Stellungnahme zum Gemeinsamen Antrag SPD - Grüne betr. Nachhaltigkeitsaspekte bei der Überarbeitung des Schwarzenbergparks verstärkt berücksichtigen
Der in die Jahre gekommene Schwarzenbergpark wird durch auf Grundlage eines Konzeptes aus dem Jahre 2018 mit RISE-Mitteln, Mitteln und dem Quartiersfonds und aus bezirklichen Mitteln wieder zu einem zentralen Ort mit hoher Aufenthaltsqualität umgestaltet werden.
Dieses Konzept sieht unter anderem vor, dass Sichtachsen „durch sukzessives pflegerisches Eingreifen“ wiederhergestellt werden sollen. Die bedeutet nicht nur soziale Kontrolle und erhöhtes Sicherheitsgefühl der Besucher oder imposanter Weitblick, sondern auch, dass Bäume gefällt werden sollen.
Das im Regionalausschuss vorgestellte Konzept sieht die Pflanzung von v.a. Buchen vor. Es gibt jedoch Studien, die diskutieren, dass Buchen im Klimawandel nicht mehr die erste Wahl der Bepflanzung sein könnten, da diese sich nur schwer den neuen Klimabedingungen anpassen können.
Da Harburg ein eigenes Klimaschutzkonzept entwickelt, ist es zielführend, bei der Konzeption, Beauftragung und Umsetzung Aspekte von Klimaschutz, Klima-Anpassung und weitere Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen.
Wir fordern die Bezirksverwaltung auf im Rahmen der Neugestaltung des Schwarzenberg-Parks darauf hinzuarbeiten, dass dies unter verstärkter Berücksichtigung von Klima-, Artenschutz- und Nachhaltigkeitsaspekten geschieht.
Insbesondere sollen folgende Punkte berücksichtigt werden:
- Beschränkung von Baumfällungen auf das absolut notwendige Maß und außerhalb von Brütperioden;
- Ortsnahe Nachpflanzung von klimaresistenten Bäumen zum (potenziellen) Erhalt des Grünvolumens;
- Überprüfung der zu pflanzenden Baum- und anderen Pflanzenarten auf zukünftige Anforderungen durch den Klimawandel;
- Berücksichtigung von Kleinst- und Kleinsäugern, Vögeln und anderen Tierarten bei den Arbeiten;
- Entwicklung und Umsetzung von Beleuchtungskonzepten, soweit eine Beleuchtung vorgesehen ist, die sowohl die Sicherheit bzw. das Sicherheitsgefühl der ParkbesucherInnen berücksichtigen als auch die Lichtverschmutzung reduzieren, z.B. adaptive Beleuchtungssysteme, die durch Bewegung von Menschen erhellt werden und in der Zwischenzeit nur geringes Licht emittieren oder den Einsatz von Full Cut Off-Lampen;
- Einsatz von nachhaltigen Baumaterialen, z.B. bei der Beschaffung von Sitzgelegenheiten oder von Geräten für das Spiel- und Aktionsband;
- Überprüfung der Möglichkeit, einen Trinkwasserbrunnen zu installieren, um die Versorgung der ParkbesucherInnen durch Vermeidung von Einwegflaschen nachhaltig sicherzustellen.
Darüber hinaus wird die Ableitung von zusätzlichen Maßnahmen begrüßt.
Über die Umsetzung dieser Überprüfung und die Ableitung von Maßnahmen soll im Regionalausschuss Harburg in gemeinsamer Sitzung mit dem Ausschuss für Klima, Umwelt und Verbraucherschutz berichtet werden
FREIE UND HANSESTADT HAMBURG
Bezirksamt Harburg
19.05. 2022
Das Bezirksamt Harburg nimmt zu dem gemeinsamen Antrag der SPD und GRÜNE Fraktion (Drs. 21-1182) wie folgt Stellung:
Im Rahmen der Sanierung werden neben gestalterischen Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität der Anlage auch umfangreiche ökologische Inhalte umgesetzt. Das besondere Potential der Parkanlage Schwarzenberg liegt nicht nur im Nebeneinander der unterschiedlichen Freizeitnutzungen sondern insbesondere auch im Zusammenspiel von verschiedenen Pflanzengesellschaften. Auf begrenztem Raum, innerstädtisch gelegen, gibt es hier die Möglichkeit eine hohe Diversität an Pflanzen- und Tierarten, insbesondere von Vögeln und Insekten im städtischen Kontext zu fördern. Durch ein gezieltes Eingreifen soll das in der Vergangenheit verloren gegangene ökologische Gleichgewicht wieder hergestellt werden.
