10 Jahre Recyclingoffensive: Viel erreicht - noch Luft nach oben Debattenantrag der FDP-Fraktion
Letzte Beratung: 18.11.2021 Bezirksversammlung Wandsbek Ö 4.5
Zuerst einmal ist Hamburg zu gratulieren: Als die Stadt im Jahr 2011 Umwelthauptstadt war, wurde eine umfassende Wertstoffverordnung eingeführt. Recycling für alle und für alles eine Tonne – oder einen Wertstoff-Hof. Die EU-Kommission hatte Hamburg den Titel „Umwelthauptstadt“ verliehen als Metropole, die den Umweltschutz vorbildlich vorantreibt, mit erreichten Erfolgen, aber auch mit ambitionierten Zielen.
Das passt sehr gut als Hintergrund für unseren heutigen Debattenantrag: erreichte Erfolge – ambitionierte Ziele.
Die erreichten Erfolge, nicht zuletzt mit Blick auf deutliche CO2-Einsparungen, hat vor ein paar Tagen, am 9. November, die Senatsverwaltung in einer Pressemeldung detailreich zusammengestellt. Während die Liste der Erfolge eindrucksvoll lang war, sah es hinsichtlich der „ambitionierten Ziele“ eher dünn aus.
Insbesondere hinsichtlich der CO2-Einsparungen, aber nicht nur, möchten wir an unsere Kleine Anfrage/Drucksache 21-3541 erinnern, die ein solches ambitioniertes Ziel in den Blickpunkt gestellt hat: Recycling von Bauschutt. Fachstichwort: Cradle-to-Cradle.
Zement ist für 8 % und Stahl für 6-8 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.
Bauvorhaben aller Art würden insofern erheblich davon profitieren, wenn Zement-Bauten mit Zement-Mix aus frischen und recycelten Bestandteilen errichtet werden könnten. Dass das geht, zeigt das Unternehmen TBN / Transportbeton Nord, mit Sitz z.B. in der Ottensener Straße/Altona, das mit recycelten Grundstoffen des Bauunternehmens Kluczinski am Billbrookdeich zusammenarbeitet. Bei einem Erfahrungsaustausch mit diesem Unternehmen zeigte sich beispielsweise auch, dass für den Straßenbau in Hamburg Baustoffe aus Schottland importiert werden müssen, diese werden im Hamburger Hafen umgeladen auf LKW, die dann quer durch die Stadt fahren, um die Baustoffe am Billbrookdeich abzuliefern, wo die „Big Packs“ für die Straßenbaustellen-Aufträge abholbereit gepackt werden. Viel einfacher wäre es, solche Baustoffe würden aus Hamburg kommen, hier in ein Recycling-Verfahren einfließen, und dann wieder in den Hamburger Bedarf zurückzufließen. Solcherart Kreislaufwirtschaft ist nicht nur beim Straßenbau zielführend, sondern auch bei der Demontage von Gebäuden: Wiederaufbereitung nutzbarer Baustoffe und Reduzierung von Verbrauch von Neu-Stoffen. Nur am Rande sei erwähnt, dass die Verknappung von Rohstoffen auch unter wirtschaftlichen Aspekten sinnstiftend für die erhöhte Unabhängigkeit Hamburgs durch mehr Kreislaufwirtschaft sein könnte...
Laut Auskunft des Bezirksamtes auf die genannte Kleine Anfrage zu Kenntnissen und Anwendungen von Kreislaufwirtschaft / Cradle-to-Cradle im Bereich Bauschutt wird der Bereich Klimamanagement über neue Bauvorhaben des Bezirks „informiert“, auf die Frage, ob Kenntnisse zu den genannten Themen beim Klimaschutzmanagement vorhanden seien, hieß es im Sommer, am 1.8. beginne eine Mitarbeiterin mit Schwerpunkt Gebäudeenergie, die die erforderlichen Kenntnisse mitbringe oder entsprechend fortgebildet werde. Auf die Frage, ob die Klimaschutzmanager das Cradle-to-Cradle-Verfahren bei geplanten Baumaßnahmen des Bezirks berücksichtigen, hieß es, das Verfahren werde „nicht berücksichtigt. Durch die Verwendung von nachhaltigen, recycelbaren Baustoffen werden annähernde Ziele erreicht. Es werden z.B. Nachhaltigkeitszertifizierung gem. BNB (das bedeutet: Bewertungssystem für Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude) vorgesehen.
Vor dem Hintergrund, dass laut Statistischem Bundesamt vom 19.7.2021 40 % der gefahrstoffhaltigen Abfälle (9,6 Millionen Tonnen von 23.9 Millionen Tonnen gefahrstoffhaltiger Abfälle insgesamt Jahr 2019) auf Bau- und Abbruchabfälle entfallen, sehen wir es als ein „ambitioniertes Ziel“ mit Blick auf unseren Bezirk Wandsbek an, auch solcherart Müllaufkommen unter dem Aspekt „Recycling-Offensive“ zu vermeiden und auch bei dieser Art Müllaufkommen mehr Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen. Dies hätte einen Effekt für den Straßenbau, den Gebäudebau, für Stadtplanung, für Wirtschaft (Ausbau oder Schaffung entsprechender Angebote im Bereich Recyclinghöfe im Bezirksbereich), auf innovative Entsorgung und – nach Etablierungskosten – auch auf die Kosten für die Beschaffung von Baustoffen. Der Bezirk Wandsbek hat unserer Einschätzung nach das Potential, hier ein Leuchtturmprojekt für Hamburg zu entwickeln.
Die Bezirksversammlung bittet die Verwaltung um einen zeitnahen Bericht
a) zum Thema Cradle-to-Cradle (C-2-C) / Kreislaufwirtschaft rund um Bau- und Abbruch-Abfälle mit Blick auf den Bezirk Wandsbek und seine bisher erreichten Schritte im Bereich Kreislaufwirtschaft sowie
b) um eine Einschätzung, was realisierbar / machbar wäre, um eine solcherart zeitgerechte, umweltgerechte und marktgerechte Form der Kreislaufwirtschaft wie C-2-C im Bereich Bau- und Abbruch-Abfälle in einem Bezirk wie Wandsbek auf den Weg zu bringen.
keine Anlage/n
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