Chancen, Potentiale und die Zukunftsrolle unseres Stadtrandes: Bei "Wandsbek 2045" einen eigenen Fokus auf den Stadtrand setzen! Debattenantrag der FDP-Fraktion
Die Handelskammer hat ihren Stadtentwicklungsblick nach vorn "Hamburg 2040" genannt und verbunden mit der Frage: "Wie wollen wir künftig leben und wovon?" Das ist eine gute Frage, die auch für unseren Bezirk gilt. Unser Bezirk ist aber hinsichtlich des Blicks in die Zukunft nicht untätig und hat am 7. November 2018 die Bezirksverwaltung mit der Entwicklung eines bezirklichen Rahmenplanes beauftragt, genannt "Wandsbek 2045": Unser Bezirk schaut also noch 5 Jahre weiter als die Handelskammer.
Das Beteiligungsverfahren zu Wandsbek 2045 ist vor fast genau einem Jahr abgeschlossen worden. Und auch das Projekt der Handelskammer befindet sich seit 2021 in der Phase "Fortwährende Zukunftsbefassung der Handelskammer". Besser kann man ein "undefiniertes Ergebnis" kaum in Worte fassen.
Undefiniert soll es in Wandsbek nicht sein und nicht werden. Und dazu gehört, dass wir unseren Bezirk mit seinen spezifischen Herausforderungen wahrnehmen.
Wichtig dabei ist, dass wir Wandsbek nicht "aus einem Guss" begreifen und betrachten und beplanen. Wandsbek besteht, anders als mancher andere Bezirk in Hamburg, aus einem dichten Kern - und einer enorm großen Fläche "Stadtrand", den die einen bereits ab "alles hinter Ring 2" sehen, hier soll aber vor allem "alles ab und rund um Ring 3" im Blick stehen.
Unser Stadtrand gewinnt immer mehr an Relevanz!
Beim Kongress "HEY/Hamburg" am 16. und 17. Juni 2022 in der Handelskammer spielte der Stadtrand eine bisher selten erlebte große Rolle, er wurde geradezu als "Hub" bezeichnet, als zentrale "Verteilstelle" zwischen Stadt und Umland, zwischen Wohnort von auf dem Land lebenden Beschäftigten und ihrem Arbeitsplatz in Hamburg (oder umgekehrt), zwischen individualmobilisierten Pendlern und notwendigen Anschlüssen an ÖPNV und vergleichbare Angebote für den Weg in die Stadt. Unternehmen aus dem Mineralölbereich, kurz: Tankstellenbetreiber planen bereits jetzt ganz neue Tankstellenkonzepte mit Umstiegsbereichen vom eigenen Auto/e-Auto in "weiterführende Mobilität". Während der Zeit in der Stadt lädt das Auto im e-Lade-Zonen-Bereich. Abends, für die Heimfahrt, ist es startklar.
Bei der ersten Auswertung der Rückläufe zum "Hamburg 2040"-Projekt der Handelskammer heißt es: "Hamburgs Denken und Handeln ist zu häufig auf das eigene Bundesland begrenzt, die Motivation zu verstärkter norddeutscher Koordinierung der Wirtschaftspolitik ist noch zu wenig ausgeprägt. Dabei stimmen 82 Prozent der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer der Aussage eher oder voll zu, dass Hamburgs Potenzial durch stärkere überregionale Zusammenarbeit in der Metropolregion und Norddeutschland besser genutzt werden könnte." Große Unternehmen und Raumentwicklungsplaner sind hier bereits aktiv.
Mindestens das Thema Metropolregion, vor allem aber die aktive Entwicklung einer Rolle für den Stadtrand Wandsbek ist - und vielleicht besonders - eine Aufgabe für unseren Bezirk. Wandsbek hat bereits ein länderübergreifendes Wirtschaftsgebiet mit Victoria-Park und Minerva-Park, diesbezüglich ist aber noch Luft nach oben, denn Wirtschaft findet auch im mittleren und kleinen Segment statt. Wenn wir nicht wollen, dass Unternehmen wie "Conrad Elektronik" ins Nachbarbundesland ausweichen, müssen wir den Stadtrand viel intensiver als Wirtschafts-Hub betrachten als bisher - bei Beibehaltung des wertvollen Grüns. Kreativität und Flexibilität ist hier also erforderlich, auch was Umnutzungen/Neuplanungen/stadtplanerische Gestaltung bestehender versiegelter Bereiche betrifft. Sei es, dass das steuerzahlende Unternehmen auf Hamburger Boden bleibt, sei es, dass die Arbeitsplätze, falls doch hinter der Landesgrenze, von Hamburgerinnen und Hamburgern belebt werden.
