Verkehr mit den Bürger*innen neu denken: Ottenser Kreuz umgestalten, Verkehr reduzieren Dringlicher Antrag der Fraktion GRÜNE (Neufassung)
Ottensen ist ein äußerst beliebter und attraktiver Stadtteil. Immer mehr Menschen zieht es hierher - zum Wohnen, Einkaufen, Essen gehen oder um Kulturangebote zu nutzen. Die Folge: Die Verkehrsbelastung wächst und wird durch vielfältige Baustellen zudem verschärft. Der motorisierte Individualverkehr gerät zunehmend in Konflikt mit anderen Nutzer*innen des öffentlichen Raums, seien es Fußgänger*innen oder Radfahrende. Der Parkdruck wächst ebenfalls, der Parksuchverkehr belastet die Anwohnenden in Ottensen - obwohl Parkhäuser (Mercado, Bahnhof Altona, Vivo, IKEA ZEISE II) verfügbar sind. Hier wird bald die Parkraumbewirtschaftung für Abhilfe sorgen.
Am sogenannten "Ottenser Kreuz" - Ottenser Hauptstraße, Ecke Bahrenfelder Straße/ Sprit-zenplatz - dem Zentrum von Ottensen, wenn man so will - trifft alles aufeinander, was Ottensen so begehrt und attraktiv macht: Veranstaltungen, Treffpunkt, Markt, Straßenkünstler*innen, politische Aktivitäten - vielfältiger geht es kaum. Trotz dieser intensiven Nutzung und dem vielfach geäußerten Wunsch von Initiativen und Anwohnenden nach einer Reduzierung sowohl des ruhenden, als auch des mobilen MIV, endet die Fußgängerzone am Spritzenplatz. In Diskussionen mit Bürgerinnen und Bürgern fallen folgende Argumente immer wieder:
Im Bereich Bahrenfelder Straße (Spritzenplatz bis Barnerstraße) und Ottenser Hauptstraße bis zur Kreuzung Große Brunnenstraße ist extrem wenig Raum für Fußgänger*innen, Radfahrende werden durch das Kopfsteinpflaster behindert, die Straße selbst ist durch das beidseitige Parken einspurig geführt. Eine Neuaufteilung, die den MIV ganz außen vor lässt, würde genügend Raum schaffen für alle anderen Verkehrsteilnehmenden, der Radverkehr könnte einen glatteren Belag bekommen, der Rest der Fläche gehört den Flanierenden, den Kinderwagen, den scooterfahrenden Kindern, den Rollatoren, den Dackeln und den Eisessenden... .
Aktuell wird in Altona das EU-Projekt "Cities4people" durchgeführt - als Kooperationsprojekt zwischen der HafenCity Universität (HCU), dem Bezirksamt Altona und der Senatskanzlei, gefördert im Rahmen des Europäischen Forschungs- und Innovationsprogrammes Horizon 2020. In diesem Rahmen sind eine Vielzahl von Workshops veranstaltet worden, auf denen mit Bürger*innen Altonas konkrete Projekte für eine bürgernahe, städtische Mobilität entwickelt wurden. In diesen Workshops wurde der Wunsch der Altonaer*innen nach deutlicher Begrenzung des MIV in engen Einkaufsstraßen sowie einer Einschränkung des Flächenverbrauchs durchruhenden Verkehr geäußert. Es gab zahlreiche Forderungen nach Flächenumverteilung zugunsten von Fußgängern und Radfahrern, nach einer Aufwertung und Begrünung des öffentlichen Raumes zugunsten einer höheren Aufenthaltsqualität und mehr Raum für nachbarschaftliche Begegnungen.
Eine Überlegung, die daher aktuell in diesem Rahmen erwogen wird, ist es im Bereich Bahren-felder Straße (Spritzenplatz bis Alma Wartenberg Platz) und Ottenser Hauptstraße (Ecke Bahrenfelder Straße bis Mottenburger Straße) für einen mehrwöchigen Zeitraum den Individualverkehr rauszuhalten und so die Auswirkungen erlebbar zu machen. Die Straßenabschnitte sind so gewählt, dass kein querender Verkehr beeinträchtigt wäre und durch die Einbahnstraßenregelung insgesamt nur zwei Zufahrtsbeschränkungen eingerichtet werden müssten.
Gemeinsam mit der HCU sowie ggf. weiteren Hochschulen könnte nicht nur die veränderte Nutzung des öffentlichen Raumes erfasst werden (Anzahl der Fußgänger, Nutzungsmuster, Aufenthaltsdauer) sondern durch umfangreiche Befragungen auch die Zufriedenheit unterschiedlicher Nutzergruppen mit der veränderten Raumaufteilung erfasst und dokumentiert werden
Dieses Projekt kann durch die Erhöhung der Aufenthaltsqualität, die Reduzierung von Nutzungskonflikten zwischen verschiedenen Verkehrsteilnehmern und ungehinderte Zulieferung der dortigen Geschäfte dabei helfen, die Angst vor Umsatzeinbußen vieler Gewerbetreibender zu minimieren. Als Projekt ist es zeitlich begrenzt - es kann genutzt werden, um dem Wunsch der Ottenser*innen an alternativer und zukunftsfähigeren Verkehrsführung und Flächenaufteilung aufzugreifen und die Ergebnisse dieses Experiments für zukünftige planerische Überlegungen in diesem Bereich zugrunde zu legen.
Natürlich muss die Auswertung gemeinsam mit der Öffentlichkeit diskutieren werden, genauso wie die Frage, wie dieser städtische Raum in Zukunft gestaltet sein soll, um den geänderten An-forderungen eines modernen Metropolenquartiers gerecht zu werden. Hierzu bedarf es eines umfassenden Beteiligungsprozesses.
Vor diesem Hintergrund beschließt die Bezirksversammlung:
Das Bezirksamt wird nach § 19 (2) BezVG aufgefordert,
Für die Umsetzung der Maßnahme und insbesondere zur Unterstützung des Beteiligungsprozesses ist ein Finanzierungskonzept zu erstellen und im Verkehrsaus-schuss vorzustellen.
Der Verkehrsausschuss ist am gesamten weiteren Verfahren zu beteiligen.
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