21-3807.01

Stellungnahme zum Antrag DIE LINKE betr.: Harburg für alle! - Trockengelegte Moorflächen wiedervernässen!

Antwort/Stellungnahme gem. § 27 BezVG

Letzte Beratung: 21.01.2025 Ausschuss für Bildung und Sport Ö 3.1

Sachverhalt

Das Waldgebiet Karnap, der Försterei Reinbek zugehörig, war ursprünglich ein Moorgebiet. Momentan wird es aufgrund der Initiative des Försters Maximilian Scheel und im Rahmen des Programms „Biologischer Klimaschutz des Landes Schleswig-Holstein“ auf einer Fläche von 3,73 Hektar wiedervernässt.

In früheren Zeiten war man bestrebt, Moorflächen trockenzulegen, um sie land- oder forstwirtschaftlich nutzen zu können oder um Torf abzubauen. 95 Prozent der Moore in Deutschland wurden deshalb ausgetrocknet. Mittlerweile hat ein Umdenken eingesetzt.

Moore speichern nämlich Kohlendioxid (CO2). Die Pflanzen nehmen durch Photosynthese Kohlenstoff aus der Atmosphäre auf, der dann als organischer Kohlenstoff in den Pflanzen angelagert wird. Wenn diese pflanzliche Biomasse nicht abgebaut wird, sondern sich im Moor speichert, wird sie der Atmosphäre entzogen. Bei Trockenlegung und Eindringen von Sauerstoff zersetzt sich der Torf, bildet Kohlendioxid und belastet das Klima zusätzlich. 7,5 Prozent der CO2-Gesamtemissionen in Deutschland stammen aus trockengelegten Mooren. Ein intaktes Moor kann dagegen einen deutlichen Beitrag zur CO2-Senkung leisten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das Moor als Lebensraum. Durch ihren Nährstoffreichtum bieten sie günstige Bedingungen für einen individuen- und artenreichen Pflanzen- und Tierbestand. So finden sich in Niedermooren verschiedenste Torfmoose, außerdem z. B. Schilfrohr, Rohrkolben, Binsen, Erlenbruchwälder oder Weiden-Faulbaumgebüsche. Moore bieten vielen Libellen- und Froscharten eine Heimat. Außerdem sind sie wichtig als Rast- und Brutstätte für viele Vogelarten.

Auch im Landschaftswasserhaushalt spielen Moore eine wichtige Rolle. Sie sind in der Lage, in niederschlagsreichen Jahren kurzfristig große Wassermengen aufzunehmen, die bei Trockenheit dann langsam wieder abgegeben werden. So fungieren Moore auch als hochwirksame Wasserspeicher und verringern so dieGefahr von Überschwemmungen und Flutkatastrophen. Zusätzlich sind Moore Wasserfilter: Die Pflanzen binden gelöste Stoffe, Schwebstoffe setzen sich ab und das so gefilterte Wasser dient der Grundwasserneubildung.

Der Bezirk Harburg bestand ursprünglich überwiegend aus Moorflächen, die nach und nach entwässert wurden. Deshalb ist unser Bezirk dazu prädestiniert, geeignete Flächen wiederzuvernässen und so einen Beitrag zu Klimaschutz und Artenvielfalt zu leisten. Dabei kann die Vernässung des Karnap als Vorbild dienen.

Petitum/Beschluss

1.   Der Förster Maximilian Scheel und/oder andere mit der Wiedervernässung des Waldmoores Karnap befasste Mitarbeiter/innen der Försterei Reinbek mögen in den Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Verbraucherschutz eingeladen werden, um über ihre Erfahrungen und die Finanzierung der Vernässungen zu berichten.

2.   Die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft wird aufgefordert, in Abstimmung mit NABU Hamburg, BUND Hamburg und anderer Experten ehemalige Moorflächen im Bezirk Harburg zu benennen, die kurzfristig wiedervernässt werden können und Möglilchekiten der Finanzierung der Projekte darzulegen.

 

 

BEZIRKSVERSAMMLUNG HARBURG 

DER VORSITZENDE

        10. Dezember 2024

           

 

Die rsterei Reinbek nimmt zum Antrag der DIE LINKE (Drs. 21-3807) wie folgt Stellung:

Das Moorschutzprojekt Karnap in der Försterei Reinbek der

Schleswig-Holsteinischen Landesforsten AöR

Abb.1 Forstort Karnap eingerahmt von Großensee, Mönchteich und Stenzerteich bei Trittau. Rot umrandet die Moorschutzfläche

Der Forstort Karnap ist ein etwa 175 ha großes Waldgebiet der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten AöR westlich von Trittau im Südosten Schleswig-Holsteins und gehört zum Zuständigkeitsbereich der Försterei Reinbek. Er ist Teil der Stormarnschen Schweiz und durch kleine Hügel und nasse Senken geprägt.

Der Karnap liegt malerisch eingebettet zwischen dem Mönchsteich im Norden, dem Großensee im Westen und dem Wohldmoor im Süden. Die großen Binnengewässer sind prägender Bestandteil des FFH-Gebiets „Großensee, Mönchsteich, Stenzer Teich“. Der gesamte Wald ist Teil des LSG Trittau und liegt zu großen Teilen im Biotopverbundsystem des Landes.

