21-0876

Gem. Antrag der GRÜNE-und SPD-Fraktion betr. Extremsommer werden Normalität - Stadtklima verbessern

Gemeinsamer Antrag

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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19.01.2021
29.09.2020
Sachverhalt

Klimafolgen treffen dicht bebaute Städte stark. Hamburg ist eine grüne Stadt und auch Harburg ist ein grüner Bezirk mit einer stabilen Gesamtfläche des öffentlichen Grüns, die es trotz notwendiger Bautätigkeit und Verdichtung zu erhalten und zu entwickeln gilt.

Zunehmende Extremhitze im Sommer macht vor allem Städten zu schaffen. Sie bilden Wärmeinseln: Je nach Größe und Dichte der Bebauung kann die Luft bis zu 9°C wärmer sein, als die Umgebung. Selbst in Norddeutschland werden sommerliche Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20°C sinkt, keine Ausnahme mehr sein. In 70 Jahren werden die Temperaturen im Juli und August um 2-4°C höher liegen als heute,

Die klimatologischen Kenngrößen „Heiße Tage“ (über 30°C) und „Tropennächte“ (über 20°C) des Deutschen Wetterdienstes dienen unter anderem zur Beurteilung gesundheitlicher Belastungen der Menschen durch den Klimawandel. Im Sommer 2018 sind nach Berechnungen des Robert-Koch-Instituts allein in Berlin etwa 490 Menschen an den Folgen der großen Hitzewelle gestorben.

Mit einem intelligenten Klimafolgenmanagement kann man schon heute wahrnehmbaren Klimaeffekten erfolgreich begegnen. Kern ist die stärkere Berücksichtigung einer grünen Infrastruktur in der Stadtentwicklung, die auch die Stadtklimaentwicklung einbezieht. Das Schlagwort des NABU „so grün wie möglich, so dicht wie nötig“ gibt hier eine Orientierung. In diesem Sinne ist die Forderung der Deutschen Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) von 2019 zu unterstützen: „Vorhandene Grünstrukturen vital und funktionsfähig zu erhalten und neue Grünstrukturen mit zusätzlichen Funktionen zu schaffen, sind effektive und relativ kostengünstige Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel. Die Kompetenz, diese Aufgaben zu bewältigen, ist in den Stadtgrünämtern vorhanden. Sie sind die Spezialisten und müssen personell und finanziell besser ausgestattet werden.“

Ausgleichsmaßnahmen an weiter entfernten Orten nützen den Bewohner*innen der sommerlichen Hitzeinseln wenig. Für die konkrete Arbeit der Grünämter in der Stadtentwicklung ergeben sich auch in Harburg eine Reihe von Handlungsfeldern und Maßnahmen, deren Umsetzung überwiegend auf die Wohnquartiere zielt:

1.    Bei Nachverdichtungen sind möglichst vernetzte grüne Flächen in den Quartieren zu erhalten und neu zu schaffen. Die Technische Universität Berlin hat in einer Studie zum Kühleffekt städtischer Grünanlagen gezeigt, dass mehrere kleine Grünanlagen effektiver sind als ein großer Park. Die Berliner Wissenschaftler haben festgestellt, dass sich die Abkühlung in einem Umkreis von etwa 300 Metern um die Grünfläche herum auswirkt. Kleinere Parkanlagen von etwa einem Hektar Größe (entspricht in etwa einem Fußballplatz), sind effizienter, weil viele kleine Oasen die Wärmeinsel Stadt besser kühlen können. Kleine Grünflächen in den Quartieren bedeuten auch dort 300-Meter-Abkühlungszonen.

2.    Nicht nur die Größe der Grüninsel spielt für das Stadtklima eine Rolle, sondern auch die Art der Bepflanzung. Je größer eine Grasfläche ist, desto stärker ist die Temperaturabsenkung. Für die Ausdehnung des Kühleffektes in die Umgebung spielt dagegen die Zahl der Bäume eine wichtige Rolle: Je mehr Bäume, desto besser wird der Kühleffekt verteilt.

3.    Auch Dach- und Fassadenbegrünungen sind unverzichtbare Bausteine einer intelligenten Klimafolgenpolitik zur Verbesserung des Stadtklimas; sie müssen gefördert und etabliert werden. Sie sind aber nicht immer ein vollwertiger Ersatz für verlorenes Bestandsgrün.

4.    Nicht sorgsam genug gehen wir häufig mit den besten Klimaanlagen unserer Städte, den Bäumen, um. Für den Verlust alter Bäume sind die Neupflanzungen bisher oft weder nach Anzahl noch nach Art ein ausreichender Ersatz. Insbesondere der ökologisch gleichwertige Ersatz muss einen höheren Stellenwert bekommen.

5.    Gewässer in der Stadt haben im Sommer einen erheblichen Kühleffekt. Stadtplaner können dies auch im Kleinen nachbilden, etwa durch die Anlage von Gewässern und Feuchtbiotopen und durch Spring- und Trinkbrunnen. Wien reagiert zur Zeit auf die Hitzeperioden mit dem Projekt „Coole Straßen“ mit Wasserinstallationen wie etwa Sprühnebel in verschiedenen Bereichen der Stadt.

6.    Eine weiteres Problem, das den Stadtklimatologen immer öfter begegnet, sind ungünstige Fassadenfarben, Straßenbeläge und Dachabdeckungen. Hier könnten Städte sich ein Beispiel an mediterranen Gegenden nehmen: Dort sind die Häuser weiß bis beige. Ein Haus mit zum Beispiel dunkelroter Fassade heizt sich im Sommer so stark auf, dass es nötig werden kann, energieintensive Klimaanlagen zu installieren, um die Bewohnbarkeit während Hitzeperioden zu gewährleisten

Petitum/Beschluss

Die Bezirksversammlung möge beschließen:

Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, Vertreter der Bezirksverwaltung Harburg in den Ausschuss für Klima, Umwelt und Verbraucherschutz (KUV) einzuladen, um über Möglichkeiten und Perspektiven eines Klimafolgenmanagements im Sinne der oben genannten Handlungsfelder zur Verbesserung des Stadtklimas in Harburg zu berichten.

Insbesondere ist hierbei auf Notwendigkeiten, Möglichkeiten, und Erfahrungen des Grünflächenmanagements in der Quartiersentwicklung bei Nachverdichtungen einzugehen.

Eine langfristige Integration der Maßnahmen in das Klimaschutzkonzept für Harburg ist sicherzustellen.

 

 

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