Blau-grüne Infrastruktur ausbauen gegen Hitze und Starkregen
Letzte Beratung: 27.03.2025 Bezirksversammlung Bergedorf Ö 12.6
Antrag
der BAbg. Potthast, Brodbeck und Fraktion der GRÜNEN
Der Klimawandel stellt den Bezirk Bergedorf vor erhebliche Herausforderungen. Extremwetterereignisse wie Hitzeperioden, Dürre und Starkregen mit lokalen Überflutungen belasten die Infrastruktur und beeinträchtigen die Lebensqualität der Menschen. Um diesen Entwicklungen wirksam zu begegnen, müssen Klimaanpassungsmaßnahmen konsequenter als bisher in die Planung neuer Bauvorhaben sowie in die Sanierung und den Ausbau bestehender Infrastruktur einfließen. Die im Februar 2025 veröffentlichte Strategie zur Anpassung Hamburgs an den Klimawandel hebt die Bedeutung lokaler Klimaanpassungskonzepte für die Bezirke hervor. In Bergedorf ist die Entwicklung eines solchen Konzepts für die Innenstadt bereits als prioritäres Projekt im kürzlich beschlossenen Integrierten Entwicklungskonzept (RISE) verankert. Rechtliche Grundlage hierfür sind unter anderem das Bundes-Klimaanpassungsgesetz (§ 8 KAnG) und das Hamburgische Klimaschutzgesetz (HmbKliSchG), die vorgeben notwendige Maßnahmen bei allen Planungen und Entscheidungen zu berücksichtigen.
Ein zentraler Bestandteil der Klimaanpassung ist die sogenannte Blau-Grüne Infrastruktur (BGI), die wasser- und vegetationsbezogene Maßnahmen kombiniert, um Städte klimaresilient, lebenswert und ökologisch nachhaltig zu gestalten. Ein entscheidender Aspekt ist das Regenwassermanagement, das durch Entsiegelung, Regenwasserspeicher und Mulden-Rigolen-Systeme verhindert, dass Wasser ungenutzt in die Kanalisation abfließt. Stattdessen kann es lokal versickern oder gespeichert werden, wodurch sowohl Hochwassergefahren reduziert als auch die Wasserverfügbarkeit in Trockenperioden verbessert werden.Renaturierte Flüsse, Teiche und Wasserflächen tragen nicht nur zum Hochwasserschutz bei, sondern schaffen gleichzeitig wertvolle Erholungsräume für Mensch und Natur. Multifunktionale Flächen, wie wasserspeichernde Parks oder gezielt ausgewiesene Überschwemmungsgebiete, können große Wassermengen aufnehmen und so die Kanalisation entlasten. Zudem spielt die Regenwassernutzung eine wichtige Rolle: Gesammeltes Wasser kann für dieBewässerung eingesetzt werden oder durch Verdunstung zur Abkühlung des städtischen Mikroklimas beitragen.
Neben der Wasserbewirtschaftung spielt auch die Begrünung eine wesentliche Rolle in der Klimaanpassung. Gründächer und begrünte Fassaden speichern Wasser, kühlen Gebäude und filtern Schadstoffe aus der Luft. Straßenbäume und urbane Wälder tragen zur Verbesserung der Luftqualität bei, spenden Schatten, binden CO₂ und reduzieren die sogenannten Hitzeinseln, die sich insbesondere in dicht bebauten Stadtgebieten bilden. Auch naturnahe Parks, Blühwiesen und biodiversitätsfördernde Maßnahmen wie das Animal-Aided-Design leisten einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt und bieten wertvolle Lebensräume für Insekten, Vögel und andere Tiere.
Darüber hinaus spielt eine multifunktionale Stadtgestaltung eine zentrale Rolle. Entsiegelte Plätze, wasserdurchlässige Wege oder begrünte Innenhöfe ermöglichen eine natürliche Versickerung des Regenwassers und tragen gleichzeitig zur städtischen Begrünung bei. Regenwassergärten, also bepflanzte Mulden, können überschüssiges Wasser aufnehmen und dabei als zusätzliche Grünflächen genutzt werden. Auch klimaangepasste Straßenräume, die Bäume, Wasserrückhaltung und hitzemindernde Materialien kombinieren, sind essenziell für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Öffentliche Räume, die Wasser- und Grünstrukturen intelligent integrieren, bieten nicht nur Schutz vor Wetterextremen, sondern steigern gleichzeitig die Aufenthaltsqualität für die Stadtbevölkerung.
Die Blau-Grüne Infrastruktur trägt somit maßgeblich dazu bei, Städte an die Folgen des Klimawandels anzupassen: Sie minimiert das Risiko von Überflutungen, reduziert Hitzeinseln, verbessert die Luftqualität und stärkt die Biodiversität. Darüber hinaus bietet sie ökologische, soziale und wirtschaftliche Vorteile und ist ein zentraler Bestandteil einer nachhaltigen Stadtentwicklung. In Bergedorf werden diese Prinzipien bereits in Projekten wie dem neuen Stadtteil Oberbillwerder angewendet. Um den Bezirk langfristig widerstandsfähiger gegenüber Extremwetterereignissen zu machen, ist es essenziell, diese Ansätze konsequent in die Stadtplanung zu integrieren und weiterzuentwickeln.
Die Bezirksversammlung Bergedorf möge beschließen:
Das Bezirksamt wird gemäß § 19 (2) BezVG aufgefordert,
1. in neuen Bebauungsplänen, soweit rechtlich möglich, verbindliche Vorgaben zur Berücksichtigung der Prinzipien blau-grüner Infrastruktur zu verankern, um eine klimaangepasste Bauweise sicherzustellen.
2. bei privaten Bauvorhaben in Bereichen mit bestehendem Planrecht aktiv auf die Integration blau-grüner Infrastruktur hinzuwirken.
3. insbesondere bei der Planung von Straßen und Plätzen sowie der Landschafts- und Freiraumplanung Bauweisen und Elemente der blau-grünen Infrastruktur als zentrales Planungsziel zu berücksichtigen und in Bauvorhaben zu integrieren.
4. zu prüfen, inwieweit nachträgliche Maßnahmen zur Integration blau-grüner Infrastrukturen auch in bereits abgeschlossenen Bebauungsplanverfahren identifiziert und realisiert werden können.
5. eine enge Abstimmung mit den zuständigen Fachbehörden und Landesbetrieben, insbesondere BUKEA, BSW, BVM sowie LIG und LSBG, zur Umsetzung von Maßnahmen der blau-grünen Infrastruktur sicherzustellen.
6. den Stadtentwicklungsausschuss, den Ausschuss für Verkehr und Inneres sowie den Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz über die beschriebenen Maßnahmen und Handlungsmöglichkeiten zu informieren und sie aktiv in die weitere Ausarbeitung und Umsetzung einzubinden.
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