Bergedorf auf dem Weg zur autofreien Innenstadt: Einrichtung einer Fußgängerzone in der Schloßstraße Hier: Zwischenbericht zum Prüfauftrag
In der Sitzung des Fachausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Verbraucherschutz (WAV) am 11.12.2019, wurde durch einen Referenten über die Erfahrungen des Vorhabens „Altstadt für Alle“ berichtet. Die wichtigsten Punkte des Vortrages werden nachfolgend zusammengefasst:
Mit dem Vorhaben war geplant, die Kleine Johannisstraße und die Schauenburger Straße Schauplatz eines bisherigen einmaligen Experimentes mit dem Ziel der Belebung des Rathausquartiers in eine Erlebnisstraße umzuwandeln.
Dem Vorhaben „Altstadt für Alle!“ ging eine sehr umfangreiche Planungsphase von 1 ½ Jahren voraus. Im Mai 2018 hatte die BV Mitte beschlossen, das Projekt finanziell zu unterstützen und zu genehmigen. Die Voraussetzung hierfür war, dass ein erfolgreiches Zusammenwirken zwischen Akteuren aus dem Quartier, der IHK, Polizei und den Verkehrsbehörde stattfinden würde. Nach vielen Verhandlungen und einem komplexen Abstimmungsprocedere konnte kurz vor Start des Vorhabens, die 21. Planvariante am 1. August 2019 beschlossen werden.
Das Verkehrsmanagement wurde ausschließlich von der Initiative betreut. Im Rahmen der Einrichtung der Fußgängerzone war es erforderlich, den Schleusenzugang zu kontrollieren. Hierfür war täglich eine Person seitens der Initiative im Einsatz. Verkehrszählungen haben gezeigt, dass das Fußgängeraufkommen insbesondere zwischen 8.00 – 11.00 Uhr sehr hoch war. Die befürchtete Problematik durch Logistik und Lieferverkehr war ausgeblieben. Die zeitliche Einschränkung der Anlieferungszeiten von (23.00-11.00 Uhr) hatte sich nach Aussagen der Logistiker sowie der der Belieferten im Quartier der Lieferverkehr insgesamt eher verbessert, weil sehr gute Absprachen und klare Regelungen erfolgt sind.
Die Auswirkungen auf die Gewerbetreibenden, Einzelhändler und Gastronomen vor Ort war auch insgesamt positiv. Die Gastronomiebetriebe verzeichneten eine deutlich bessere Umsatzentwicklung. Differenzierter war der Trend im Einzelhandel, obwohl mehr Laufkundschaft vorhanden war. Die Umsatzentwicklung der Einzelhändler war zum Teil höher, aber auch niedriger, was aber nach deren Auskünften nicht in kausalem Zusammenhang mit der temporären Fußgängerzone stehen musste. Hier seien die schlechteren Witterungverhältnisse zum Vorjahr und auch der allgemeine Rückgang im stationären Einzelhandel wohl eher die maßgeblichen Faktoren gewesen.
Die Aufenthaltsqualität und die kulturellen Angebote vor Ort seien die maßgeblichen Erfolgsfaktoren für die Einrichtung einer „Erlebnis-Straße“. Diese wurde sehr aufwendig gestaltet: Sitzgruppen, mobile Holzbänke, Tischtennisplatten, kleine mobile Gärten, Sitzquadrate, gastronomische Angebote, Kunstinstallationen, kulturelle Angebote und Aktionen, Haustürkonzerte, Tango und Yoga, sowie Informationsveranstaltungen seien nur einige Beispiele für die Vielfalt der Angebote, die vor Ort stattgefunden haben.
Das Vorhaben hat insgesamt 180.000 EUR gekostet. Die Aufteilung der Kosten erfolgte zu je 1/3 wie folgt: BV, Initiative und Spender (sowie ehrenamtliches Engagement). Hauptausgaben waren die Miete von Verkehrszeichen und Sperren, der personelle Aufwand für die „Schleusenlösung“ (tgl. 8.00- 11.00 Uhr), die Möblierung und die Gestaltung des öffentlichen Raums, die kulturellen Angebote und die umfangreiche Konzeption bzw. die Ergebnisauswertung.
Das Vorhaben konnte laut Befragungen als erfolgreich eingestuft werden, es gab 93 %, die eine Fortsetzung wünschen. Befragt wurden Gastronomen, Einzelhändler, Bewohner des Quartiers.
Erste Ergebnisse aus dem Prüfauftrag an das Bezirksamt Bergedorf
Die Verwaltung hat den Prüfauftrag aus der Drs. 21-0115 zur Umsetzung: „Bergedorf auf dem Weg zur autofreien Innenstadt: Einrichtung einer Fußgängerzone in der Schloßstraße“ aufgenommen und kann wie folgt zurückmelden:
Umsetzungszeitraum: Den Erfahrungswerten aus dem Rathausquartier folgend ist es wichtig,
eine angemessene Planungsphase und eine komplexe Kommunikationsstrategie zu entwickeln.
Verkehrliche Situation: Laut lokalem PK gelten insbesondere folgende Punkte als schwierig
umsetzbar:
- Wegfall von ca. 60 Parkplätzen (Realisierung und Wegfall von Einnahmen)
- Änderung der Verkehrsführung (sehr aufwendig für die kurze Dauer des Vorhabens.
Aufwand und Nutzen-Verhältnis muss beachtet werden)
Ressourcen: Die Ressourcenfrage ist in Bergedorf noch offen.
Der Hauptausschuss nimmt Kenntnis.
Keine.