Stellungnahme Gem. Antrag der GRÜNE-und SPD-Fraktion betr. Strategie Verkehrswende vorstellen
Letzte Beratung: 15.05.2025 Ausschuss für Mobilität und Inneres Ö 8.1
Mit der Drucksache 22/13670 hat der Senat die Hamburgischen Bürgerschaft im November 2023 über seine „Strategie Mobilitätswende“ informiert. Sie wird derzeit in den Ausschüssen der Bürgerschaft beraten. Sie zeigt auf, „(…) welche Schritte erforderlich sind, um die Mobilitätswende in Hamburg umzusetzen und die für 2030 gesteckten Ziele zu erreichen.“ (Drs. 22/13670)
Neben 16 definierten Handlungszielen und einer aus den Daten der Verkehrsentwicklungsplanung erstellten Darstellung der Rahmenbedingungen werden in der Strategie zehn Handlungsfelder benannt, in denen die Ziele der Verkehrswende verfolgt werden:
1. Mehr ÖPNV mit der Strategie „Hamburg-Takt“
2. Mehr regionale und überregionale Erreichbarkeit
3. Mehr Rad- und Fußverkehr
4. Mehr alternative Antriebe
5. Integrierte Stadt- und Verkehrsplanung
6. Flächen für den Umweltverbund
7. Mehr Lebensqualität in der Innenstadt und in den Quartieren
8. Optimierter Wirtschaftsverkehr
9. Digitale Mobilität
10. Kooperative Planungs- und Umsetzungsprozesse
In insgesamt 25 Unterkapiteln sind eine Vielzahl von bereits begonnenen, unmittelbar bevorstehenden und in den nächsten Jahren geplanten Maßnahmen ausgeführt.
Für die Bürger*innen zeigt die „Strategie Mobilitätswende“ einen klaren Weg, wohin die Senatspolitik will und wie die Ziele erreicht werden. Auch für den Bezirk Harburg ergeben sich zahlreiche Ansätze, wie der Bezirk zur Erreichung der Ziele beitragen kann. Voraussetzung dafür ist, dass die „Strategie Mobilitätswende“ bei den Entscheidungsträger*innen in der Bezirkspolitik und in der Verwaltung sowie bei den Bürger*innen bekannt ist.
Die Verwaltung wird gebeten, die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende in den für Mobilität zuständigen Ausschuss der Bezirksversammlung einzuladen, um die „Strategie Verkehrswende“ vorzustellen. Dabei sollen insbesondere die für Harburg relevanten Perspektiven und Maßnahmen in den Vordergrund gestellt werden. Neben den für den Bezirk relevanten Rahmenbedingungen sollen insbesondere die für Harburg besonders interessanten Maßnahmen präsentiert werden, z. B. die „Korridormaßnahmen“ entlang der S-Bahn-Strecke zwischen Hauptbahnhof und Neugraben, die Perspektiven der „Ride-Pooling-Angebote“ wie z. B. HVVHop, Ergänzungen des Velorouten-Netzkonzepts, den Ausbau des Hafenhinterlandverkehrs auf der Schiene oder das digitale Parkraummanagement.
BEZIRKSVERSAMMLUNG HARBURG
Der Vorsitzende 13.05.2025
Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende nimmt am zum Antrag der GRÜNE- und SPD-Fraktion (Drs. 21-3727) betr. Strategie Verkehrswende vorstellen wie folgt Stellung:
Korridormaßnahmen entlang der S-Bahn-Strecke Hauptbahnhof – Neugraben
Zahlreiche Maßnahmen für einen störungsfreien S-Bahn-Betrieb und die Einführung einer zusätzlichen dritten Linie für ein künftiges sehr dichtes Takt-Angebot bis hin zu drei Fahrten je Richtung innerhalb von 10-Minuten werden umgesetzt. Zu den baulichen Maßnahmen zählen u. a. die Einzäunung der Strecke, Ertüchtigung der Stellwerks-, Leit- und Sicherungstechnik, Errichtung eines elektronischen Stellwerks, Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Stromversorgung mittels Neubau von Gleichrichterwerken und der Einbau neuer Weichen.
