20-6919

Gedenken an Julius Fressel historisch einordnen
Stellungnahme der Behörde für Kultur und Medien

Mitteilungsvorlage vorsitzendes Mitglied

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02.09.2019
20.06.2019
Sachverhalt

Der Regionalausschuss Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg hat sich in seiner Sitzung am 09.04.2018 mit o. g. Thematik auf der Grundlage eines gemeinsamen Antrages der SPD- und GRÜNE-Fraktion befasst und folgende Beschlussempfehlung bei Gegenstimmen der CDU-Fraktion mehrheitlich verabschiedet:

 

  1. Der Regionalausschuss erkennt an, dass eine Würdigung Julius Fressels durch einen Gedenkstein ohne jede historische Einordnung nicht länger tragbar ist. Er spricht sich daher dafür aus, eine Debatte sowohl über die historische Einordnung des Wirkens der Person Julius Fressels als auch zur Findung eines angemessenen Umgangs mit dem Gedenkstein zu beginnen.

 

  1. Zu diesem Zweck werden der Bezirksamtsleiter und die Vorsitzende der Bezirksversammlung gebeten, an die folgenden Institutionen heranzutreten und bei diesen eine Mitwirkung anzuregen:

 

­ Behörde für Kultur und Medien

­ Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW Hamburg)

­ HMS Hamburg Media School GmbH

­ Hochschule für bildende Künste (HFBK Hamburg)

­ TIDE

­ Miami Ad School

­ Studierendenwerk Hamburg

­ Geschichtswerkstatt Barmbek

 

  1. In einem offenen Prozess soll nach Klärung der Fakten zu Fressels Verstrickung in NS-Aktivitäten ein Vorschlag zum Umgang mit dem Gedenkstein entwickelt werden, der eine künstlerische Befassung damit beinhaltet und auch die Frage umfasst, ob der Gedenkstein an Ort und Stelle verbleiben oder andernorts ausgestellt werden soll. Die Geschichtswerkstatt Barmbek soll dabei gebeten werden, den Prozess zu begleiten und zu moderieren.

 

  1. Das Ergebnis soll schließlich in einer der öffentlichen Sitzungen des Regionalausschusses vorgestellt und diskutiert werden. In einer der darauf folgenden Sitzungen soll der Ausschuss dann einen Vorschlag zum Umgang mit dem Gedenkstein beschließen.

 

Begründung:

Gemäß der  Drucksache 20-5526 von der SPD- und GRÜNE-Fraktion existiert eine historische Einordnung insbesondere zu dem politischen Wirken von Julius Fressel in der NS-Zeit bislang nicht. Eine bloße Entfernung des Gedenksteins und damit eine Tilgung von Person und Debatte aus dem öffentlichen Raum erscheint nicht zielführend. Vielmehr sollte ein transparenter und offensiverer Umgang mit der zweifelhaften Würdigung gefunden werden. Eine künstlerische Befassung mit der Person und dem Wirken Fressels sowie der Debatte um dessen Würdigung könnte dabei gewinnbringend sein.

 

Es erscheint daher sinnvoll, eine Initiative zur historischen Einordnung der Person Julius Fressels zu starten. Ziel sollte sein, den Betrachtenden des Gedenksteins eine kritische Auseinandersetzung mit Fressel zu ermöglichen, beispielsweise durch zusätzliche Informationen auf einem weiteren erläuternden Schild oder auch die Einbettung in einen künstlerisch gestalteten Kontext. Dabei soll auch darüber debattiert werden, ob der Gedenkstein an Ort und Stelle verbleiben oder an einen anderen Ort wie zum Beispiel ein Museum der Stadt Hamburg gebracht werden soll.

 

Der Hauptausschuss folgt der Beschlussempfehlung einstimmig.

 

Die Behörde für Kultur und Medien nimmt hierzu wie folgt Stellung:

 

Die Senatskommission für Verkehrsflächen hat mit Beschluss vom 11. August 2014 auf Vorschlag des Bezirksamts Hamburg-Nord die Julius-Fressel-Straße in Dorothea-Bern­stein-Weg umbenannt.  Als Grund für den Vorschlag auf Umbenennung wurde an­geführt, dass Julius Fressel im Jahr 1933 das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Hochschulen zu Adolf Hitler unterzeichnete. Eine DNVP-Mitgliedschaft vor 1933 wurde ebenfalls angeführt, der genaue Zeitraum ließ sich jedoch aus den Unterlagen des Staatsarchivs nicht ermitteln.

Darüber hinaus kann die Behörde für Kultur und Medien nicht zur historischen Einordnung des Gedenksteins auf dem Kunst- und Mediencampus Hamburg beitragen. Es wird empfohlen, dazu  das Institut für die Geschichte und Ethik der Medizin an der Universität Hamburg/Medizinhistorisches Museum im Universitätsklinikum Eppendorf und die  Forschungsstelle für Zeitgeschichte der Universität Hamburg einzubeziehen.

 

Petitum/Beschluss

 

Um Kenntisnahme wird gebeten.

 

Dagmar Wiedemann