Die im Antrag geforderten Punkte hinsichtlich Klima-, Artenschutz- und Nachhaltigkeit werden wie folgt berücksichtigt.
- Beschränkung von Baumfällungen auf das absolut notwendige Maß und außerhalb von Brutperioden
Für die Arbeit der Abteilung Stadtgrün hat der Erhalt vorhandener Bäume oberste Priorität. Dieser Grundgedanke wird somit auch in der Planung für den Schwarzenberg berücksichtigt. Notwendiger Rückschnitt bzw. Fällungen werden gem. § 39 Abs. 5 Nr. 2 des Bundesnaturschutzgesetzes in der Zeit vom 1. Oktober bis zum 28. Februar durchgeführt.
- Ortsnahe Nachpflanzung von klimaresistenten Bäumen zum (potenziellen) Erhalt des Grünvolumens
Für Nachpflanzungen werden insbesondere sogenannte „Klimabäume“ verwendet. Klimabäume kommen mit den Folgen der Klimaveränderung, wie höheren Temperaturen und längerer Trockenheit, besser zurecht. Aufgrund ihrer hohen Trockenheitsresistenz sind sie weniger anfällig für Schädlinge und garantieren so einen nachhaltigen Baumbestand auf dem Schwarzenberg.
Klimabäume sollen u.a. wichtige Eingänge in die Parkanlage betonen.
Der Schwarzenberg Park ist geprägt von seinem Parkwald, welcher vornehmlich aus heimischen Buchen besteht. In Zeiten des Klimawandels sind solche Parkstrukturen besonders wertvoll. Sie dienen als CO²-Speicher und tragen zur Kaltluftentstehung bei. Ziel ist es, die vorhandenen Buchen zu erhalten und notwendige Nachpflanzungen und Ergänzungen mit Baumarten mit hoher Trockenheitsresistenz vorzunehmen.
Durch die langfristige Sicherung von Habitatbäumen sollen alte totholzreiche Bäume bewusst belassen werden, um diese für die Fauna vorzuhalten.
Es ist geplant, den Strukturreichtum der Waldflächen durch das Liegenlassen von Totholz und das Einbringen von fehlenden Waldstauden zu erhöhen, welches sich positiv auf das Mikroklima auswirkt. Langfristig unterstützend wird die Pflege für die besonderen „Landschaftstypen“ und Ökosysteme umgestellt.
Die - durch Pflege unterstützte - Entwicklung der Bestandsvegetation hat zum Ziel, vorgefundene unterschiedliche Pflanzengesellschaften zu stärken und durch Neupflanzungen zu ergänzen.
- Überprüfung der zu pflanzenden Baum- und anderen Pflanzenarten auf zukünftige Anforderungen durch den Klimawandel
Um bei Hitzeperioden (Stresssituationen) das Wegbrechen der Pflanzung zu vermeiden, wird die Diversität/Vielfalt mit klimaangepassten Pflanzenarten erhöht. Die Pflanzenauswahl für bodendeckende extensive Neupflanzungen wird durch insektenfreundliche und der Klimaveränderung angepasste Pflanzenarten erfolgen. Hierbei werden insbesondere Pflanzen ausgewählt, die eine hohe Toleranz gegenüber lang anhaltenden Trockenperioden aufweisen und auch durch ihre Blüten und Früchte Insekten und Vögeln als Weide und Nahrungsspender zur Verfügung stehen. Es ist zum Beispiel vorgesehen, die artenarmen Parkwiesen zu blütenreichen Fettwiesen zu entwickeln. Das hierfür eingesetzte Saatgut ist auf den Standort abgestimmt und aus regionaler Herkunft (UG 1 – Ursprungsgebiet Nordwestdeutsches Tiefland).
Derzeit werden bereits ca. 1.000 qm Blühwiese nahe des Schwanensees und weitere ca. 1.800 qm Blühwiese zwischen Bissingstraße und Schwanensee angelegt.
Diese Flächen weisen ein größeres Grünvolumen auf als die intensiv gepflegten Scherrasen, was den Abkühlungseffekt an heißen Tagen erhöht. Aufgrund der extensiv gemähten Flächen entsteht ein neuer Lebensraum für unterschiedliche Insektenarten.
