Kooperatives städtebaulich-freiraumplanerisches Wettbewerbsverfahren in zwei Stufen mit hochbaulicher und freiraumplanerischer Vertiefung sowie partizipativen Prozessen in Bergedorf-West hier: Ergebnis städtebaulich-freiraumplan. Wettbewerbsverfahren - Phase 2
Letzte Beratung: 03.12.2025 Stadtentwicklungsausschuss Ö 3
Die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille eG befasst sich mit der baulichen und sozialen Weiterentwicklung ihrer Quartiere, insbesondere in Bergedorf-West. Angestoßen durch verschiedene Entwicklungen wie den RISE-Prozess und energetische Sanierungen, arbeitetsie eng mit dem Bezirksamt Bergedorf und der Stadtentwicklungsbehörde zusammen. Ein zentrales Thema ist der Umgang mit ruhendem Verkehr: Die vorhandenen Parkflächen gelten als nicht mehr zeitgemäß und sollen durch sogenannte Mobility Hubs ersetzt werden, um Flächen für Wohnen und Freiraum freizugeben. Eine erste Konzeptstudie dazu wurde 2023 abgeschlossen (vgl. Drucksache 21-1762). Aufbauend darauf führte die Genossenschaft ein zwei-phasiges städtebaulich-freiraumplanerisches Wettbewerbsverfahren durch, umkonkrete Entwicklungsmöglichkeiten für das rund 10 ha große Plangebiet – überwiegend in ihrem Eigentum – zu erarbeiten. Der Inhalt der Auslobung wurden dem Stadtentwicklungsausschuss am 6. November 2024 vorgestellt (vgl. Drucksache 22-0116). Die ersten Ergebnisse der Phase 1, zur Findung der übergeordneten städtebaulichen und freiraumplanerischen Gesamtkonzeption, wurden dem Stadtentwicklungsausschuss am 04.06.2025 vorgestellt (22-0116.01).
Das zwei-phasige Workshopverfahren hat unter anderem folgende Ziele:
Ziel ist die qualitätsvolle städtebauliche, architektonische und freiraumplanerische Weiterentwicklung des Gebiets mit Schwerpunkt Wohnen. Geplant sind ergänzende Grün- und Erholungsflächen, ausgewählte Erdgeschossnutzungen sowie eine Neuordnung des ruhenden Verkehrs durch Mobility Hubs. Der Bestand soll behutsam verdichtet und wertvolle Freiflächen erhalten oder ersetzt werden.
Wesentliche Anforderungen sind kostengünstiger Wohnraum insbesondere durch serielle bzw. modulare Bauweisen, generationenübergreifendes und altersgerechtes Wohnen (z. B. nach dem LeNa-Prinzip) sowie ein Anteil von mindestens 20 % besonderer Wohnformen mit Versorgungsangeboten. Stellplätze werden konzeptabhängig bemessen; für Neubauten gilt ein Schlüssel von 0,45–0,5, Bestandsplätze werden in Mobility Hubs integriert. Die Anbindung an umliegende Freiräume, die S-Bahn Nettelnburg, Oberbillwerder, die Sportanlage und den Berufsschulcampus ist auf Basis vorhandener Analysen sicherzustellen. Ziel ist ein identitätsstiftendes, zukunftsfähiges Quartier im Einklang mit dem Bestand.
Nach der Findung des städtebaulich-freiraumplanerischer Rahmens in der ersten Phase (Siegerbüro Atelier Kempe Thill - Thörner Kaczmarek, Rotterdam (NL), mit Landschaftsarchitektur Holzapfel-Herziner & Benesch, Hamburg – SEA 04.06.2025 (22-0116.01)), erfolgten die vertiefenden Objektplanungen der zweiten Phase für den Mobility Hub-Standort im Norden (Grundstück der Berufsschule), ein Wohngebäude im Zentrum des Gebietes und den umliegenden Freiraumbereich mit derAnbindung nach Oberbillwerder und nach Süden zur Grünen Mitte.
Das Verfahren wurde von einem Beteiligungsprozess begleitet, den die Bergedorf-Bille mit den Mitgliedern und der Bewohnerschaft vor Ort durchgeführt hat. Zudem konnten Anwohnende des Plangebiets am Wettbewerbsverfahren mittels Gaststatus teilnehmen und bildeten auf diese Weise Multiplikatoren für die Prozessbeteiligung und Entscheidungsfindung.
