22-0612

Integratives Innenstadtkonzept - Lupenraum Reetwerder hier: Zwischenstand zum Projekt

Beschlussvorlage

Letzte Beratung: 07.01.2026 Stadtentwicklungsausschuss Ö 3

Sachverhalt

Im Oktober 2023 erhielt die Verwaltung von der Politik den Auftrag, das Innenstadtkonzept Bergedorf als Leitlinie für die Weiterentwicklung der Innenstadt zu verwenden (Drucksache 21-1082.01). Der Planungsraum Reetwerder wird im Konzept als Scharnier zwischen den beiden Zentrumsbereichen hervorgehoben, in dem eine qualitative Aufwertung des Freiraums zur Steigerung der Aufenthaltsqualität mit Einrichtung von (temporären) Verweilmöglichkeiten für sinnvoll erachtet wird.

Im März 2025 stimmte der Stadtentwicklungsausschuss dem Integrierten Entwicklungskonzept (IEK) für das RISE-Fördergebiet Zentrum Bergedorf zu (Drucksache 22-0269). Der Leitungsausschuss Programmsteuerung unter Leitung der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen bestätigte das IEK und stellteklar, dass dessen Umsetzung Voraussetzung für die Förderung ist. Die Entwicklung des Reetwerder wurde dabei verbindlich in den „Zeit-Maßnahme-Kosten-Plan“ aufgenommen.

Der Lupenraum Reetwerder umfasst den Straßenraum Reetwerder sowie den angrenzenden Abschnitt der Alten Holstenstraße. Das Gebiet stellt ein historisch gewachsenes Gründerzeitquartier in zentraler und bahnhofsnaher Lage dar und übernimmt eine wichtige Verbindungsfunktion zwischen den Zentren Bergedorf (Sachsentor) und Lohbrügge (Alte Holstenstraße). Der Bereich weist eine geschlossene, weitgehend gut erhaltene Bebauung des 19. Jahrhunderts sowie vielfältige Erdgeschossnutzungen aus Einzelhandel, Dienstleistungen und Gastronomie auf. Bestehende Aufenthaltsqualitäten insbesondere im Straßenknick des Reetwerder werden durch eine hohe Anzahl von Kfz-Stellplätzen eingeschränkt.

Ziel des Innenstadtkonzeptes für den Planungsraum ist die funktionale und gestalterische Aufwertung des öffentlichen Raums und die Stärkung des Quartiers zwischen Bergedorf und Lohbrügge. Hierzu gehören insbesondere eine einheitliche Pflasterung, Teilentsiegelung, zusätzliche Begrünung und neue Möblierung zur Verbesserung der Freiraumqualität sowie die Schaffung zusätzlicher Aufenthalts- und Angebotsflächen durch die Neuordnung und angemessene Reduzierung der Pkw-Parkplätze. Zudem ist die Aufwertung der Ecksituationen vorgesehen, insbesondere des Straßenknicks im Reetwerder, der zu einem kleinen Platzraum mit erhöhter Aufenthaltsqualität entwickelt werden soll. Weiterhinsollen die Erdgeschossnutzungen gestärkt und ergänzt werden, unter anderem durch kulturelle und kreative Angebote sowie durch temporäre Außen- und Sondernutzungen wie Gastronomie oder Foodtrucks. Die Radverkehrsanbindung wird durch die Verknüpfung der Velorouten 8 und 9 sowie begleitende Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung verbessert. Schließlich umfasst die Entwicklung die Gestaltung eines attraktiven Zugangs vom Bahnhof, einschließlich der Aktivierung des leerstehenden Gebäudes an der nördlichen Ecke und einer Verbesserung der Beleuchtungssituation.

Als erste Punkte hat das Innenstadtkonzept folgende Prüfbedarfe formuliert:

  • glichkeit der verkehrsrechtlichen Einstufung als Wohnstraße und Umfang verbleibender Stellplatzfunktionen.
  • Konkrete Gestaltung des Straßenknicks als multifunktionaler Aufenthaltsbereich.
  • Standortfragen zu E-Ladesäulen und Lastenradabstellplätzen.
  • Identifikation geeigneter Flächen zur Erweiterung und Profilierung von EG-Nutzungen.

Die Maßnahmen zur Umsetzung der Planung im Reetwerder zielen auf eine qualitative Aufwertung des öffentlichen Raums und die Stärkung der funktionalen Bedeutung des Quartiers. Im Mittelpunkt stehen die Verbesserung der Aufenthalts- und Freiraumqualität, die Weiterentwicklung des Nutzungsmixes sowie verkehrliche Anpassungen zur Beruhigung und besseren Erschließung. Diese Schritte schaffen die Grundlage für eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung des Bereichs.

Konkrete Planung für die Umgestaltung des Reetwerder

Auf Basis der gesammelten Ideen und Anregungen aus der Beteiligungsveranstaltung sowie den fachlichen Anforderungen wurde eine konkrete Planung für die Umgestaltung des Reetwerder entwickelt. Ziel ist es, die Aufenthaltsqualität deutlich zu steigern, den öffentlichen Raum funktional und gestalterisch aufzuwerten und die Bedürfnisse aller Nutzergruppen zu berücksichtigen.

1. Beteiligung und Untersuchungen

Bereits im Jahr 2024 fand eine erste Beteiligungsveranstaltung im Rahmen des White Dinners mit Anwohnerinnen und Anwohnern statt, bei der zahlreiche Ideen und Hinweise zur zukünftigen Gestaltung des Reetwerder eingebracht wurden.