Zusammen mit der jüngst beschlossenen Komplettumrüstung aller S-Bahn-Fahrzeuge auf digitale Technik (d. h. hochautomatisierter Betrieb ETCS/ATO (weiterhin mit Fahrpersonal)) wird auch die Sicherungstechnik entlang der Strecke zwischen Neugraben und Hauptbahnhof entsprechend digitalisiert werden und werden z. B. ortsfeste Signale verzichtbar sein. Damit wird dieser Streckenabschnitt bis Ende 2029 entsprechend der Bedeutung als nachfragestärkste S-Bahn-Strecke und zentrale ÖPNV-Achse des Bezirks Harburgs in Richtung Hamburg komplett digitalisiert und erhält ein hochverdichtetes und hochkapazitatives Angebot. Die Digitalisierung im Gesamtnetz wird zudem für weitere Stabilisierung des Betriebs sorgen.
Ergänzend wird die weitreichende Sanierung der Tunnelstationen und Umsteigeknoten Harburg Rathaus und Harburg umgesetzt. Auch die Weiterentwicklung und Vereinheitlichung der Wegeleitung, die fortschreitende Digitalisierung der Fahrgastinformation und die zügige Ausbesserung punktueller Mängel tragen zur Attraktivitätssteigerung bei.
Hamburg-Takt / Angebotsausweitung
Im Rahmen des Hamburg-Taktes wurden in Harburg in den letzten Jahren bedeutende Erweiterungen des öffentlichen Nahverkehrsangebots umgesetzt. Besonders hervorzuheben sind die Einführung mehrerer Expressbuslinien, wie die X30 (S Harburg Rathaus – Bf. Harburg – Bf. Bergedorf) und die X40 (S Neugraben – S Neuwiedenthal – AIRBUS (Kehre)), sowie die Stadtbuslinien 350 und 550, die wichtige Verbindungen innerhalb des Bezirks schaffen. Eine weitere leistungsstarke Expressbusverbindung, die X46 (S Harburg Rathaus – Airbus), wurde im Juli 2024 eingeführt.
Zusätzlich wurde der Takt der Metrobuslinien 40 und 42 ausgeweitet, um eine häufigere und zuverlässigere Bedienung zu gewährleisten. Im S-Bahnnetz wurden ebenfalls signifikante Verbesserungen vorgenommen, wie der verlängerte Einsatz der Kurzläufer der S5 bis Harburg-Rathaus und Neugraben sowie der ganztägige Langzugeinsatz auf der S3.
Carsharing / hvv switch
Im Bezirk Harburg wurden insgesamt 15 hvv switch Punkte eingerichtet. Der hvv switch Punkt am Bahnhof Harburg wurde bereits im Jahr 2013 in Betrieb genommen.
Alle anderen 14 hvv switch Punkte wurden zwischen 2022 und 2024 im Rahmen des Forschungsprojektes KoGoMo („Stärkung der kommunalen Governance für die Umsetzung von neuen Mobilitätsangeboten“) umgesetzt und durch die HOCHBAHN und durch die Bundesförderung „Auf dem Weg zum Hamburg-Takt“ (AWHT) finanziert.
Ziel ist es, die Erweiterung von hvv switch-Punkten in die äußeren Stadtbereiche voranzutreiben. Aktuell wird ein Entwicklungskonzept zur nachhaltigen Erweiterung von hvv switch-Punkten in die äußeren Stadtbereiche erarbeitet. Im Rahmen des Konzeptes werden Lösungsansätze entwickelt, wie ein Angebot unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit aussehen kann. In die Konzeptentwicklung fließen die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt KoGoMo mit ein. Auch im Rahmen von Mobilitätskonzepten in großen Stadtentwicklungsvorhaben wie z.B. dem Neubauquartier Fischbeker Reethen sind Carsharing-Angebote in Ergänzung zu den Angeboten des Umweltverbundes ein wesentlicher Baustein, um die Mobilitätswende im Quartier voranzubringen.
Im Rahmen der letzten Projektphase von KoGoMo soll ein Verstetigungsprozess des Reallabors im Bezirk Harburg vorangetrieben werden hinsichtlich der neuen implementierten Angebote und ihrer Integration in die Mobilitätslandschaft des Bezirks. Die BVM betrachtet das Thema insgesamt strategisch im Hinblick auf gesamtstädtischer Ebene und eine mögliche Übertragung auf andere Bezirke. KoGoMo wird dazu beitragen, die Ausweitung von Carsharing in den Randlagen zu strukturieren und eine systematisierte Beurteilung von zukünftigen Anträgen zu ermöglichen.
On-Demand-Verkehr
On-Demand-Verkehre stellen mit ihren spezifischen Eigenschaften wie Komfort, Verfügbarkeit und Flexibilität eine bedarfsgerechte Ergänzung zum klassischen Linienverkehr dar und tragen so zur Attraktivitätssteigerung des ÖPNV bei.
