21-0473.01

Stellungnahme zum Antrag der GRÜNEN-Fraktion betr. Ausbau der Zuverlässigkeit der Fährverbindung Cranz -Blankenese

Antwort/Stellungnahme gem. § 27 BezVG

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17.09.2020
Sachverhalt

Mehrere Bürgervereine aus Cranz, Neuenfelde und Blankenese haben sich im Oktober 2019 in einem Brief Senator Westhagemann mit der Bitte, den Fährverkehr zwischen Cranz und Blankenese zu stärken und wieder zuverlässiger zu machen.

Aus dem Brief:“...Zwischen Cranz (früher auch Buxtehude) und Blankenese sorgte seit über tausend Jahren eine verlässliche Fährverbindung für regen Austausch auf kultureller und wirtschaftlicher Basis. Alles vorbei, die Zeiten ändern sich.

Was sich nicht geändert hat, ist der Bedarf für eine regelmäßige Fährverbindung. Nach wie vor gibt es Bürger, die auf der einen Seite wohnen und auf der anderen arbeiten. Durch die Tatsache, dass die Este-Fahrrinne ständig verschlickt und die HADAG bislang nur Fähren mit einem zu großen Tiefgang hat, ist eine tide- und wetterabhängige Verbindung entstanden, die alles andere als verlässlich ist. ...

Die Fahrrinne zwischen unseren Stadtteilen derart verschlicken zu lassen ist wirtschaftlich kurzsichtig.

Auch die Hansestadt Buxtehude, als Mitglied der Metropolregion Hamburg, hat großes Interesse an der Fährverbindung. Im Übrigen führen sowohl der Jacobsweg als auch der Elbe-Radwanderweg bei Blankenese/Cranz über die Elbe.

Ein anderer Aspekt ist die Tatsache, dass die Pella-Sietas-Werft offensichtlich weitere Aufträge bekommen hat und in Zukunft dort wieder mehr Schiffbauer arbeiten werden, die meist die Elbe queren müssen.

Sie als Wirtschaftssenator haben hehre Ziele, u.a. den Autoverkehr zu verringern. Es ist deshalb unverständlich, dass man Bürger, die auf der anderen Seite arbeiten wollen oder es jetzt schon tun, zwingt zweimal mit dem Auto oder dem Bus zu fahren, bevor sie dann in Finkenwerder bzw. Teufelsbrück auf die andere Elbseite zu ihrer Arbeitsstätte gelangen können. Es werden Millionen für die Instandsetzung maroder Straßen ausgegeben, die Wasserstraßen, die Entlastung bringen könnten, dagegen vernachlässigt.

Die Fähre ist als Alternative zum PKW für die Pendler aus dem Alten Land und den niedersächsischen Gemeinden als Verbindung im ÖPNV wichtig. Es kommen Verkehrsteilnehmer aus Buxtehude, Jork und Horneburg, um die Cranzer Fähre zu nehmen, weil sie in Blankenese, Wedel oder Schenefeld arbeiten und weil die Fähre die einzige Möglichkeit im Hamburger Westen ist, mit dem Rad über die Elbe zu kommen – sowohl für die Pendler als auch für die Touristen.

Wir bitten Sie, Herrn Dr. Haack als Leiter der HADAG in seinem Bemühen um mehr geeignete Schiffe und mehr Personal zu unterstützen, und zwar sollten nicht nur Schiffe für den Hafen-Tourismus angeschafft werden, sondern auch geeignete, flachere Schiffe für die von uns Bürgern gewünschte, regelmäßige Überquerung der Elbe.

