Stellungnahme zum gemeinsamen Antrag SPD - GRÜNE - DIE LINKE - CDU betr. Um- bzw. Zubenennung der Bushaltestelle 'Neugrabener Heideweg' in Hamburg-Neugraben in 'KZ-Gedenkstätte Außenlager Neugraben'
Schüler*innen des Profils Sprache und Kultur des Gymnasiums Süderelbe sind an uns als Mitglieder der Bezirksversammlung Harburg mit dem Wunsch der Umbenennung der Bushaltestelle 'Neugrabener Heideweg' herangetreten. Wir halten deren Anliegen für richtig und schließen uns sowohl der Sachverhaltsschilderung als auch der Forderung zur Benennung den Schüler*innen an. Darüber hinaus drücken wir den Schüler*innen Dank und Anerkennung für ihr Engagement aus. Sowohl in der Sache, als auch in ihrer Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Teilhabe und (kommunalpolitischer) Partizipation teilen wir die Position und ihren nachfolgenden Antrag greifen wir gerne auf.
Antrag der Schüler*innen des Gymnasiums Süderelbe zur Umbenennung der Bushaltestelle 'Neugrabener Heideweg' in Hamburg-Neugraben in 'KZ-Gedenkstätte Außenlager Neugraben’
Wir, die Schüler*innen des Profils Sprache und Kultur des Gymnasiums Süderelbe, befassen uns seit vielen Jahren intensiv mit der Geschichte des KZ Außenlagers in Neugraben und für unsere Arbeit wurden wir 2021 u.a. mit dem BERTINI - Preis ausgezeichnet.
Wir möchten einen Antrag zur Umbenennung der Bushaltestelle "Neugrabener Heideweg" in „KZ-Gedenkstätte Außenlager Neugraben“ stellen. Sollte dies aus bestimmten Erwägungen heraus nicht möglich sein, möchten wir, dass die betreffende Haltestelle zumindest im Namen um den Zusatz „KZ-Gedenkstätte Außenlager Neugraben“ ergänzt wird.
Dieser Antrag basiert auf dem Wunsch aller Mitschüler*innen unseres Oberstufenprofils, die historische Bedeutung des Ortes als KZ-Außenlager, das sich in unmittelbarer Nähe zu unserer Schule befindet, noch stärker in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Deswegen bemühen wir uns seit vielen Jahren darum, unsere Schulgemeinschaft und die Öffentlichkeit in unserem Stadtteil über die Geschichte der im KZ-Außenlager Inhaftierten aufzuklären. Wir haben dabei in Kooperation mit anderen Einrichtungen einige Ideen erfolgreich umsetzen können (Anbringen einer Gedenkstele am KZ Außenlager sowie eines Hinweisschildes an der Cuxhavener Straße). Dennoch ist das nicht genug, denn nach wie vor sind viele Bewohner*innen unseres Stadtteils nicht mit der Geschichte des KZ Außenlagers vor ihrer Haustür vertraut.
Wir wollen, dass die Geschichte und das Leid der im KZ-Außenlager inhaftierten jüdischen Frauen, die unter grausamen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten, nicht in Vergessenheit gerät. Dadurch wollen wir verhindern, dass diese grausame Geschichte sich wiederholt! Deswegen liegt es uns sehr am Herzen, unsere Arbeit weiterzuführen und u.a. auch dafür zu sorgen, dass die Bushaltestelle umbenannt oder zumindest um den Zusatz „KZ-Gedenkstätte Außenlager Neugraben“ erweitert wird. Um ein deutliches Signal gegen das in der Vergangenheit geschehene Unrecht zu setzen, ist es mehr als angebracht, dass die Bushaltestelle in „KZ-Gedenkstätte Außenlager Neugraben“ umbenannt wird. Eine vollständige Umbenennung würde zudem für mehr Aufmerksamkeit in der öffentlichen Wahrnehmung des Ortes sorgen.
Vor allem in unserer heutigen Zeit, in der wir leider wieder antisemitische und und andere menschenverachtende Tendenzen erleben, ist es unsere Pflicht und Ihre Pflicht auf die grässlichen Taten der Vergangenheit aufmerksam zu machen.
Unserer Meinung nach ist eine Umbenennung der Bushaltestelle überfällig und vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher Tendenzen drängend erforderlich. Sie ist aber auch einfach umsetzbar. Es gibt zahlreiche und aktuelle Beispiele auch in unserem Stadtteil, wie Bus- und S-Bahn-Haltestellen problemlos umbenannt wurden. Im Fall der ehemaligen Bushaltestelle „Schule Fischbek“ zum Beispiel hat die Änderung zu ´Stremelweg´ keine Probleme verursacht. So gibt es drei Haltestellen zur KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit den Namenszusätzen (Mahnmal), (Klinkerwerk) und (Ausstellung), die S-Bahnstation Veddel enthält den Zusatz (Ballinstadt), S-Bahnhaltestelle Heimfeld und die Bushaltestellen Kasernenstraße und Eißendorfer Straße jeweils den Zusatz (TU Hamburg). Weitere Beispiele lassen sich zahlreich finden.