Seit Januar 2023 ergänzen die von der vhh.mobility betriebenen On-Demand-Shuttles hvv hop den Nahverkehr in Hamburg-Harburg. Ziel ist es, den Fahrgästen im öffentlichen Nahverkehr eine flexible Ergänzung insbesondere auf der ersten und letzten Meile zu bieten. Das hvv hop-Angebot ist in das Tarifsystem des hvv integriert, d.h. imhvv gültige Fahrkarten werden anerkannt. Pro Fahrt wird zusätzlich ein Aufpreis von 2 Euro pro Person erhoben. Die Buchung des Services erfolgt über die hvv hop-App. Seit dem Start im Januar 2023 sind die Fahrgastzahlen bis heute kontinuierlich gewachsen.
Im Rahmen des Projekts „ahoi - Automatisierung des Hamburger On-Demand-Angebots mit Integration in den ÖPNV“ soll das bestehende On-Demand-Angebot in Harburg durch das autonome Fahren auf eine neue Ebene gehoben werden. Ziel dieses Innovationsprojektes mit Forschungscharakter ist es, einen On-Demand-Betrieb mit einer gemischten Flotte aus autonom und manuell gesteuerten Fahrzeugen zu entwickeln, zu testen und in den Regelbetrieb zu überführen. Die ersten autonomen Shuttles sollen 2026 in Hamburg-Harburg eingesetzt werden.
Gleichzeitig erarbeitet der hvv gegenwärtig in enger Zusammenarbeit mit den Verkehrsunternehmen, Behörden und Aufgabenträgern einen übergeordneten strategischen Rahmen für die zukünftige Entwicklung von On-Demand-Verkehren im gesamten Verbundgebiet. Ziel ist es, Perspektiven aufzuzeigen, wie On-Demand- und Bedarfsverkehre sukzessive in das ÖPNV-Gesamtangebot im hvv integriert und nachhaltig etabliert werden können. In diesem Zusammenhang werden u.a. die räumlichen und zeitlichen Potenziale für On-Demand-Verkehre im Verbundgebiet systematisch untersucht. Im Fokus steht dabei nicht nur das Aufzeigen von Potenzialen für neue Verkehre, sondern auch die gezielte Weiterentwicklung bestehender Verkehre, einschließlich der hvv hop-Angebote.
Netzerweiterung SPNV
Bezugnehmend auf die in der Strategie Mobilitätswende dargestellte potentielle Verlängerung der U4 erfolgen weitere konzeptionelle Überlegungen.
Überregionale Anbindung / Hamburger Hafen
Der Hamburger Hafen spielt eine zentrale Rolle zur Anbindung des Hinterlands und im gesamteuropäischen Güterverkehr, insbesondere im Bereich der Schiene. Um diese Verbindung effizient und nachhaltig zu gestalten, wird die Hafenbahn gezielt ausgebaut. Geplant sind unter anderem zusätzliche Gleise für den Westhafen sowie Anpassungen, die den Einsatz längerer Güterzüge mit bis zu 740 Metern ermöglichen. Diese Maßnahmen sollen die Transportkapazitäten steigern und den Hamburger Hafen als bedeutendsten Eisenbahnhafen Europas weiter stärken.
Perspektivisch sind zudem der Ausbau des Streckenabschnitts Norderelbbrücken–Harburg um zwei weitere Gleise sowie der Bau zusätzlicher Überwerfungsbauwerke in Hamburg-Harburg notwendig, um den Schienengüterverkehr leistungsfähiger zu machen. In der Folge zur laufenden Fortschreibung des Deutschlandtaktes ist der Bedarf für zwei zusätzliche Gleise auf der Elbinsel incl. der Erweiterung der Elbbrücken seitens des Bundes zu prüfen. Der Baubeginn für die Ersatzbauten der Süder- und Norderelbbrücken ist für Ende des Jahrzehnts vorgesehen (siehe dazu die DB-Projektseite Unsere Projekte - elbinselbruecken). Ebenso ist die direkte Anbindung des Harburger Seehafenbahnhofs an das Hafenbahnnetz von Bedeutung. Um zukünftige Ausbauoptionen nicht zu verbauen, müssen die dafür erforderlichen Flächen langfristig für eine Bahnnutzung gesichert werden.