Den Kostenfaktor für die von uns gewünschten Maßnahmen bitten wir langfristig zu betrachten. Seit dem Jahr 2011 haben sich die Fahrgastzahlen auf der Strecke Cranz- Blankenese aufgrund des unregelmäßigen Fährzeiten von 130.000 auf 23.000 im Jahr 2014 reduziert. Wenn mehr Schiffe fahren, werden die Passagierzahlen wieder ansteigen und der notwendige Zuschuss, der zur Daseinsvorsorge im Personennahverkehr üblich ist, wird im Rahmen bleiben können.“

In der Antwort des Senats wurde der Forderung nach dem Ausbaggern der Fahrrinne und dem Einsatz von flacheren Schiffen, die zuverlässiger in dem Tidegewässer fahren könnten, eine Absage erteilt. Aber es hieß:

„Es ist gleichwohl wohl das Bestreben des Senats, auch im westlichen Teil des Hafens einen Fährverkehr anzubieten.“

Die Hamburger Bürgerschaft hat im Dezember einen Antrag zur Verbesserung der Fährlinien 62 und 64 beschlossen. Zu diesem Konzept passt auch die Stärkung der Linie Cranz –Blankenese. 

Petitum/Beschluss

Die Bezirksversammlung beschließt,

Die Fähre Cranz – Blankenese soll wieder eine zuverlässige und attraktive Verbindung im Hamburger Westen werden.

Wir fordern den Senat auf zu prüfen, wie das Ziel einer Verkehrswende für den Hamburger Westen mit Stärkung des ÖPNV als Alternative zum PKW Verkehr und zur Stärkung des Fuß- und Radverkehrs umgesetzt werden kann.   

Vertreterinnen und Vertreter der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation werden in den Regionalausschuss Süderelbe (oder Mobi) eingeladen, um zu berichten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bezirksversammlung Harburg   16.04.2020

Der Vorsitzende

 

 

 

Die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation nimmt zu dem Antrag GRÜNE Drs. 21-0473 wie folgt Stellung:

 

 

 

Die Fährverbindung zwischen Cranz, Neuenfelde und Blankenese stellt im Grundsatz eine sinnvolle Ergänzung des Fährverkehrsangebots auf der Elbe dar. Allerdings spiegelt sich diese nicht in den Fahrgastzahlen wieder: Selbst in den Sommermonaten nutzen nur sehr wenige Fahrgäste die täglichen Fahrten, in den Wintermonaten verzeichnet die HADAG Seetouristik und Fährdienst AG im Durchschnitt weniger als drei Fahrgäste auf jeder Fahrt.

 

Dies ist nicht allein darauf zurückzuführen, dass die Linie wegen der Abhängigkeit von der Tide zu bestimmten Zeiten von bzw. nach Finkenwerder verkehrt und Cranz und Neuenfelde dann nur mit dem Bus erreicht werden können. Auch andere Faktoren, wie die Lage der Anlegestellen und die sehr geringe Netzwirkung der Verbindung, tragen zu dieser Entwicklung bei. Das Fahrgastpotenzial ist daher insgesamt überschaubar.

 

Aus diesen Gründen ist auch nicht zu erwarten, dass mit dem großem Aufwand für Baggerarbeiten oder dem Bau neuer, flacherer Schiffe eine wesentlich bessere Auslastung der Fähre eintreten wird. Mit flacheren Schiffen könnten täglich zwar mehr Fahrten nach Neuenfelde und Cranz durchgeführt werden, ein zuverlässiger ganztägiger Schiffsbetrieb kann aber auch mit ihnen nicht gewährleistet werden. Bei höherem Wellengang, mit dem auf der Elbe durchaus zu rechnen ist, haben Fahrzeuge mit geringem Tiefgang zudem kein fahrgastfreundliches „Seeverhalten“.

 

Teil des Bestrebens des Senates ist es, auch im westlichen Teil des Hafens einen Fährverkehr anzubieten und das Angebot so weiterzuentwickeln, dass zusätzliche Kundenkreise erschlossen werden können, um damit die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Nur so kann langfristig ein attraktiver Betrieb gesichert werden.

 

Im Rahmen der Umsetzung des Hamburg-Taktes wird zudem das Busangebot auch in den Stadtteilen Cranz, Blankenese und Finkenwerder insgesamt attraktiver. Konkrete Maßnahmen stehen jedoch noch nicht fest.

 

Von der Entsendung eines Vertreters der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation in den Regionalausschuss (oder Mobi) wird daher abgesehen.

 

 

 

gez. Heimath

 

f.d.R.

Wyzinski