21-2589.01

Antwort Kleine Anfrage FDP-Fraktion: Straßenbäume

Antwort / Stellungnahme des Bezirksamtes

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17.01.2023
Sachverhalt

Schon seit vielen Jahren wird die Diskussion um Straßenbäume geführt. Dabei wurden Straßenbäume früher insbesondere im Rahmen von Straßenbegleitgrün zur Wohnumfeldverbesserung zwischen den Steinwänden, der Zupflasterung und Asphaltierung, gepflanzt. In den letzten Jahren hat sich die Bedeutung von Straßenbäumen im Angesicht des Klimawandels ausgeweitet. So dienen sie heute der Kleinklimaverbesserung gegen Hitzehotspots, der Wasserspeicherung im Rahmen der Umsetzung von „Schwamm-City-Projekten“, zum Erhalt der Biodiversität, für viele Tiere als Nahrungspflanzen und Lebensraum, natürlich immer noch der Wohnumfeldverbesserung, aber als Nebeneffekt auch zur Unterstützung bei der CO2-Minderung durch Fixierung von CO2 im Holz für viele Jahrzehnte.

Dabei ging man mit gutem Grund davon aus, dass die Bäume wachsen und mit den Jahren größer werden, sodass man im Rahmen von Ersatzpflanzungen relativ kleine Bäume pflanzte. Diese kleinen Bäume sind aber nicht in der Lage, alle Aufgaben zu erfüllen. Deshalb sollten durchaus auch größere Bäume gepflanzt werden.

Um alle diese Aufgaben zu erfüllen, müssen die Straßenbäume aber auch mehrere Jahrzehnte alt werden. Alte Bäume stellen jeder für sich ein besonderes Biotop dar mit Habitaten für an diesem Baum vorkommenden endemischen Arten - je älter, desto mehr.

Aber gerade dies erscheint heute immer fraglicher. So werden gerade Straßenbäume sehr häufig bei geänderten Planungen frühzeitig gefällt. Zudem leiden sie oft unter dem Klimawandel und den dadurch auftretenden Hitze- und Trockenperioden. Wenn die Straßenbäume nur eine kurze Lebensdauer haben, stellt dies letztlich auch eine Steuerverschwendung dar, da Bäume gekauft, gepflanzt und gepflegt werden müssen und dies über Steuern geschieht. Je kürzer die Lebensdauer, desto größer die Steuerverschwendung. Deswegen müssen Straßenbäume so ausgewählt werden, dass sie an ihren vorgesehenen Standort angepasst sind. Gerade Straßenbäume stehen oft an ungünstigen Standorten: schlechter Boden, zu kleine und zu sehr verdichtete Baumscheiben, Überdüngung durch Hundeausscheidungen, Hitzestress durch die zugepflasterte und zubetonierte Umgebung, Salzbelastung durch Winterstreudienste.

Dafür können auch nicht-heimische Arten die beste Wahl sein. Die häufig geäußerte Befürchtung, diese nicht-heimischen Arten könnten nicht als Nahrungsquelle für unsere Insekten dienen, wurde durch Untersuchungen, insbesondere an der Universität Würzburg, weitgehend widerlegt. Auch die Gefahr, diese Neophyten könnten sich als invasiv herausstellen (d. h. sie verdrängen einheimische Arten) erscheint unbegründet, da Straßenbäume meist an so ungünstigen Standorten stehen, dass eine selbstständige Verbreitung unwahrscheinlich ist. Außerdem stehen Straßenbäume unter intensiver Beobachtung, sodass eine Verdrängung anderer Baumarten schnell bemerkt würde. So sind die häufigsten Arten

– Amerikanische Rot-Eiche mit 3892 Exemplaren

– Scheinakazie mit 3649 Exemplaren

– Kanadische Pappel mit 426 Exemplaren

– Rot-Ahorn mit 402 Exemplaren

– Hahnensporn-Weißdorn mit 228 Exemplaren

bisher nicht negativ aufgefallen.

Als Richtschnur kann die Straßenbaumliste und das Positionspapier der GALK-Arbeitskreis Stadtbäume (Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz) dienen. Als sehr negativ hat sich in den letzten Jahren die massierte Anpflanzung gleicher Arten herausgestellt, wie z. B. in Alleen, da diese Anpflanzungen für Krankheiten und Schädlinge besonders anfällig sind (Eichenprozessionsspinner, Miniermotten, Pilze).

Wichtig ist auch die richtige Bemessung des Pflanzlochs. Da die Bäume in der Regel wachsen, sind die heute meistverwendeten Pflanzlöcher mit 6 m³ meist zu klein und müssten eigentlich 30 m³ groß sein. Gleiches gilt für die Baumscheiben, die meist auf die Neupflanzung berechnet werden, aber immer ungefähr den Durchmesser der Baumkrone entsprechen sollten, auch wenn der Baum gewachsen ist.

Deswegen ist die richtige Beurteilung der vorgesehenen Standorte entscheidend, genau wie die richtige Sortenwahl.

Trotzdem gibt es Standorte, die über die heute üblichen 3 Jahre Anwachspflege hinaus der Pflege bedürfen, besonders der Bewässerung, damit sie weiter gedeihen können. Durch solche Intensivpflege über Jahrzehnte können auch nicht angepasster heimischer Arten am Leben erhalten werden, allerdings zu sehr hohen Kosten.

Insgesamt müssen gerade vor dem Hintergrund des Hitzestaus in Innenstädten, aber auch zur Erhöhung der Biodiversität, mehr unterschiedliche Baumarten, Sträucher und Flächen mit Pflanzen schon bei der Planung vorgesehen und dann auch gepflanzt werden.

 

Vor diesem Hintergrund fragen wir:

1. Wer wählt die Standorte für Straßenbaum-Neu- und Ersatzpflanzungen aus?

2. Wer begutachtet die Standorte und wählt die Baumarten aus? 

3. Sind dabei Fachleute mit einbezogen?

4. Wer trägt     

a) die Kosten für Anschaffung und Pflanzung?

b) die Kosten für die Pflege und Bewässerung in den ersten drei Jahren?   

c) die Kosten für eine eventuell notwendige weitere Pflege und Bewässerung in weiteren Jahren?

5. Wird bei Ersatzpflanzungen nur die Anzahl oder auch die Größe bzw. das Alter der Bäume berücksichtigt?

6. Müssen bei Ersatzpflanzungen die gleichen Arten gepflanzt werden?

7. Werden die Pflanzgruben auch in Hinblick auf das spätere Wachstum hin dimensioniert?

8. Wird zur Auswahl der passenden Baumarten die Straßenbaumliste und das Positionspapier der GALK-Arbeitskreis Stadtbäume herangezogen? Wenn nein - warum nicht?

9. Wie groß ist der Straßenbaumverlust im Bezirk Harburg durch Trockenheit?

10. Hätten diese Straßenbäume durch Bewässerung bzw. intensivere Bewässerung gerettet werden können?

11. Ist die BUKEA bereit, Kosten über die Fertigstellungspflege hinaus (Entwicklungspflege) künftig zu tragen bzw. in den Zuweisungen zu berücksichtigen?

Reichen die Kapazitäten der Bezirksverwaltung in Hinblick auf die benötigten Wassermengen und in Hinblick auf Maschinen und Personal) aus, um auch in sehr trockenen Jahren eine ausreichende Bewässerung 

a) im Pflanzjahr

b) in den zwei Entwicklungsjahren

c) darüber hinaus

zu gewährleisten?

12) Wie groß ist der Zeitraum zwischen Baumverlust und Ersatzpflanzung?