Mit Pop-up-Radwegen Sicherheit für Fuß- und Radverkehr in Eppendorf verbessernBehörde für Verkehr und Mobilitätswende
Letzte Beratung: 21.06.2021 Regionalausschuss Eppendorf-Winterhude Ö 8.2
Der Regionalausschuss Eppendorf-Winterhude hat sich in seiner Sitzung am 29.03.2021 mit der oben genannten Thematik auf der Grundlage eines gemeinsamen Antrags von der GRÜNEN- und der SPD-Fraktion befasst und hat 1.3 einstimmig und die verbleibenden Punkte mehrheitlich bei Enthaltung der FDP-Fraktion und Gegenstimmen der CDU-Fraktion als Beschlussempfehlung verabschiedet:
Begründung:
Auf der Grenze zwischen Eppendorf und Hoheluft-Ost liegt die sechsarmige Kreuzung Lehmweg / Eppendorfer Weg / Curschmannstraße / Lenhartzstraße / Eppendorfer Landstraße / Eppendorfer Baum. Rad- und Fußverkehr werden an dieser Kreuzung bislang nah beieinander in den Nebenflächen geführt. Dort ist jedoch wenig Platz: Immer wieder kommt es vor, dass Radfahrer*innen vom schmalen Radweg auf den Fußweg ausweichen. Dort jedoch gefährden sie mit ihrer gegenüber Fußgänger*innen deutlich höheren Geschwindigkeit gerade die schutzbedürftigsten Verkehrsteilnehmer*innen: Menschen mit Gehstock, Rollator oder Rollstuhl sowie natürlich auch Kinder.
Besonders deutlich wird dieser Konflikt unmittelbar vor den (Fußgänger-) Ampeln: Hier wird der Weg der Fußgänger*innen vom Bürgersteig hin zur Ampel jeweils von Radwegen zerschnitten. Selbst Radler*innen, die sich an alle Verkehrsregeln halten, werden hier zur Gefahr, da das hier erforderliche sehr hohe Maß an Aufmerksamkeit gerade von den oben genannten Menschen mit Mobilitätseinschränkungen sowie von Kindern kaum erwartet werden kann. So müssen z.B. Menschen mit Rollator oder Rollstuhl letztlich darunter leiden, dass die hier eigentlich sehr breiten Straßen zwar viel Platz für Kfz-Verkehr, jedoch wenig für Fuß- und Radverkehr vorsehen.
Doch all das lässt sich ändern. Radverkehr und Fußverkehr müssen nicht gemeinsam auf engem Raum an den Rand gedrängt werden. Eine Führung des Radverkehrs auf der Fahrbahn macht die Gehwege zu echten Schutzzonen für Fußgänger*innen. Zwar darf an der genannten Kreuzung auch heute schon mit dem Rad auf der Fahrbahn gefahren werden, tatsächlich tun dies aber nur besonders sichere Radler*innen. Viele andere fühlen sich unwohl neben dem zu dicht auffahrenden Autoverkehr, der auf den breiten Straßen dann häufig auch eher zu schnell unterwegs ist. Das Radeln auf der Fahrbahn muss aber nicht nur statistisch sicherer sein als das Radeln auf Hochbordwegen, es muss sich auch sicher anfühlen, damit mehr Radelnde die Fahrbahn nutzen.
Dafür können sogenannte „Pop-up Bikelanes“ eine Lösung sein. Dabei handelt es sich um kurzfristig eingerichtete Radfahrstreifen, die durch provisorische Maßnahmen wie z.B. Warnbaken unterstützt werden. Diese würden einen entsprechend breiten Raum für den Radverkehr auf der Fahrbahn reservieren, der auch unsichere Radler*innen wie z.B. viele Senior*innen und Jugendliche anspricht. Die Nebenflächen dagegen würden so vom Radverkehr befreit und stünden exklusiv den Fußgänger*innen zur Verfügung.
Durch eine entsprechende Ausstattung der verschiedenen Arme der oben genannten Kreuzung würde gleichzeitig ein schon länger bestehendes Ärgernis in der Eppendorfer Landstraße gelöst werden: Im Abschnitt zwischen Hegestieg und Haynstraße fahren viele Radler*innen stadtauswärts ordnungswidrig auf dem Gehweg. Das ist hier ganz besonders gefährlich für Rollstuhlfahrer*innen und Kinder, da der Gehweg hier insbesondere im Bereich der Bushaltestelle Haynstraße (stadtauswärts) sehr schmal ist. Ein frühzeitig auf die Fahrbahn gelenkter Radverkehr würde den Menschen zu Fuß hier mehr Sicherheit verschaffen. Die Aufwertung der Fußwege wäre auch eine Aufwertung der Einkaufsqualität im ganzen Viertel.
Besonders wichtig ist bei diesem Projekt auch ein gutes Baustellenmanagement mit möglichst geringen und wenig invasiven Umbaumaßnahmen.
Der Hauptausschuss folgt der Beschlussempfehlung.
Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende nimmt hierzu wie folgt Stellung:
Wo auf Hauptverkehrsstraßen anforderungsgerechte Radverkehrsanlagen fehlen, kommt die Einrichtung von Radfahrstreifen ohne größere bauliche Maßnahmen, sogenannte Pop-Up-Bikelanes (PUBL) in Betracht. Ziel ist es hierbei unter anderem, im Zuge wichtiger Verbindungen kurzfristig Lückenschlüsse bereitzustellen, um eine durchgängige Radverkehrsinfrastruktur zu schaffen, die an vielen Straßen in Hamburg noch nicht in ausreichendem Maße vorhanden ist. PUBL können auch dem Fußverkehr Vorteile bieten, indem Radfahrende nicht mehr auf Gehwegen fahren.
Die im Arbeitsprogramm des Senats aufgeführten PUBL in den Straßenzügen Am Sandtorkai, Brooktorkai, Beim Schlump sowie Max-Brauer-Allee (zwischen Stresemannstraße und Holstenstraße) wurden zwischen Herbst 2020 und Frühjahr 2021 realisiert, hinzu kommt die bezirkliche Maßnahme Jungiusstraße – St. Petersburger Straße. Es sollen kontinuierlich weitere Verbindungen geprüft und realisiert werden, wo es bislang noch keine ausreichenden Radverkehrsanlagen gibt. Derzeit wird eine PUBL in der Hallerstraße geplant.
Die Behörde für Verkehr und Mobilität begrüßt deshalb die Initiative der Bezirksversammlung zur Einrichtung von PUBL im Bezirk Hamburg-Nord. Beim Lehmweg und bei der Eppendorfer Landstraße handelt es sich um Straßen in Zuständigkeit des Bezirksamts Hamburg-Nord. Hier könnte das Bezirksamt in Abstimmung mit den Straßenverkehrsbehörden auch selbst die Einrichtung von Pop-Up-Bikelanes initiieren. Bei den weiteren im Beschluss genannten Straßen in Hamburg-Nord wäre Grundlage für eine Einrichtung eine eingehende Prüfung und Abwägung der Auswirkungen von PUBL auf den fließenden und ruhenden Kfz-Verkehr, den Lieferverkehr sowie auf den Busverkehr, dessen Belange bestmöglich berücksichtigt werden sollen. Der Beschluss wird in die Abwägungen für weitere PUBL einfließen.
Um Kenntnisnahme wird gebeten.
Priscilla Owosekun-Wilms
keine
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