Auch wir in Wandsbek haben eine Rückmeldesammlung aus dem Beteiligungsverfahren 2045. Hieraus lassen sich ein paar Punkte festhalten, die auch Anlass für unser Petitum sind.
Was sagen uns die vorliegenden Rückmeldungen im Hinblick auf Chancen, Potentiale und Zukunftsrolle des Wandsbeker Stadtrandes für unseren Bezirk - und für unsere Rolle als "Transferbezirk" zwischen Umland und Stadtkern?
Der Blick auf die Beitragskarte (https://beteiligung.hamburg/wandsbek2045/#/contributionmap) zeigt zuerst einmal:
Für die Standrand-Bereiche Hummelsbüttel und Walddörfer ist kaum eine Rückmeldung eingegangen. Sehr viel mehr ist es allerdings auch nicht am Stadtrand Rahlstedt. Insgesamt 319 Beiträge sind notiert und 398 Kommentare zu den Beiträgen. Mit Abstand die größte Priorität bei allen Beiträgen hat mit rund 50 % der Aspekt Mobilität (vor allem: Raser, Radwege, Bahnverkehr, Magistralenkonzept..). Danach kommt "Freiräume und Grün". Die allerkleinste Anzahl an Bürgereinträgen bezieht sich auf "Arbeit und Gewerbe", der zweitkleinste Bereich ist "Sport und Bewegung", der Bereich "Handel und Versorgung" ist ebenfalls einer der kleinsten und gleich groß wie "Sonstiges".
Der Blick auf die Beitragskarte und die Kommentare zeigt vor allem eines: Der Stadtrand als dringend in den Blick zu nehmendes Potential-Gebiet ist den allermeisten Antwortenden auf das bezirkliche Beteiligungsprogramm gar nicht wirklich bewusst.
Blicken wir noch kurz auf die Bürger-Beiträge zum Thema Klima. Hier gibt es einen einzigen, der die inzwischen zu einem Großthema auch der Ärzte in Wissenschaft und Praxis gewordene Problematik "Hitze im Sommer" aufgreift. "Klima und Gesundheit" ist ein medizinisches Mega-Thema nicht erst in der Zukunft. Wer, wenn nicht ein Bezirk mit erheblichem Grün-, Wasser- und Kühlungspotential wie der Bezirk Wandsbek mit seiner großen Stadtrand-Fläche ist berufen, hier für den Bezirk und für die Stadt strukturelle Lösungen zu entwickeln, die über Kleinmaßnahmen hinausgehen und ein übergreifendes Konzept, auch mit dem Umland, zu entwickeln? Auch das Thema "Starkregen" mit allen Folgen wäre auf eine solche Arbeitsliste zu setzen.
Wandsbek als großer, vielfältiger und bevölkerungsstärkster Bezirk in Hamburg mit seiner großen Fläche "Stadtrand" ist nicht nur geradezu dazu berufen, sondern der Bevölkerung des Bezirkes gegenüber auch letztlich verpflichtet, beim Blick in die Zukunft für den Stadtrand eine aktive Rolle zu definieren und seine Chancen, Potentiale und Zukunftsrolle zu entwickeln.
Die Aufgabe "Wandsbek 2045" erfordert nicht nur Ideen, Anregungen und Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, sondern auch profilierter Fach-Experten, um den Stadtrand aus seinem Image als überwiegend Naherholungszone auf die nächste Zukunftsebene zu heben - ohne seine unersetzliche Rolle als Klima-Verbesserer zu reduzieren: eine Schlüsselrolle zwischen Umland und Stadt, eine Schlüsselrolle bei Klima und Gesundheit, eine Schlüsselrolle bei stadtrandgerechter Wirtschaft und Mobilität.
keine Anlage/n