21-2772.01

Stellungnahme zum gem. Antrag der GRÜNE- und SPD-Fraktion betr. S-Bahn-Angebot am Haltepunkt Fischbek mittelfristig deutlich verbessern

Antwort/Stellungnahme gem. § 27 BezVG

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
TOP
09.05.2023
Sachverhalt

Wenige Hundert Meter süd-westlich des S-Bahn-Haltepunktes Fischbek wird in den kommenden Jahren ein großes Neubaugebiet entwickelt, die Fischbeker Reethen. 2.300 Wohneinheiten sollen hier entstehen, außerdem ein Gewerbestreifen mit einer Größe von knapp 10 ha.

Für die Fischbeker Reethen plant die IBA ein modernes Mobilitätskonzept: Eine gute Versorgung mit dem öffentlichen Nahverkehr und Sharing-Angeboten sowie Fuß- und Fahrradfreundlichkeit des Quartiers soll den Besitz eines privaten PKW für viele der neuen Bewohner:innen entbehrlich machen.

Der mit Abstand wichtigste Baustein im Umweltverbund wird für die Fischbeker Reethen aber die S-Bahn sein. Eine notwendige Verbesserung des S-Bahnangebots am Haltepunkt Fischbek fehlt aber im Mobilitätskonzept noch. Pendler:innen sparen mit der direkten S-Bahn-Fahrt wertvolle Zeit gegenüber der Alternative, zunächst mit dem Bus nach Neugraben zu fahren und erst hier in die S-Bahn zu steigen. Und gerade der Zeitfaktor ist bei der Wahl des Verkehrsmittels – ÖPNV oder eigenes Auto – entscheidend. Dies gilt nicht nur, aber in besonderem Maße für junge Familien, die voraussichtlich in hoher Zahl in die Fischbeker Reethen ziehen werden.

Aktuell ist die S-Bahnversorgung durch schlechtere Taktung am Tage, in den Abendstunden und ganz besonders am späten Abend und am Wochenende deutlich unattraktiver als in Neugraben, eine Station weiter stadteinwärts. Für die Entwicklung der Fischbeker Reethen mit einem nachhaltigen Mobilitätskonzept, das mit Blick auf den Klimawandel geboten ist, ist eine deutliche Angebotsausweitung des S-Bahn-Angebots in Fischbek zwingend notwendig.

Eine solche Angebotsausweitung sollte zum Einzug der ersten neuen Bewohner:innen der Fischbeker Reethen weitgehend abgeschlossen sein. Denn mit einem Umzug werden in der Regel auch neue Mobilitätsgewohnheiten entwickelt. Ist dann ein gutes öffentliches Nahverkehrsangebot vorhanden, in dessen Zentrum die S-Bahn-Anbindung steht, werden sich viele Familien auch dafür entscheiden und auf einen privaten PKW verzichten. Ist ein solcher aufgrund zum Beispiel zu unkomfortabler Versorgung mit schlechter Taktung am Abend und am Wochenende erst einmal angeschafft, wird er voraussichtlich auch bei besser werdendem S-Bahn-Angebot in der Zukunft häufig nicht wieder abgeschafft.

Petitum/Beschluss


 

Die Bezirksversammlung sieht im Hinblick auf die Entwicklung der Fischbeker Reethen mit einem nachhaltigen Mobilitätskonzept die dringende Notwendigkeit einer Aufnahme der Verbesserung des S-Bahn-Angebotes am Haltepunkt Fischbek in dieses Mobilitätskonzept.

Daher möge sich der Vorsitzende der Bezirksversammlung Harburg bei der BVM dafür einsetzen, dass – in Kooperation mit Niedersachsen – mittelfristig eine deutliche Verbesserung des S-Bahn-Angebotes am Haltepunkt Fischbek sichergestellt wird. Die Verbesserung sollte insbesondere engere Takte tagsüber, in den Abendstunden und am Wochenende beinhalten und bis zum Einzug der ersten Bewohner:innen in den Fischbeker Reethen weitgehend abgeschlossen sein.

 

 

 

 

 

 

BEZIRKSVERSAMMLUNG HARBURG    

Der Vorsitzende        

  17.04.2023

 

 

Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende  nimmt zu dem Antrag wie folgt Stellung:

 

 

Derzeit leben im Bereich Fischbek etwa ca. 9.000 Einwohner:innen, davon etwa 3.000 im direkten Einzugsbereich (720m Fußweg) zur S-Bahn und 8.500 im Einzugsbereich Bus.

Vorwiegend durch das Baugebiet Fischbeker Reethen steigert sich die Zahl bis 2030 auf ca. 14.000 EW, davon werden rd. 25 Prozent im direkten, die weiteren im indirekten Einzugsgebiet wohnen.

 

Die Verkehrsnachfrage der S-Bahn-Station Fischbek umfasste 2019 ca. 1.400 Ein- und Aussteigende/ 700 Personen (bei zwei Fahrten (Hin- und Rück) am Tag).

Die Buslinie 240 als Feinerschließung und Grundangebot zählt im Bereich Fischbek etwa zweieinhalb so viele Ein-/Aussteigende (4.000) bzw. Fahrgäste (2.000).

Das Verkehrsangebot wird westlich von Neugraben vorwiegend durch den dominierenden Pendlerverkehr aus dem niedersächsischen Umland bestimmt und ist daher auch mit dem dortigen Aufgabenträger (Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen) abzustimmen.

 

Das S-Bahn Angebot besteht werktags aus einem 20-Min-Takt, der in Zeiten höherer Nachfrage (Hauptverkehrszeit) zu einem 10-Min-Takt verdichtet wird. Am Wochenende besteht ein 30-Min-Takt.

Die Zeiten der HVZ-Taktverdichtung sind in der Vergangenheit mehrfach ausgeweitet worden und werden ab Dez. 2023 nochmals um 6 Fahrten/Tag und Richtung gesteigert, so dass von ca. 6 bis 9 und 14 bis 20 Uhr ein 10-Min-Takt angeboten werden kann.

 

Der Busverkehr als Grundversorgung wird werktags alle 10 Minuten (in HVZ (Schulzeiten) bis zu 12 Fahrten/Stunde) angeboten. Am Wochenende wird mit zunehmenden Bevölkerungswachstum auch das Angebot von den aktuell bestehenden vier bis fünf Fahrten je Stunde auf einen perspektivischen 10-Minuten-Takt anwachsen.

 

Die Kombination aus der Feinerschließung durch den Bus und die Anbindung an die überörtliche S-Bahn bietet bereits heute eine hohe Erschließungsqualität. Perspektivisch wird mit der absehbaren Entwicklung der gesamten Achse Buxtehude - Neugraben auch das Angebot der S-Bahn (insb. am Wochenende) weiter mitwachsen; dies wird zusammen mit dem Aufgabenträger in Niedersachsen sowie dem Hamburger Verkehrsverbund auch im Mobilitätskonzept berücksichtigt werden.

 

 

gez. Heimath

 

 

 

f.d.R.

Riechers