20-4046.01

Stellungnahme zum Antrag der Abg. Carsten Schuster und Viktoria Isabell Ehlers (FDP), Betr.: Lehrermangel im Hamburger Süden

Antwort/Stellungnahme gem. § 27 BezVG

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28.09.2020
Sachverhalt

 

Bundesweit fehlen derzeit ca. 10.000 Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen. Diese Entwicklung betrifft natürlich auch, die Hamburger Schulen. Die selbstverantworteten Schulen stehen dabei im Wettbewerb, um die Gewinnung von Lehrkräften und Quereinsteigern. Insbesondere die Schulen in Randlage und in sozialschwachen Gebieten, geraten zunehmend ins Hintertreffen bei der Personalakquise.

Gerade an den Stadtteilschulen, wirkt sich dieser Umstand zum Nachteil der Harburger Schulen aus. Laut einem aktuellen Presseartikel, sind derzeit 53 Lehrerstellen im Bezirk Harburg unbesetzt. Hinzu kommt die, an einzelnen Schulen, hohe Fluktation des Personals. Häufige Personalwechsel führen in vielen Fällen, neben Unterrichtsausfällen, nicht fachgerechten Vertretungen, auch zu Beziehungsabbrüchen zwischen den Schülerinnen und Schülern und den Lehrkräften.

 

 

BEZIRKSVERSAMMLUNG HARBURG 

DER VORSITZENDE

         13. März 2020

           

 

Die Behörde für Schule und Berufsbildung nimmt zu dem Antrag der FDP (Drs. 20-4046)

wie folgt Stellung:

 

Seit dem Schuljahr 2011/12 liegt die Anzahl der Einstellungen von Lehrkräften kontinuierlich über der Anzahl der Abgänge. Seit Jahren bietet Hamburg den Lehramtsstudenten 855 Referendariatsplätze. Da die Ausbildung eineinhalb Jahre dauert, führte diese Ausbildungskapazität in der Vergangenheit dazu, dass jedes Jahr rund zwei Drittel der Referendare (570) ihre Ausbildung beenden konnten.

Seit Februar 2019 bis August 2020 wurde bzw. wird die Zahl der Ausbildungsplätze jetzt in vier Halbjahresschritten von Februar 2019 bis August 2020 um 360 auf 1.215 Referendariatsplätze angehoben. Dank der so erhöhten Ausbildungskapazität können jedes Jahr 810 Referendare die Ausbildung beenden. Alleine zum 1. Februar 2020 haben 414 neue Referendarinnen und Referendare mit der zweiten Phase der Lehrerausbildung begonnen. Dies war die höchste Zahl der letzten 30 Jahre.

Trotz der wachsenden Schülerzahl, ist es der BSB wichtig, dass in Hamburg die kleinen Klassen und die hohe Qualität des Unterrichts beibehalten werden.

Anders als in fast allen anderen Bundesländern gibt es in Hamburg nach wie vor deutlich mehr Bewerberinnen und Bewerber als Referendariatsplätze. Ein Grund dafür ist sicher die Attraktivität der Hansestadt, ein anderer Grund ist die Tatsache, dass Hamburg alle Lehrkräfte zügig verbeamtet und ihnen im Vergleich der Bundesländer deutlich bessere Aufstiegsmöglichkeiten bietet.

 

Trotz der erfolgreichen Bemühungen des Hamburger Senats kann es an einzelnen Schulen zu temporären Engpässen in einzelnen Fächern oder an einzelnen Standorten kommen. Dies betrifft sogenannten „Mangelfächer“, aber auch auf Schulen in Randlagen und/oder sozial schwieriger Lage.

 

Daher wurden zusätzlich zu der erheblichen Erhöhung der Referendariatsplätze bereits weitere Maßnahmen umgesetzt.

So werden Bewerbungen mit den Mangelfächern Physik, Informatik, Mathematik, Theater und Sonderpädagogik vorab zum Vorbereitungsdienst zugelassen. Der qualifizierte Quereinstieg (Zugang in den Schuldienst durch das Absolvieren eines Vorbereitungsdienstes nach abgeschlossenem Masterstudium) ist eine zusätzliche Maßnahme in Hamburg, um mehr Lehrkräfte für den Schuldienst für die o. g. Mangelfächer zu gewinnen.

Aber auch pensionierte Lehrkräfte können über Stundenverträge einfacher und schneller in der Schule unterrichten. Auch Referendare können, künftig ihr Stundenkontingent aufstocken und mehr als die für die Ausbildung nötigen zehn Unterrichtsstunden pro Woche erteilen.

