22-0812

Antrag SPD betr. Splitterschutzzelle (Einmannbunker) Zitadellenstraße

Antrag

Sachverhalt


Splitterschutzzellen (SSZ) (auch Brandwachenstand, Einmannbunker, Einzelschutzraum oder Luftschutzstelle) sind zylinderförmige (selten eckige) Konstruktionen in der Regel aus Stahlbeton, die ein bis zwei Personen Schutz vor Splittern oder anderen Gefahren gewähren sollen. Diese wurden vor dem Zweiten Weltkrieg entwickelt und teilweise gebaut. Die Bunker sollten Schutz vor Splittern durch Bombenexplosionen oder Beschuss mit leichten Feuerwaffen bieten; ein Gasschutz war nicht vorgesehen. Die SSZ waren nicht darauf ausgelegt, einen Volltreffer zu überstehen. Aus historischen Berichten geht hervor, dass Insassen bei Treffern umkamen oder schwer verletzt wurden.

Die meisten Zellen in Deutschland, die während des Krieges errichtet worden waren, wurden abgeräumt. Nach der Kapitulation 1945 forderten die Alliierten im Rahmen der Entmilitarisierung Deutschlands die Zerstörung aller Luftschutzbauten, auch der Splitterschutzzellen in Mitteldeutschland. Deren Zerstörung gestaltete sich als technische Herausforderung, weshalb die Bauten manchmal nur abtransportiert und auf Sammelstellen gebracht wurden. Die massive Bauweise, die große Stückzahl und die weitflächige Verteilung verhinderten die restlose Beseitigung. Vereinzelt lassen sie sich noch als Kuriosum oder technisches Denkmal finden.

Aktuell berichtet das Abendblatt über die SSZ am Dampfschiffsweg/Zitadellenstraße: "Die „Splitterschutzzelle Dywidag“ stand in Kriegszeiten wahrscheinlich an der Nordseite der Alten Elbbrücke. Im oder nach dem Krieg wurde der Mini-Bunker in der Süderelbe versenkt. Ende der 1990er Jahre wurde er im Fluss wiederentdeckt, geborgen und an seinem heutigen Standort aufgestellt." Zuvor berichtete im Dezember 2023 bereits die Hamburger Morgenpost. Dem Denkmalschutzamt wurde die SSZ bereits zur Prüfung auf Denkmalschutz zur Kenntnis gegeben, eine Eintragung in die Denkmalliste ist bislang nicht erfolgt.

In fußläufiger Nähe befindet sich der Röhrenbunker im Binnenhafen Harburg. Es ist ein Röhrenbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Er wurde – wie zahlreiche andere Bunker im Harburger Stadtgebiet – als Luftschutzraum für die Zivilbevölkerung gebaut. Die Hafenarbeiter auf dem Lagerplatz am Binnenhafen und Bewohner der umliegenden Straßen konnten dort Schutz bei Bombenangriffen finden. Der Röhrenbunker wurde von der Geschichtswerkstatt Harburg e.V. übernommen. Der Röhrenbunker im Binnenhafen bleibt als öffentlich zugänglicher begehbarer Bunker in Harburg erhalten. Dieser ist durch den Verein im Bestand gesichert, jedoch ebenfalls nicht in der Denkmalliste verzeichnet.

Mehr und mehr der historischen Relikte dieser unsäglichen Zeit sind aus unserem täglichen Anblick verschwunden, stellen jedoch wichtige Zeitzeugen und Denkorte der Mahnung und Erinnerung dar. Daher sollten diese verstärkt in den Blick genommen und geschützt werden. Ein positives Zeichen dieser Erinnerungskultur war zuletzt die Unterschutzstellung des Behelfsheims in der Cuxhavener Straße 420 in Neugraben-Fischbek (ID 54883), das mit Baujahr 1944 (Ausbau 1952-1954) eines der ganz seltenen Behelfsheime darstellt, welches noch in nahezu unverändertem Zustand existiert.

Petitum/Beschluss


1. Die Verwaltung wird gebeten, sich mit der Behörde für Kultur und Medien - Denkmalschutzamt Hamburg in Verbindung zu setzen um eine baldige Aufnahme der Splitterschutzzelle in die Denkmalschutzliste zu erwirken.

2. Die Verwaltung wird ebenfalls gebeten, sich mit der Geschichtswerkstatt Harburg e.V. in Verbindung zu setzen und zu klären,

2.1. ob die Geschichtswerkstatt eine Aufnahme des Röhrenbunkers in die Denkmalliste befürwortet. Falls ja, ist dies bei der Behörde für Kultur und Medien - Denkmalschutzamt Hamburg ebenfalls zu erwirken;

2.2. die Geschichtswerkstatt zu fragen, ob Interesse besteht die Splitterschutzzelle ebenfalls zu betreuen und ggfs. in Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt eine Relozierung der SZZ in direkte räumliche Nähe des Röhrenbunkers vornehmen zu lassen. Falls ja, ist dies aktiv zu unterstützen.

Lokalisation Beta
Zitadellenstraße Zitadellenstraße Cuxhavener Str. Neugraben - Fischbek

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