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Erhalt des Kontor- und Fabrikgebäudes samt Schornstein an der Holzmühlenstraße als Zeugnis der Wandsbeker Ortsgeschichte sicherstellen Antrag der CDU-Fraktion

Antrag

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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03.03.2022
Sachverhalt

 

An der Holzmühlenstraße 68-78 befindet sich ein denkmalgeschütztes Gebäudeensemble, dass ein anschauliches Beispiel eines Wandsbeker Industriebaus der 1920er Jahre darstellt und somit ein Zeugnis Wandsbeker Ortsgeschichte ist. Das Gebäudeensemble besteht an der Holzmühlenstraße aus einem Kontor- und Fabrikgebäude, welches expressionistische Gestaltungsmerkmale aufweist und zurzeit als Spielhalle und Billard-Café genutzt wird. Auf dem Grundstück an der Ecke zur Hinschenfelder Straße befindet sich ein ungenutztes Kesselhaus mit einem Schornstein. Ursprünglich wurde das Fabrikgelände 1924 für die Verarbeitung von Schokolade erbaut und gehörte der Deutschen Kakao- und Schokoladenfabrik AG. Nach dem ersten Weltkrieg boomte die Schokoladenindustrie und wurde in Wandsbek zu einem typischen Gewerbezweig. Bereits 1926 musste die Firma Konkurs anmelden, sodass das Fabrikgelände an die Gummiwaren-Großhandelsfirma Joseph Beyer überging. Ab den 1930ern bis in die 1970er wurde das Gelände durch den Zuschlagstoffhersteller Hans Hauenschild als Chemiefabrik bewirtschaftet.

 

Die Gebäude dokumentieren so das Aufstreben des Wandsbeker Industriestandortes in den 1920er Jahren. Das Denkmalschutzamt stuft die Fabrikgebäude mit ihren expressionistischen Gestaltungsmerkmalen als eins der selten gewordenen Beispiele eines ambitioniert gestalteten Industriebaus der 1920er Jahre ein. Der sich auf dem Gelände befindende Schornstein sei danach ein Symbol für das typische Wandsbeker Erscheinungsbild und gleichzeitig einer der zwei letzten Schornsteine im Wandsbeker Kerngebiet. Damit stelle der Schornstein eine nunmehr seltene Landmarke mit ortsgeschichtlicher Relevanz dar. Während die Schornsteine ein prägendes Motiv für den Wandsbeker Industriestandort waren und das Stadtbild zeichneten, sind diese nun fast vollständig verschwunden.

 

Der desolate Zustand des Schornsteins und des Nebengebäudes lassen befürchten, dass dieses letzte Denkmal mit bau-, orts- und wirtschaftsgeschichtlicher Relevanz bald auch verschwinden wird (siehe Artikel in der Hamburger Morgenpost vom 01. Februar 2022: „Hier verfällt Wandsbeks süßes Geheimnis“). Daher sollte sichergestellt werden, dass die baulichen Maßnahmen zur Instandhaltung erfolgen und die geschichtliche Bedeutung des Ortes hervorgehoben wird. Über die beschriebene Entwicklung des Geländes ist wenig veröffentlicht. Die Aufarbeitung dessen und deren öffentlichen Darstellung ist daher von besonderer Relevanz. Die Bewahrung des Kontor- und Fabrikgebäudes inklusive des Schornsteins ist aus geschichtlichen Gründen und aufgrund der charakteristischen Eigenheiten, die das Stadtbild geprägt haben, von öffentlichem Interesse.

 

Dies vorausgeschickt möge die Bezirksversammlung folgendes beschließen:

 

Petitum/Beschluss

Die Verwaltung möge

 

  1. sich dafür einsetzen, dass das Denkmalschutzamt mit der Eigentümerin des Grundstückes der ehemaligen Schokoladenfabrik schnellstmöglich in Kontakt tritt, um den dauerhaften Erhalt und die Instandsetzung, insbesondere des Schornsteins und der Gebäude, zu erwirken.
  2. sich mit den zuständigen Stellen dafür einsetzen, dass das Gelände der Öffentlichkeit (teil-)zugänglich gemacht wird und entsprechende Hinweistafeln, die über die Geschichte des Fabrikgebäudes informieren, angebracht werden.
  3. im Ausschuss für Haushalt und Kultur, unter Hinzuladung des Regionalausschusses Kerngebiet, über den Fortgang berichten.

 

 

Anhänge

keine Anlage/n