Auf dem Weg zum Hamburg-Takt Bedarfe erkennen, Quartiersbusse einführen Mitteilungsdrucksache zum Beschluss der Bezirksversammlung vom 27.10.2022
Die Bezirksversammlung Altona hat in ihrer Sitzung vom 27.10.2022 anliegende Drucksache 21-3510B beschlossen.
Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) hat hierzu mit Schreiben vom 16.12.2022 wie folgt Stellung genommen:
Zu 1 und 2:
Der Senat hat im Jahr 2019 mit der Neuausrichtung des ÖPNV eine Strategie unter der Bezeichnung „Der Hamburg-Takt“ formuliert. Der Hamburg-Takt steht dabei für einen Paradigmenwechsel im ÖPNV. War das öffentliche Mobilitätsangebot an Schnellbahn, Bus und Fähre vor 2019 an der Nachfrage ausgerichtet, soll nun mit einem kundenzentrierten, angebotsorientierten und smart vernetzten ÖPNV inklusive On-Demand- und Sharing-Services, den Hamburger:innen ein überzeugendes Angebot gemacht werden, das den eigenen PKW obsolet macht.
Zentrales Element ist das Versprechen, dass innerhalb von fünf Minuten der Zugang zu einem Angebot der öffentlichen Verkehrsmittel erreicht wird. Zudem sieht der Hamburg-Takt eine Ausweitung des Qualitätsniveaus auf alle Gebiete der Stadt vor, um ein Einsteigen ohne Fahrplankenntnis zu realisieren. Daneben hat der Hamburg-Takt weitere strategische Facetten, die als Ziele zu verstehen sind:
- Im Kern beinhaltet der Hamburg-Takt, dass sich das Mobilitätsangebot an den Menschen und deren sich kontinuierlich verändernden Bedürfnissen ausrichtet.
- Das öffentliche Mobilitätsangebot ist für alle Hamburger:innen – und zwar unabhängig vom sozialen Status – im Alltag aufgrund seiner Attraktivität und der barrierefreien Zugänglichkeit die naheliegendste Mobilitätsoption.
- Das Kund:innenerlebnis ist durchgängig positiv gestaltet. Kund:innen erleben an jedem Berührungspunkt im ÖPNV das gleiche hohe Serviceniveau.
- Das öffentliche Mobilitätsangebot integriert neben dem klassischen ÖPNV (Schnellbahn, Bus und Fähre) auch On-Demand- und Sharing-Angebote. Diese Angebote ergänzen sich sinnvoll und sind eng miteinander vernetzt.
Erste Schritte zur Realisierung des Hamburg-Taktes wurden mit den Angebotsoffensiven seit dem Fahrplanwechsel 2019/2020 in die Wege geleitet. So wurden auch im Bezirk Altona zahlreiche Verbesserungen des ÖPNV realisiert, darunter:
- Stärkung der wichtigen Achse Schenefeld/Osdorfer Born – Lurup – Bahrenfeld – S Holstenstraße/Bf. Altona – Innenstadt durch Einführung der Expressbuslinie X3, Verlängerung der Metrobuslinie 2 bis US Berliner Tor, Erweiterung der 10-Minuten-Takte am Tagesrand auf den Metrobuslinie 2 und 3 sowie Angebotsverdichtung auf der Luruper Hauptstraße durch die Metrobuslinie 3,
- Erweiterung der Abschnitte und Betriebszeiten im 10-Minuten-Takt auf den Metrobuslinien 1 und 21 sowie Aufwertung der Verbindung über Friedensallee – Kalckreuthweg – Baron-Vogt-Straße zur Metrobuslinie 16,
- Neuerschließung der Tangente Eidelstedt – S Elbgaustraße – Lurup – Bahrenfeld – S Othmarschen – AK Altona durch die Stadtbuslinie 284,
- Aufwertung des Netzknotens S Othmarschen und verbesserte Erreichbarkeit der Waitzstraße aus ihrem Einzugsgebiet durch ein erweitertes Fahrtenangebot der Metrobuslinie 15 und Einführung der Stadtbuslinie 115,
- Ersterschließung der Neuen Mitte Altona durch die Stadtbuslinie 113 und deren Fortführung in Richtung Eimsbüttel,
- Einrichtung weiterer Haltestellen im Bestandsnetz (Tönninger Weg, Pieperweg, Ohnsorgweg),
- Einführung einer Quartierbuslinie 388 in Rissen und mehrmalige Erweiterung des Bediengebietes und Fahrtenangebots sowie Ausbau des Quartierbusangebotes in Blankenese,
- Einführung des durchgehenden Wochenendnachtverkehrs auf der Metrobuslinie 15 und der S1 bis Wedel mit ergänzendem Busangebot sowie Schließung von Taktlücken im werktäglichen Nachtbus-Angebot.
