ö 2
Die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille eG befasst sich mit der baulichen und sozialen Weiterentwicklung ihrer Quartiere, insbesondere in Bergedorf-West. Angestoßen durch verschiedene Entwicklungen wie den RISE-Prozess und energetische Sanierungen, arbeitet sie eng mit dem Bezirksamt Bergedorf und der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) zusammen. Ein zentrales Thema ist der Umgang mit ruhendem Verkehr: Die vorhandenen Parkflächen gelten als nicht mehr zeitgemäß und sollen durch sogenannte Mobility Hubs ersetzt werden, um Flächen für Wohnen und Freiraum freizugeben. Eine erste Konzeptstudie dazu wurde 2023 abgeschlossen (vgl. Drucksache 21-1762). Aufbauenddarauf führt die Genossenschaft ein städtebauliches Wettbewerbsverfahren durch, um konkrete Entwicklungsmöglichkeiten für das rund 10 ha große Plangebiet – überwiegend in ihrem Eigentum – zu erarbeiten. Der Inhalt der Auslobung wurden dem Stadtentwicklungsausschuss am 6. November 2024 vorgestellt (vgl. Drucksache 22-0116).
Das Workshopverfahren hat unter anderem folgende Ziele:
Aufgabe ist es, eine qualitätsvolle städtebauliche, architektonische und freiraumplanerische Weiterentwicklung mit Schwerpunkt Wohnen zu ermöglichen. Ergänzt werden soll dies durch attraktive Grün- und Erholungsflächen, ausgewählte Dritt-Nutzungen im Erdgeschoss sowie eine Neuordnung des ruhenden Verkehrs in Form von Mobility Hubs. Der Bestand soll behutsam verdichtet und wertvolle Freiflächen erhalten oder ersetzt werden.
Wichtige Anforderungen sind kostengünstiger Wohnraum durch serielle/modulare Bauweisen, generationsübergreifendes Wohnen, altersgerechtes Wohnen (wie beispielsweise: LeNa (Lebendige Nachbarschaft) fördert lebenslanges, selbstbestimmtes Wohnen durch barrierefreies Wohnen, soziale Teilhabe, nachbarschaftliche Hilfe und umfassende Beratung) und mindestens 20 % besondere Wohnformen mit Versorgungsangeboten. Stellplätze richten sich nach Konzept, Wohnungsmix und Rahmenbedingungen; für Neubauten gilt ein Stellplatzschlüssel von 0,45–0,5, Bestandsplätze werden in Mobility Hubs integriert.
Zudem sind Anbindungen an umliegende Freiräume, die S-Bahn Nettelnburg, Oberbillwerder, die Sportanlage und den Berufsschulcampus unter Einbezug bestehender Analysen sicherzustellen. Ziel ist ein identitätsstiftendes, zukunftsfähiges Quartier im Einklang mit dem Bestand.
Das Verfahren erfolgt in zwei Stufen: Zunächst ist ein städtebaulich-freiraumplanerischer Rahmen zu erarbeiten, anschließend erfolgen vertiefte Objektplanungen für einen Mobility Hub, ein Wohngebäude und einen Freiraumbereich.
An folgende Planungsteams wurde die Auslobung im November 2024 gesandt:
Das Verfahren fand unter Einbindung der Öffentlichkeit, insbesondere der Anwohnerschaft statt. Dabei wurde ein Beteiligungsprozess von der Bergedorf-Bille mit den Mitgliedern und Bewohnerschaft vor Ort durchgeführt. Zudem konnten Anwohnende des Plangebiets am Wettbewerbsverfahren mittels Gaststatus teilnehmen und bildeten auf diese Weise Multiplikatoren für die Prozessbeteiligung und Entscheidungsfindung.
Die Jurysitzung mit dem Preisgericht tagte an zwei Sitzungstagen am 31.03.2025 und am 29.04.2025. Im ersten Sitzungstag wurden die Entwürfe der acht Planungsbüros dem Preisgericht vorgestellt. Im zweiten Termin wurden zwei Entwürfe vertiefend betrachtet, die als besonders wertvoll für eine Weiterbearbeitung definiert wurden und abschließend eine Wertung vorgenommen.