Die Jurysitzung der Phase 2 mit dem Preisgericht tagte am 07.11.2025. Das Preisgericht traf seine Entscheidungen für die drei Vertiefungen auf Grundlage der jeweils drei eingereichten Entwürfe wie folgt:
Wohnen:
Der Siegerentwurf überzeugt durch eine moderne und funktionale Architektur, die Holzmodulbauweise mit Stahlbetonfertigteilen kombiniert und eine hohe Flexibilität bei der Nutzung bietet. Die Fassadengestaltung mit großen Fensterflächen und umlaufenden Balkonen fügt sich mit seiner neuen, aber dezenten Bauweise harmonisch in Bergedorf-West ein. Innenräume sind offen und flexibel gestaltet, insbesondere das Erdgeschoss, das für verschiedene Nutzungen geeignet ist. Nachhaltige Materialien und die Einbettung in die Umgebung sorgen für eine hohe Lebensqualität und eine langfristige Werterhaltung des barrierefreien Gebäudes.
Überarbeitungserfordernisse werden in folgenden Bereichen gesehen:
Mobility Hub:
Der Siegerentwurf zeichnet sich durch eine Kombination aus urbaner Mobilität, flexibler Nutzung und nachhaltiger Architektur aus. In modularer Stahlbauweise geplant, bietet das Gebäude 310 PKW-Stellplätze sowie weitere Mobilitätsangebote wie E-Ladestationen, Fahrradabstellplätze und Sharing-Angebote. Die Sportmöglichkeiten ergänzen den Mobility Hub und fördern dessen multifunktionalen Charakter. Durch einen Anbau wird ein Bereich geschaffen, der für sportliche Aktivitäten und Erholung (innen und außen) genutzt werden kann. Die Sportnutzung unterstützt das integrative Konzept des Hubs und fügt sich harmonisch in die Gesamtgestaltung ein. Das Parkhaus ist in Stahlskelettbauweise mit Stahlverbunddecken umgesetzt, was eine effiziente Nutzung der Fläche und eine schnelle Bauweise ermöglicht. Besonders positiv hervorgehoben wurden die günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Projekts. Auch der geplante Außenraumbezug zu den umliegenden Flächen wurde als vorteilhaft bewertet.
Als Überarbeitungsempfehlungen werden angeregt:
Freiraum:
Der Siegerentwurf überzeugt durch eine geschickte Integration von zwei Grünachsen – dem Bewegungsband und dem Grünen Band – die eine abwechslungsreiche und multifunktionale Freiraumstruktur schaffen. Diese bietet unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten für verschiedene Altersgruppen: das Bewegungsband für junge Erwachsene und Jugendliche, der Spielberg für Kinder und der Gemeinschaftsgarten als intergenerationaler Treffpunkt für alle. Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle durch Entsiegelung, Regenwassernutzung und naturnahe Bepflanzung. Fließende Übergänge zwischen öffentlichen und privaten Bereichen fördern die Nachbarschaft und die gemeinschaftliche Nutzung der Freiräume.
Größere Überarbeitungserfordernisse werden in folgenden Bereichen gesehen:
Das Vorhaben in Bergedorf-West gehört zu den stadtweit ausgewählten 13 Pilotprojekten des neuen „Hamburg-Standards“ für kostenreduziertes Bauen. Mit diesem Standard sollen serielle und modulare Bauweisen, wirtschaftliche Grundrisslösungen sowie frühzeitige und enge Abstimmungen zwischen Vorhabenträgern und Behörden Planungssicherheit erhöhen, Verfahren beschleunigen und wirtschaftliche Lösungen ermöglichen. Die im Wettbewerbsverfahren entwickelten Konzepte – insbesondere die modulare Holz-Hybridbauweise des Wohngebäudes, die stahlmodulare Konstruktion des Mobility Hubs sowie die multifunktional gestalteten Freiräume – entsprechen den Leitlinien des Hamburg-Standards und ermöglichen damit Baukostenreduzierungen und Verfahrensbeschleunigungen bei gleichzeitig hoher städtebaulicher und freiräumlicher Qualität.
Das Projekt leistet einen wesentlichen Beitrag zur Implementierung und Umsetzung des Hamburg-Standards und zur Ableitung übertragbarer Erkenntnisse für zukünftige kosteneffiziente Wohnungsbauvorhaben in Hamburg.
Das Wettbewerbsergebnis einschließlich der Überarbeitungsempfehlungen werden im Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt.
Der Stadtentwicklungsausschuss nimmt das Ergebnis der zweiten Phase des kooperativen städtebaulich-freiraumplanerischen Wettbewerbsverfahren in zwei Stufen mit 8 teilnehmenden Büros zur Kenntnis und beauftragt die Bezirksamtsleiterin, die aufbauenden Schritte zur Projektentwicklung durchzuführen.
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