- Berücksichtigung von Kleinst- und Kleinsäugern, Vögeln und anderen
Tierarten bei den Arbeiten
Bei der Ausführung der Arbeiten wird die Fauna stets im erforderlichen Maße geschützt.
- Entwicklung und Umsetzung von Beleuchtungskonzepten, soweit eine Beleuchtung vorgesehen ist, die sowohl die Sicherheit bzw. das Sicherheitsgefühl der ParkbesucherInnen berücksichtigen als auch die Lichtverschmutzung reduzieren, z.B. adaptive Beleuchtungssysteme, die durch Bewegung von Menschen erhellt werden und in der Zwischenzeit nur geringes Licht emittieren oder den Einsatz von Full Cut Off-Lampen
Für die vorhandene Beleuchtung ist „Hamburg Verkehrsanlagen“ (HHVA) zuständig. Das der Planung zu Grunde liegende Konzept sieht keine Erneuerung des Beleuchtungssystems vor.
Jedoch hat „Hamburg Verkehrsanlagen“ die derzeitige Beleuchtungssituation in der Parkanlage Schwarzenberg mit dem Ergebnis geprüft, dass eine Beleuchtung im Rahmen der Schulwegsicherung sinnvoll erscheint. Diese Maßnahme ist schon im Jahr 2020 in die Prioritätenliste der BUKEA aufgenommen worden. Bei Herstellung der Wegebeleuchtung für die Schulwegsicherheit wird der Einsatz von Full Cut Off-Lampen (nur nach unten strahlende Leuchten) zusammen mit HHVA geprüft.
HHVA verwendet hamburgweit keine Leuchten, deren Leuchtintensität über Bewegungen gesteuert wird, da diese erhebliche Mehraufwendungen und Wartungsaufwand generieren. Lt. HHVA ist aus Sicht der Lichtverschmutzung der von Hamburg vertretene Ansatz, Beleuchtung in Grünanlagen vollständig zu vermeiden und nur im wirklichen Bedarfsfall (Schulwegsicherung/ Zuwegung zu ÖPNV-Haltestellen) zu realisieren, sehr sinnvoll.
- Einsatz von nachhaltigen Baumaterialen, z.B. bei der Beschaffung von Sitzgelegenheiten oder von Geräten für das Spiel- und Aktionsband
Bei der Verwendung von Holz wird darauf geachtet, dass nur zertifizierte Materialien aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft, kontrolliertes Holz oder Recyclingmaterial eingesetzt werden.
Die zur Ausführung kommenden Materialien zeichnen sich durch robuste und pflegeleichte Eigenschaften aus, die den Wartungs- und Instandsetzungsaufwand minimieren und eine umweltfreundliche Langlebigkeit der verwendeten Baustoffe und Ausstattungsgegenstände garantieren.
- Überprüfung der Möglichkeit, einen Trinkwasserbrunnen zu installieren, um die Versorgung der ParkbesucherInnen durch Vermeidung von Einwegflaschen nachhaltig sicherzustellen
Die Abteilung Stadtgrün hat bereits umfassende Erfahrungen mit dem Einbau von Trinkwasseranschlüssen auf den Harburger Wasserspielplätzen gemacht. Trinkwasseranschlüsse unterliegen hohen Hygienestandards. Hierfür bedarf es einer technisch sehr aufwendigen Spültechnik der Leitungen. Die Unterhaltung dieser Anschlüsse ist nur mit erhöhtem Personalaufwand umsetzbar. Dem Vorschlag zur Installation eines Trinkwasserbrunnen kann deshalb nicht gefolgt werden.
Weitere Maßnahmen, die die ökologischen Aspekte berücksichtigen.
Durch eine Neustrukturierung des Wegenetzes werden alte Wege überflüssig und zurückgebaut, so dass Wasser in den entsiegelten Flächen versickern und auch wieder verdunsten kann. Vorteile dieser Maßnahme sind die Grundwasserneubildung unter den entsiegelten Flächen sowie die Verbesserung des Kleinklimas. Grundsätzlich wird angestrebt, anfallendes Regenwasser dezentral in angrenzende Vegetationsflächen für eine direkte Versickerung und Verdunstung abzuleiten.
Die Belange von Kindern und Jugendlichen wurden geprüft und sind berücksichtigt.
gez. Fredenhagen
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