Zudem wurde zum Fahrplanwechsel am 11.12.2022 die Metrobuslinie 16 über ihren bisherigen Endpunkt hinaus bis zum Schenefelder Platz verlängert.
Insgesamt betrachtet kann hervorgehoben werden, dass durch die aufgeführten Leistungsausweitungen in Verbindung mit On-Demand- und Sharing-Angeboten im Bezirk Altona bereits ein leistungsstarkes ÖPNV-Angebot besteht.
Die Realisierung des Hamburg-Taktes ist ein dynamischer Prozess und erfolgt schrittweise. Eine stadtteil- bzw. quartierscharfe Betrachtung des ÖPNV-Angebotes ist zum gegebenen Zeitpunkt nicht zielführend, da dieses auch in den kommenden Jahren noch weiter ausgebaut wird. Folglich sehen BVM, der Hamburger Verkehrsverbund (HVV), die Hamburger Hochbahn AG (Hochbahn) und die Verkehrsbetriebe Hamburg Holstein GmbH (VHH) zunächst von einer Teilnahme im Verkehrsausschuss im ersten Halbjahr 2023 ab, was aber eine Teilnahme zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausschließt.
Die Weiterentwicklung des ÖPNV-Angebotes betreffend sind u.a. die Verlängerung der Expressbuslinie X22 über ihren Endpunkt U Hagenbecks Tierpark bis zum Osdorfer Born und die Einbindung des neuen Fernbahnhofs Diebsteich in das Busnetz zu benennen. Sowohl für diese als auch für weitere Maßnahmen können jedoch derzeit keine konkreten Umsetzungszeitpunkte genannt werden. Ursächlich hierfür sind u.a. die nach wie vor im ÖPNV zu spürenden Folgen der Covid-19-Pandemie und die Energiepreissteigerungen. Zusätzlich bedarf es seitens der Verkehrsunternehmen der Gewinnung zusätzlichen Fahrpersonals sowie der Modernisierung, Elektrifizierung und Erweiterung der Fahrzeugflotten und Betriebshöfe. Weitere Unsicherheiten in der Umsetzungsplanung entstehen durch die notwendige Sanierung, Ertüchtigung und Weiterentwicklung der Straßen- und Schieneninfrastruktur.
Zu 3:
Die Einführung einer Quartierbuslinie in Lurup und Osdorf wird nicht angestrebt. Aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und der damit verbundenen Nachfragerückgänge sowie der veränderten Finanzierungsgrundlage liegt der Fokus nunmehr auf der Weiterentwicklung und Verbesserung des Leistungsangebotes der Express-, Metro- und Stadtbuslinien, die eine große Wirkung zur Förderung der Nachfrage im ÖPNV entfalten. Für die Verbesserung der Quartierserschließung mit öffentlichen Mobilitätsangeboten werden On-Demand-Dienste angeboten.
Darüber hinaus gibt es bei den Verkehrsunternehmen in Hamburg nur einen begrenzten Umfang an kleineren Fahrzeugen, die für diesen Betrieb infrage kommen. Überlegungen zu Quartierbuslinien sind deshalb immer mit der Beschaffung der entsprechenden Kleinbusse mit elektrischem Antrieb verknüpft. Die Lieferprozesse der Fahrzeugindustrie lassen jedoch eine kurzfristige Beschaffung nicht zu.
Zu 4:
Die BVM, der HVV und die Verkehrsunternehmen befinden sich mit den Bezirken und dem Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) im regelmäßigen Austausch zur Schaffung der notwendigen Infrastruktur für einen leistungsstarken und zuverlässigen Busverkehr, wobei dem LSBG hierbei eine koordinierende Rolle zukommt.
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Die Bezirksversammlung wird um Kenntnisnahme gebeten.