Das Preisgericht hat sich nach drei Wertungsrunden einstimmig für den städtebaulichen Entwurf vom Atelier Kempe Thill - Thörner Kaczmarek, Rotterdam (NL), mit der Landschaftsarchitektur Holzapfel-Herziner & Benesch, Hamburg entschieden. Auf den zweiten und dritten Platz folgen Duplex Architekten AG, Zürich (CH) / Hamburg, mit rabe landschaften, Hamburg sowie KSP Engel, Hamburg/Braunschweig, mit nsp landschaftsarchitekten und stadtplaner, Hannover.
Der Siegerentwurf überzeugt durch eine behutsame Weiterentwicklung des Bestandes. Es wird der vorherrschende Städtebau der 1960er Jahre unter dem Leitgedanken „weiterbauen ohne umzubauen“ fortgeführt. Die Nachverdichtung erfolgt punktuell überwiegend mit kompakten Atriumhäusern, die sich in Form, Höhe und Gestaltung an den Bestand anpassen. Ziel ist es, das städtebauliche Ensemble zu stärken, ohne dessen Charakter zu zerstören. Neue Wohnbauten sind flexibel, barrierefrei, förderfähig geplant und ermöglichen vielfältige Wohnformen in serienmäßiger Bauweise. Öffentliche Räume werden aktiviert, Freiflächen neu strukturiert, und Infrastrukturangebote wie Mobilityhubs, Gemeinschaftsflächen und soziale Einrichtungen integriert. Ein nachhaltiges Regenwassermanagement und der erkennbare Umgang mit dem Baumbestand unterstreichen die Verbindung von Ökologie und Ökonomie. Der Entwurf betont Kontinuität, Anpassungsfähigkeit und eine zukunftsfähige Entwicklung im Sinne des historischen Quartiers. Der Entwurf sieht dabei folgende Kennwerte für Wohneinheiten und Stellplätze vor: 226 Wohneinheiten und 506 Stellplätze incl. Bestandsparkplätze (Mobility Hub Nord: 280, Mobility Hub Süd: 184, Tiefgarage Bestand 42) sowie 28 Kurzzeitstellplätze.
Überarbeitungserfordernisse werden unter anderem in folgenden Bereichen gesehen:
Für den Siegerentwurf Städtebau:
Zur Weiterbearbeitung der Stufe 2 (07.07.25 Zwischenpräsentation, 07.11.25 Preisgericht) hat das Preisgericht folgende Bereiche und Büros für die Vertiefungen (Los 1-3) ausgesucht.
Für die Vertiefung Wohnen (Los 1):
Zentral gelegenes Baufeld zwischen Friedrich-Frank-Bogen und zukünftiger Anbindung nach Oberbillwerder, zzgl. Einbindung Projekt Lebendige Nachbarschaften (LeNa) als Programm für Neubau, Überprüfung der VIII-Geschossigkeit, Einhaltung der Kostengrenze
Büros:
Für die Vertiefung Mobility Hub (Los 2):
Standort Nord, auf dem Grundstück der Berufsschule in freier architektonischer Ausgestaltung (muss sich in Kubatur und Formsprache nicht an dem Gewinnerentwurf der ersten Stufe orientieren).
Büros:
Für die Vertiefung Freiraum (Los 3):
Freiraum zwischen Friedrich-Frank-Bogen 48, der Vertiefung Wohnen mit umgebenden Freiflächen und der Anbindung nach Oberbillwerder, zzgl. Betrachtung der Tiefgaragenzufahrt und der zentralen Wegebeziehungen und Gestaltung der privaten Gärten und Freiflächenzugehörigkeit.
Büros:
Das Wettbewerbsergebnis einschließlich der Überarbeitungsempfehlungen werden im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt.
Der Stadtentwicklungsausschuss nimmt das Ergebnis der ersten Phase des kooperativen städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerbsverfahren in zwei Stufen mit 8 teilnehmenden Büros zur Kenntnis.
Anlage 1 Planungsraum
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