Antrag FDP-Fraktion betr.: Transparenz schaffen beim Radparkhaus - Berech-nung offenlegen
Hamburg hat schlechte Erfahrungen mit schlecht angebundenen Radparkhäusern gemacht. An der U-Bahn Station Kellinghusenstraße wurde für 3 Mio. Euro ein Radparkhaus gebaut, das heute leer steht, während die Radstellplätze im Straßenraum überfüllt sind. Auch freundliche Hinweisschilder auf das architektonisch gelungene Gebäude helfen nicht.
Fehler darf man einmal machen, sollte aber etwas daraus lernen: schlecht angebunden. Radparkhäuser werden nicht genutzt - der Radfahrer hat eine gute Antenne für den kürzestem Weg.
In Harburg soll nun für 16,2 Mio. Euro ein Radparkhaus mit 1200 Stellplätzen auf der Kreuzung zwischen der Hannoverschen Brücke und der Walter-Dudek-Brücke entstehen. Die Kosten sind im Vergleich zur Kellinghusenstraße um ein Vielfaches höher, da eine unterirdische Anbindung an den Bahnhof hergestellt werden muss. Die liberale Fraktion hat ursprünglich den entsprechenden Antrag unterstützt, mit den Erfahrungen aus der Kellinghusenstraße ergibt sich hier eine andere Sachlage.
Die liberale Fraktion in der Harburger Bezirksversammlung unterstützt grundsätzlich die Förderung des Radverkehrs, Zweidrittel der Fraktion kommt regelmäßig mit dem Fahrrad zur Bezirksversammlung. Damit sind wir die Fraktion mit den besten Modal Split. Trotzdem stellen wir das Radparkhaus am Bahnhof in Frage und zwar aus zwei Gründen:
Erstens: Der Bedarf ist äußerst fragwürdig. Eine stichpunktartige Zählung hat ergeben, dass am Bahnhof zwischen 100 und 150 Fahrrädern täglich geparkt werden. Alleine am Heisenberg Gymnasium stehen gut doppelt so viele Fahrräder, nämlich 270. Der geringe Bedarf am Bahnhof ist gut nachvollziehbar. Wer aus Heimfeld oder Eißendorf kommt, fährt direkt zu den S-Bahn-Stationen Heimfeld oder Rathaus, aus Richtung Wilstorf fehlt ein radaffines Publikum, der öffentliche Personennahverkehr ist gut bis sehr gut ausgebaut und die Topografie macht das Radfahren unattraktiv. In der Theorie ist ein Radparkhaus am Bahnhof optimal, in der Praxis von Harburg eher Wunschdenken.
Zweitens: Wenn schon die Anbindung des Radparkhauses Kellinghusenstraße nicht funktioniert, das eigentlich nur auf der falschen Seite der U-Bahn Station liegt, dann wird ein Parkhaus, dass nur über eine der am meistbefahrenen Kreuzungen in Harburg erreichbar ist, erst recht nicht von einer signifikanten Anzahl (wahrscheinlich nicht vorhandener) Radfahrer genutzt werden. Stichpunktartige Befragungen von Radfahrern um den Bahnhof stützen diese These.
Das geplante Radparkhaus soll vollständig gesicherte Stellplätze haben. Danach gibt es sicherlich eine gewisse Nachfrage, darauf deuten die Wartezeiten für den Bike & Ride Parkplatz direkt am Bahnhofseingang hin. Gleichzeitig zeigt auch hier die Erfahrung aus der Kellinghusenstraße, dass mit dieser Nachfrage kein Megaparkhaus mit 1200 Stellplätzen gefüllt werden kann.
Harburg droht eine gut gemeinte Investitionsruine. 1200 Stellplätze für 16,2 Mio. Euro heißt: Jeder Radstellplatz kostet 13.500 Euro. Bei einem Eigenanteil von 4,5 Mio. Euro kostet jeder Stellplatz den Bezirk immer noch 3.750 Euro. Ein Anlehnbügel für zwei Räder kostet im Vergleich inkl. Montage zwischen 300 und 500 Euro.
Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, einen Vertreter der Verkehrsbehörde in den Mobilitätsausschuss einzuladen, um die Potenzialanalyse für das Harburger Radparkhaus darstellen und nachvollziehbar begründen, warum zu erwarten ist, dass es eine signifikante Nachfrage für das Radparkhaus am geplanten Standort gibt, während die Erfahrungen aus Hamburg andere Schlussfolgerungen nahelegen.