Wir hoffen auf die Zustimmung der Bezirksversammlung für diesen Antrag und sind bereit, bei der praktischen Umsetzung eng mit den zuständigen Stellen zusammenzuarbeiten. Die Erweiterung der Bushaltestelle wäre ein weiterer bedeutender Schritt zur Wahrung unserer historischen Verantwortung.
Die Schüler*innen und Kursleiterin des Gymnasiums Süderelbe, Falkenbergsweg 5, 21149 Hamburg
Nisha Ahir, Hajer Aouida, Daniel Burgardt, Ceyhun Çalikoğlu, Anxhelo Elezi, Nilüfer Güreşci, Sophie Hagen, Mirja Hrgota, Alex Jacobsen, Cem Kaplan, Roman Klassen, Carlos Martín Laute, Henry Merja, Hanna Miller, César Pascual Ehlberg, Hannah Karola Rehr, Erica Steblau
Nuno Thiele, Alicia Isabella Vera, Julia Maria Volkmann, Maryam Anwary
Das Präsidium der Bezirksversammlung Harburg wird gebeten, sich mit den zuständigen Stellen in Verbindung zu setzen, damit die Haltestelle „Neugrabener Heideweg“ in „KZ-Gedenkstätte Außenlager Neugraben“ umbenannt oder zumindest im Namen zu „Neugrabener Heideweg (KZ-Gedenkstätte Außenlager Neugraben)“ ergänzt wird.
BEZIRKSVERSAMMLUNG HARBURG
DER VORSITZENDE
6. Mai 2024
Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) nimmt zu dem gemeinsamen Antrag SPD – GRÜNE – DIE LINKE - CDU (Drs. 21-3528) wie folgt Stellung:
Die BVM begrüßt das Engagement der Schülerinnen und Schüler für die aktive Pflege der gesamtgesellschaftlichen Erinnerungskultur an die Verbrechen des Nationalsozialismus und die Auseinandersetzung mit dem lokalen Erinnerungsort am Standort des ehemaligen KZ-Außenlagers Neugraben.
Zur Vereinheitlichung im Verbundgebiet sind Haltestellennamen allerdings regelmäßig nach dem Namen der nächstgelegenen Querstraße zu benennen. Gibt es Einrichtungen an der Haltestelle, die für den Großteil der Fahrgäste das übergeordnete Ziel darstellen, werden Haltestellen nach dieser Einrichtung benannt oder tragen den Namen der Einrichtung als Klammerzusatz. Wird mit einem solchen sachlichen Haltestellennamen oder einem Haltestellenzusatz (einem bestimmen Gebäude, einer öffentlichen, kulturellen oder sonstigen Einrichtung oder Institution) keine ergänzende Orientierung geschaffen, so ist im Rahmen einer Prognoseentscheidung seitens des hvv auf eine von der Querstraßenbezeichnung abweichende Bezeichnung zu verzichten.
Hier richtet sich der Haltestellenname nach der Bezeichnung der Querstraße des Neugrabener Heidewegs. Eine Änderung stellt unter dem genannten Gesichtspunkt der Orientierung keine Option dar, da die Gedenkstätte nach der Einschätzung des hvv kein übergeordnetes Ziel für einen Großteil der Fahrgäste im Einzugsgebiet der Haltestelle darstellt. Eine Untertitelung von Bushaltestellen als „Klammerzusatz“ im hvv ist nur bei gleich lautenden Haltestellentiteln üblich und die Betitelung „KZ-Gedenkstätte Außenlager Neugraben“ als Bezeichnung aufgrund der Länge ungeeignet.
Bei den genannten Beispielen der Haltestellen KZ Gedenkstätte Neuengamme verhält sich dies anders: Die Bezeichnungen dienen dazu, sich für die Nutzung des Busses auf der Strecke entlang des relativ großen Geländes der KZ Gedenkstätte Neuengamme mit Mahnmal und der Ausstellung zu orientieren. Die Gedenkstätte in Neuengamme stellt zudem für eine Mehrheit der Fahrgäste das Fahrtziel am genannten Ort dar.
Um die Bedeutung des Erinnerungsortes am Standort des ehemaligen „KZ-Außenlagers Neugraben“ zu unterstreichen, hat die BVM gegenüber dem hvv die Aufnahme der Bezeichnung „Gedenkstein KZ-Außenlager Neugraben“ als sogenannten besonderen Ort in der hvv Fahrplanauskunft veranlasst. Für Bürgerinnen und Bürger soll auf diesem Weg eine bessere Auffindbarkeit des Gedenkortes sichergestellt werden.
gez. Heimath f.d.R.
Hille