Waldbaulich ist der nördliche Teil des Waldes von mittelalten bis alten Buchenbeständen mit Eiche geprägt, die im Rahmen der landesweiten Biotopkartierung als Lebensraumtyp 9110 bodensaurer Buchenwald kartiert worden sind. Der restlichen Bestände werden von Fichte und der Kiefer dominiert. Die meisten Nadelholzbestände sind schonvorangebaut, also mit jungen Bäumen der Arten Bergahorn, Spitzahorn, Rotbuche, Flatterulme, Douglasie und Küstentanne unterpflanzt, sodass bei weitergehender Reduzierung der wenig klimastabilen Vorbestockung ein resilienterer Mischwald heranwächst.

Die Region bietet durch die eng verzahnten Wald-, Gewässer-, und Moorstandorte vielfältige Bedingungen für verschiedene Großvogelarten. Neben bestätigtem Mäusebussard, Kolkrabe und Graureiher gibt es bisher jedoch noch keine Hinweise auf weitere große baumbrütende Arten wie z.B. den Schwarzstorch. Sicher ist die Frequenz der erholungssuchenden Bevölkerung und damit verbundene (meist unabsichtliche) Störungen ein wesentlicher Faktor bei der Besiedlung mit sensiblen Arten.

Der Karnap bietet durch seine natürliche Ausstattung mit organischen Böden etliches Potential im Bereich des biologischen Klimaschutzes. Vor dem Hintergrund des entsprechenden Landesprogramms sowie der Landes-Biodiversitätsstrategie wurde im Mai diesen Jahres die Wiedervernässung des Waldmoores im Forstort Karnap eingeleitet.

Dieses Moorschutzprojekt der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten hat pilotartigen Charakter im Kreis Stormarn und ist als Auftaktimpuls wirkend, dem weitere Projekte folgen sollen.

Die Arbeiten erfolgten auf insgesamt 3,73 Hektar und haben zum Ziel, das entwässerte Waldmoor wieder in ein intaktes Moor zu überführen. Oftmals wurden bereits vor Jahrhunderten in Besiedlungsphasen erste Entwässerungssysteme in die Flächen gearbeitet. Mittlerweile ist die klimaschädliche Wirkung entwässerter Moore hinlänglich bekannt und die Maßnahmen zeigen wieder zurück in Richtung Herstellung des natürlichen Wasserhaushalts.Das Projekt ist Teil des Programms »Biologischer Klimaschutz des Landes Schleswig-Holstein (BIK)«. Ziel dieses Programms ist, bis 2030 eine Minderung der CO2-Emissionen in Höhe von bis zu 717.000 Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente pro Jahr zu erreichen.

Um durch die Staueinrichtungen eine Anhebung des mittleren durchschnittlichen Wasserstands im Jahr knapp unter Bodenoberflächenniveau zu erreichen, war es nötig, die Flächen entsprechend vorzubereiten. Dafür wurden auf ca. zwei Hektar Sitkafichten, Rotfichten und Lärchen genutzt. Dies geschah in allererster Linie aufgrund von Waldschutz- und Naturschutzaspekten, da der Waldumbau hin zu standortheimischen Laubhölzern zur Etablierung bzw. Weiterentwicklung der Moorrenaturierung entscheidend beiträgt. Alle Eichen, Roterlen, Birken (Moor- und Sandbirke) und Faulbaum verblieben daher auf der Fläche und bilden so die zukünftige Vegetation des wiedervernässten Waldmoores. Ein bestehender Waldweg wurde mit Wegebaumaterial aufgeschüttet und der vorhandene Betondurchlass durch einen Mönch ersetzt. Der alte Entwässerungsgraben wurde etwa alle 50 Meter durch Dämme getrennt und aufgestaut (sogenannte Kammerstaue). Die umgesetzten Staumaßnahmen betrafen keine Verbandsgewässer und der behördliche Abstimmungsvorgang war überschaubar.

Dank der feuchten Witterung im Sommer hob sich der Wasserspiegel wie erhofft an und man konnte bereits erste typische Moor-Pflanzen (Torfmoose, Pfeifengras, weitere) und auf Feuchtbereiche spezialisierte Tierarten entdecken (verschiedene Libellen und Amphibien).

Auch der Seeadler aus der Hahnheide wurde schon am Moor gesehen, das lässt hoffen!

 

https://www.forst-sh.de/presse/meldung/news/landesforsten-starten-moorschutzprojekt-im-forstort-karnap/?L=0&cHash=bcf8162b7cb81e8a834c0067ea75c52b

 

gez. Böhm         f.d.R.

          Hille

 

Bera­tungs­reihen­folge
Datum/Gremium
TOP
Lokalisation Beta

Keine Orte erkannt.

Die Erkennung von Orten anhand des Textes der Drucksache kann ungenau sein. Es ist daher möglich, das Orte gar nicht oder falsch erkannt werden.