Darüber hinaus wurden die Zulassungskriterien für das Referendariat überarbeitet: Mit der neuen Zulassungsverordnung zählen nicht nur der Notendurchschnitt und ein eventuelles Mangelfach, sondern es werden auch solche Bewerber bevorzugt eingestellt, die im Rahmen ihres Studiums oder während der Wartezeit bereits in Schulen gearbeitet haben. Dadurch gewinnt Hamburg nicht nur Lehrkräfte mit Praxiserfahrung und besonderem Engagement, sondern umgekehrt auch mehr Aushilfen für befristete Verträge an Schulen.

 

In Hamburg sind seit der Einführung der selbstverantworteten Schule für die Ausschreibung und Besetzung mit Lehrkräften die Schulleitungen verantwortlich. Insbesondere bei den großen Schulsystemen der weiterführenden Schulen steuern Schulleitungen ihre personalwirtschaftliche Planung sehr gezielt. So kann es beispielsweise zu einer Lücke in der Stellenbesetzung kommen, weil die Schulleitung gezielt Stellen freihält, um Rückkehrerinnen und Rückkehrer aus der Beurlaubung, insbesondere der Elternzeit, aufnehmen zu können. Diese personalwirtschaftliche Steuerung der Schulleitungen bedeutet daher nicht automatisch, dass Lehrkräfte für den Unterricht an Schule fehlen. Durch die Mittelzuweisung für die Stellen können Schulen beispielsweise zeitlich begrenzte Lehraufträge vergeben.

 

Der vorgesehene Unterricht nach Stundentafel kann mit den vorhandenen Lehrkräften verlässlich erteilt werden.

 

Für den Bezirk Harburg ist die Anzahl der ausgeschriebenen Stellen für Lehrerinnen und Lehrer der staatlichen allgemeinbildenden Schulen zum 1. Februar 2020 der nachfolgenden Übersicht zu entnehmen:

 

Schulname

Anzahl der Stellen

Ganztagsgrundschule Am Johannisland

2

Georg-Kerschensteiner-Grundschule

1

Grundschule An der Haake

6

Grundschule Neugraben

1

Schule Grumbrechtstraße

5

Schule In der Alten Forst

4

Schule Kapellenweg

1

Schule Marmstorf

1

Schule Ohrnsweg

2

Schule Rönneburg

1

Alexander-von-Humboldt-Gymnasium

2

Friedrich-Ebert-Gymnasium

1

Gymnasium Süderelbe

2

Heisenberg-Gymnasium

1

Bildungsabteilung des Regionalen Bildungs- und Beratungszentrum (ReBBZ) Harburg

2

Schule Elfenwiese

3

Schule Nymphenweg

3

Goethe-Schule-Harburg

2

Lessing-Stadtteilschule

6

Schule Maretstraße

8

Stadtteilschule Ehestorfer Weg

11

Stadtteilschule Fischbek-Falkenberg

1

Stadtteilschule Süderelbe

9

 

Bei einer Analyse der Daten ist zu berücksichtigen, dass für eine Stelle teilweise mehrere Ausschreibungen in mehreren Fächerkombinationen oder mit verschiedenen Lehrämtern veröffentlicht werden, um eine breitere Aufmerksamkeit zu erhalten. Auch werden je nach Bedarf der Schule nicht immer Vollzeitstellen ausgeschrieben. Darüber hinaus suchen Schulen auch proaktiv Personal, wie beispielsweise frühzeitig Nachfolgerinnen und Nachfolger für Lehrkräfte, die langfristig aus den Schulen ausscheiden oder beurlaubt werden, siehe hierzu auch Drs. 21/19072 und 21/14351.

 

 

 

gez. Heimath

 

 

 

 

 

 

f.d.R. Hypko

 

Petitum/Beschluss

 

Die Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, Vertreter der Hamburger Schülbehörde und die Schulleitungen, der von Stellenvakanzen und häufiger Fluktation, betroffenen Schulen im Bezirk Harburg, in den Ausschuss Soziales, Bildung und Integration einzuladen. Sie sollen dem Ausschuss berichten, welche Maßnahmen derzeit und zukünftig geplant sind, um die Versorgung mit ausreichend Lehrkräften sicher zu stellen, sowie der Frage nachgehen, welche Anreize für den Verbleib der Lehrkräfte, an den betroffenen Schulen geschaffen werden können.