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Gedenken an den Flakhelfer und Kindersoldaten Hans-Wolfgang Schopper - Beschlussempfehlung des Regionalausschusses BUHD

Beschlussempfehlung Ausschuss

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13.02.2024
Sachverhalt

 

Der Regionalausschuss Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg hat sich in seiner Sitzung

am 12.02.2024 mit oben genannter Thematik auseinandergesetzt und einstimmig folgende Beschlussempfehlung

formuliert:

  1. Das Bezirksamt wird gebeten, neben dem Gedenkstein für gefallene Flakhelfer in der Grünanlage Schwanenwiek eine Gedenktafel zur Erläuterung des Schicksals der Kindersoldaten zu errichten.
  2. Vor der Beauftragung der Tafel sollte der Text, der von der Petentin in Zusammenarbeit mit Frau Dr. Alexandra Köhring (Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen) und Pastor Billerbeck (Gedenkstätte Neuengamme) erstellt und von uns nach Einholung weiterer Informationen überarbeitet wurde, dem Staatsarchiv zur Prüfung vorgelegt werden. Frau Dr. Köhring wurde von der Kulturbehörde BKM als Expertin zu dem Thema vorgeschlagen:

r Deutschland fielen ...“?

Gedenktafel für zwei Soldaten und einen Flakhelfer an der Außenalster/Schwanenwik

An dieser Stelle des Alsterufers befand sich im 2. Weltkrieg ein Steg, der zu einer „Flak-lnsel“ (Flak=Flugabwehrkanone) auf der Alster führte. Auf der Außenalster waren 1941 zwei Flakinseln installiert und die Binnenalster komplett mit Attrappen von Häusern, Brücken und Bäumen überbaut worden, um der alliierten Luftwaffe die Orientierung bei ihren Angriffen auf die Innenstadt und den Hamburger Hafen zu erschweren.

Auf den beiden Flakinseln auf der Außenalster wurden ab 1943 auch Schüler eingesetzt als Luftwaffenhelfer oder sogenannte Flakhelfer. Bis zum Kriegsende sollen es im gesamten Deutschen Reich insgesamt 200.000 gewesen sein, darunter auch Mädchen. Auf dieser Flakinsel in der Alster waren es 54 Flakhelfer.

Diese jungen Menschen waren in der Hitlerjugend (HJ), der Jugendorganisation der NSDAP, sozialisiert und seit Beginn des 2. Weltkrieges ideologisch und militärisch zunehmend auf den Kriegseinsatz vorbereitet worden. Die Jungen wurden in Baracken in der Nähe ihres Einsatzortes untergebracht, durften einmal in der Woche nach Hause und alle 14 Tage für ein Wochenende. Hinzu kam ein Urlaub von 14 Tagen. Sie erhielten eine Ausbildung von sechs Wochen und wurden dann wie Soldaten eingesetzt.

Ca. 100.000 der jugendlichen Flakhelfer und Flakhelferinnen wurden getötet. Die Familien bekamen 100 Reichsmark für die Beerdigung und 50 Reichsmark für den Grabstein. Diese Flakhelfer erlebten auch die Bombardierungen der „Operation Gomorrha“ im Juli und August 1943, bei der mindestens 37.000 Menschen in Hamburg ums Leben kamen.

Bei dieser Operation starben auf der Flakinsel in der Alster der Obergefreite Richard Böhmer, Jahrgang 1915, und der Unteroffizier Friedrich Poggel, Jahrgang 1905. Für beide Soldaten liegen keine Nachweise einer NSDAP-Mitgliedschaft vor.

Auch der Luftwaffenhelfer Hans-Wolfgang Schopper, Jahrgang 1927 und Schüler der Oberschule für Jungen in der Armgartstraße, wurde getötet. Er war 16 Jahre alt und nach heutiger Definition internationaler Kinderschutzorganisationen ein Kindersoldat.

Die zwei Soldaten und der Flakhelfer sind alle drei in unterschiedlichen Grabstätten auf dem Ohlsdorfer Friedhof bestattet worden.

Der Anlass r die Aufstellung des Gedenksteins ist nicht bekannt. Ein ehemaliger Flakhelfer berichtete, dass ein Mitglied dieser Flakstellung den Gedenkstein anfertigte. Die Gedenktafel wurde in die Grünanlage Schwanenwik integriert, die Anfang der 1950er angelegt wurde.

 

Diese Informationstafel entstand aus einer Privatinitiative mit Unterstützung der Geschichtswerkstatt St. Georg und wurde 2024 vom Regionalausschuss Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg aufgestellt.

Weitere Informationen gibt es über das Online-Portal „denk-mal-gegen-krieg“ des Bereichs Erinnerungskultur der Nordkirche unter den Stichworten Hamburg - Uhlenhorst

  1. Zur Neugestaltung des Gedenkortes mit einer Tafel und einer würdevollen Begleitveranstaltung wird der Hauptausschuss gebeten, 2.000 Euro aus bezirklichen Mitteln zur Verfügung zu stellen.

Begründung:

Im Sommer 1943 flogen die alliierten Streitkräfte unter Führung Arthus Harris sieben große Bombenangriffe auf Hamburg. Bei der „Operation Gomorrha“ starben mehr als 35.000 Menschen. Es traf nicht nur Industrie- und Militärobjekte  auch ca. 280.000 Wohnungen und 270 Schulen wurden zerstört.

Diefaschistische Diktatur der NSDAP setzte in diesen Tagen eine verbliebene Ressource ein: Es wurden Tausende von Kindern und Jugendlichen zur Abwehr an die Front mobilisiert. So auch der damals 16-jährige Hans-Wolfgang Schopper, ein Schüler der Jungen-Oberschule in der Armgartstraße.

Gemeinsam mit seinen Kollegen Richard Böhmer (geboren 1915) und Friedrich Poggel (Jahrgang 1905) sollte er als Helfer an einer Flugabwehrkanone die Alster verteidigen. Alle drei kamen bei diesem unmöglichen Unterfangen ums Leben. Daran erinnert ein Gedenkstein, der jedoch weder die Problematik der Kindersoldaten anspricht noch nach heutigen Maßstäben sprachlich und ästhetisch angemessen auf dieses Ereignis reagiert. Er weist z.B. die Formulierung „r Deutschland fielen...“ auf. Durch eine Eingabe im Regionalausschuss [1] wurde dieser auf den Gedenkstein aufmerksam gemacht. Die eingebende Person und auch der Ausschuss halten es für wünschenswert, den Stein mit einer zusätzlichen Tafel in seinen historischen Kontext zu stellen. Dabei soll auch heute, 80 Jahre nach der Tragödie, das Gedenken bewahrt und an die Gefallenen erinnert werden. Hans-Wolfgang Schopper steht dabei mit seinem Namen und Beispiel für 100.000 getötete Kindersoldaten in Deutschland.

 

Petitum/Beschluss

 

Der Hauptausschuss folgt der Beschlussempfehlung.

Anhänge

   

 

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