Rad- und Fußverkehr / Ausbau der Velorouten
In Bezug auf die Weiterentwicklung der Velorouten zum Hamburger Radnetz wird auf die Sitzung des Ausschusses für Mobilität und Inneres der Bezirksversammlung Harburg am 16. Januar 2025 verwiesen, in der zwei Referenten der BVM das Thema ausführlich in einem eigenen Tagesordnungspunkt vorgestellt haben. Siehe Drucksache 21-0325 (inkl. Präsentation).
E-Scooter
Feste Abstellflächen für E-Scooter in Verbindung mit Parkverbotszonen (Geofencing) können die Gehwege entlasten, das Stadtbild verbessern und die Sicherheit für Fußgängerinnen und Fußgänger erhöhen. Langfristig wirken sich Abstellflächen auf ein besseres Nutzer:innenverhalten aus. Die BVM prüft fortlaufend in enger Abstimmung mit beteiligten Dienststellen wie den Bezirken und der Polizei die Einrichtung von Abstellflächen und Parkverbotszonen für E-Scooter. Wesentliche Kriterien sind die Nachfrage nach E-Scootern, das Konfliktpotenzial mit anderen Verkehrsteilnehmenden und Flächennutzungen sowie die Flächenverfügbarkeit. Die Verantwortlichkeit für den Bedarf und die Umsetzung von Abstellflächen obliegt jedoch den Bezirken selbst. Die Bezirke erweitern stetig, wenn sie den Bedarf sehen je nach Zeit- und Personalressourcen. Die Umsetzungsgeschwindigkeit ist allerdings gering und je Bezirk sehr unterschiedlich.
Aktuell gibt es in Hamburg 46 Abstellflächen für E-Scooter an unterschiedlichen Stellen, die in Kombination mit einer Parkverbotszone realisiert wurden. Im Bezirk Harburg gibt es aktuell eine Abstellfläche für Sharing-E-Scooter am Bahnhof Hamburg-Harburg, der durch die Deutsche Bahn (DB) im Rahmen eines Mobility Hubs für Sharing-Mikromobilität umgesetzt wurde. Innerhalb von Parkverbotszonenwird die Beendigung des Leihvorgangs technisch via Geofencing blockiert.
Dem Bürgerschaftlichen Ersuchen Drs. 22/14109 „Mehr Abstellflächen für E-Scooter für weniger Konflikte“ folgend und um die Bezirke bei diesem Vorhaben zu unterstützen, wurde 2024 durch
die BVM das „Abstellflächenprogramm für Mikromobilität“ mit der HOCHBAHN initiiert. Dieses soll die Bezirksämter bei der Umsetzung von Abstellflächen im Rahmen von hvv switch unterstützen. Die HOCHBAHN verfolgt hierbei einen netzbasierten Ansatz, der sich in Düsseldorf, Berlin und München bewährt hat.
Im Bezirk Harburg läuft aktuell ein Pilotvorhaben der BVM in Kooperation mit der HOCHBAHN. Seitens der HOCHBAHN wurden für den Bezirk Harburg – in Abstimmung mit dem Bezirksamt – Fokusbereiche für die Entwicklung von Abstellflächen für Mikromobilität festgelegt: Gemeinsames Ziel ist es, zunächst die Schnellbahn-Haltestellen und die zentralen Versorgungsbereiche Harburg Innenstadt und Neugraben zu versorgen. Dabei sollen vor allem die bisherigen Abstellungen geordnet und Risiken minimiert werden. In enger Abstimmung mit dem Bezirksamt wurden Leitlinien formuliert und datenbasierte Analysen durchgeführt. Als Ergebnis wurden Suchräume festgelegt, innerhalb derer später konkrete Standorte zur Einrichtung von Abstellflächen identifiziert werden. Ein entsprechender Sachstand wurde im Ausschuss für Mobilität und Inneres am 16. Januar 2025 präsentiert. Die Identifikation von geeigneten Standorten innerhalb der Suchräume läuft derzeit noch.
Magistralen
Für die Bundesstraße 73 wurde eine Verkehrsuntersuchung durchgeführt, die u.a. die Entlastungswirkung der A 26 auf die B 73 untersucht und die Machbarkeit von zukünftigen Fahrspurreduktionen prüft. Die Verkehrsuntersuchung wird in enger Abstimmung mit demMagistralengutachten des Bezirkes für die B73 durchgeführt. Die Erkenntnisse bzw. Ergebnisse fließen in dieses Gutachten ein.
Für die Winsener Straße wird auf die Stellungnahme zur Drucksachen–Nr. 21-3580 verwiesen.
Holger Böhm
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