Im Juni 2025 wurde ergänzend eine Parkraumuntersuchung durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die vorhandenen Parkplätze im Reetwerder überwiegend von auswärtigen Nutzenden belegt werden und für Anwohnende langfristig nicht zur Verfügung stehen. Gleichzeitig sind die Parkmöglichkeiten im näheren Umfeld laut Untersuchungen des LBV nicht ausgelastet.

Im September 2025 folgte eine weitere Beteiligung und Vorstellung des Projektes, bei der die aktuellen Planungen präsentiert und diskutiert werden. Im Anschluss daran wurde eine Online-Anwohnerbefragung durchgeführt, um die Meinungen und Wünsche der Anwohnenden gezielt einzubeziehen.

Die Ergebnisse der Anwohnerbefragung zeigen, dass die Mehrheit der Anwohnenden eine Umstrukturierung des Reetwerder befürwortet. Besonders wichtig ist ihnen jedoch, weiterhin die Möglichkeit zu haben, ihre Wohnungen zum Be- und Entladen mit dem Pkw anfahren zu können.

2. Fachliche Anforderungen und Variantenprüfung

Im Rahmen der fachlichen Planung wurden verschiedene Varianten zur Neuordnung der Stellplätze und Verkehrsflächen geprüft. Dabei hat sich gezeigt, dass die Herstellung von Senkrechtparkern aufgrund der zu geringen Platzverhältnisse gemäß den Vorgaben der Straßenverkehrsordnung (RestrA) nicht möglich ist. Die räumlichen Gegebenheiten lassen eine regelkonforme Anordnung von Senkrechtparkplätzen nicht zu, sodass alternative Lösungen entwickelt wurden, die den Anforderungen an Sicherheit, Erreichbarkeit und Aufenthaltsqualität gerecht werden.

3. Gliederung des Projektgebiets in drei Abschnitte

Die Planung sieht eine differenzierte Betrachtung des Straßenzugs vor, um den unterschiedlichen Anforderungen gerecht zu werden:

  • Eingangsbereiche (Alte Holstenstraße und Ernst-Mantius-Straße):
    • Sicherstellung der Erschließung und Erreichbarkeit für Anwohnende und Gewerbetreibende.
    • Einrichtung von Ladezonen für Lieferdienste und Anwohnende.
    • Schaffung barrierefreier Parkplätze.
    • Gewährleistung der Zufahrten zu Hinterhöfen und Tiefgaragen.
  • Östlicher Abschnitt:
    • glichkeit zur Einrichtung eines verkehrsberuhigten Bereichs mit Vorrang für den Fußverkehr.
    • Reduzierung des Kfz-Durchgangsverkehrs.
    • Verbesserung der Radverkehrsanbindung und Schaffung zusätzlicher Fahrradabstellplätze, auch für Lastenräder.
  • Mittlerer Bereich Neue Mitte Reetwerder“:
    • Entwicklung eines multifunktionalen Aufenthaltsbereichs mit hoher Aufenthaltsqualität.
    • Entsiegelung und Begrünung durch neue Baumpflanzungen und Grünflächen.
    • Einrichtung von Sitzmöglichkeiten, Spielflächen und Flächen für Gastronomie und Einzelhandel.
    • Flexible Nutzungsmöglichkeiten für Sondernutzungen (z. B. Umzüge, Veranstaltungen).
    • Anpassung der Beleuchtung zur Verbesserung der Sicherheit und Atmosphäre.
    • Sicherstellung der Durchfahrt für Feuerwehr, Rettungsdienste und Müllabfuhr.

4. Gestaltungselemente und Nutzungskonzept

Die konkrete Planung sieht vor, die Verkehrsflächen zugunsten von Aufenthalts- und Angebotsflächen umzugestalten. Die Reduzierung der Kfz-Stellplätze schafft Raum für neue Nutzungen und eine bessere Durchmischung von Wohnen, Einzelhandel, Dienstleistungen und Gastronomie. Die Erdgeschossnutzungen werden gestärkt und durch kulturelle sowie kreative Angebote ergänzt. Temporäre Außen- und Sondernutzungen, wie Foodtrucks oder Pop-up-Stores, sind ebenfalls möglich.

5. Barrierefreiheit und Erreichbarkeit

Besonderer Wert wird auf die barrierefreie Gestaltung des gesamten Straßenraums gelegt. Die Erreichbarkeit privater Hinterhöfe, Stellplatzanlagen und die Sicherstellung der Ver- und Entsorgung für Haushalte und Gewerbebetriebe bleiben gewährleistet. Die Möglichkeit zum kurzfristigen Anfahren der Wohnungen für Be- und Entladevorgänge wird weiterhin sichergestellt.

6. Nachhaltigkeit und Aufenthaltsqualität

Durch die Teilentsiegelung, zusätzliche Begrünung und eine einheitliche Pflasterung wird das historische Umfeld aufgewertet und die Aufenthaltsqualität nachhaltig verbessert. Die Verknüpfung der Velorouten 8 und 9 sowie begleitende Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung fördern den Umweltverbund und stärken die Nahmobilität.

Petitum/Beschluss

Der Stadtentwicklungsausschuss nimmt den Zwischenstand zur Kenntnis und beauftragt die Bezirksamtsleiterin, die aufbauenden Schritte zur Projektentwicklung durchzuführen und den Stadtentwicklungsausschuss über den Fortgang der Planungen zu informieren.

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Anhänge

Anlage 1: Lageplan

Lokalisation Beta
Alte Holstenstraße Lohbrügge Ernst-Mantius-Straße Reetwerder

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