Ein interdisziplinäres Gesundheitszentrum für den Dulsberg Beschlussempfehlung des Ausschusses für Soziales
Letzte Beratung: 18.03.2021 Hauptausschuss Ö 7.2
Der Ausschuss für Soziales hat sich in seiner Sitzung am 11.03.2021 mit der o.g. Thematik auf Grundlage eines interfraktionellen Antrages der Fraktionen Die Grünen, SPD, CDU, DIE LINKE und FDP befasst und einstimmig folgende Beschlussempfehlung verabschiedet:
Die Bezirksamtsleitung wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass im Bezirk Hamburg-Nord - vorzugsweise auf dem Dulsberg - ein neues interdisziplinäres Stadtteilgesundheitszentrum entsteht.
Daher bitten wir die Bezirksamtsleitung zu prüfen und bis zur Sitzung des Sozialausschusses im April 2021 zu berichten:
vor Ort aktiven Akteure wie Stadtteilbüro und -rat haben.
Begründung:
Der Hamburger Senat fördert in Quartieren mit besonderem sozialen Unterstützungsbedarf lokale Gesundheitszentren, um Menschen mit gesundheitlichen und sozialen Problemen besser zu unterstützen. In diesen Gesundheitszentren sollen medizinische Versorgung und soziale Unterstützung „Hand in Hand“ gehen.
Kernelemente der Lokalen Gesundheitszentren sind: mindestens eine haus- und/oder kinderärztliche Praxis, Sozialberatung sowie eine moderne Form der „Gemeindeschwester“ und eine Vernetzung in Stadtteil durch eine verbindliche Kooperation mit Pflegediensten, gesundheitlichen und sozialen Angeboten.
Gemeinnützige Träger*innen können sich bei der Gesundheitsbehörde um eine Förderung pro Zentrum von 100.000 Euro jährlich bewerben, die Sozialbehörde fördert zusätzlich jeweils eine halbe Stelle für Sozialberatung.
Im Bezirk Hamburg-Nord ist der „sozial schlechter gestellte“ Stadtteil Dulsberg als Standort sehr geeignet. Er verfügt über eine signifikant unterdurchschnittliche Arztdichte (151 zu 167 Ärzten je 100.000 Einwohner; Statistikamt-Nord 2019: Regionaldaten Dulsberg) weist aber gleichzeitig insbesondere bei den unter 18-Jährigen eine erhöhte Inanspruchnahme ambulanter ärztlicher Leistungen auf (Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI), 2013: Morbiditätsatlas Hamburg, S. 136).
Der Dulsberg ist durch eine überdurchschnittliche Arbeitslosigkeit, einen erhöhten Anteil an SGB II-Empfänger:innen einen hohen Migrationsanteil gekennzeichnet. Über 40% der Kinder wachsen bei alleinerziehenden Eltern auf (Statistikamt-Nord 2019). Diese Bevölkerungsgruppen haben regelhaft besondere Belastungen zu bewältigen und sind angewiesen auf niedrige Zugangshürden bei der ambulanten medizinischen Versorgung und bei Präventionsangeboten.
Denn bei zahlreichen Indikatoren weist der Dulsberg einen erhöhten medizinischen Bedarf auf, beispielsweise beim ambulanten ärztlichen Versorgungsbedarf. Insbesondere bei der Adipositas im Einschulungsalter gehört der Dulsberg zu den Stadtteilen mit „Spitzenwerten“ (BVG: Faktenblatt Adipositas, 2019). Auch in den höheren Altersgruppen weist der Dulsberg hohe Prävalenzen bei der Herzinsuffizienz, der Demenz oder bei Depressionen (ZI 2013: Morbiditätsatlas Hamburg, S. 57, S. 69, S. 51) auf.
Demgegenüber steht ein schwaches ambulantes Versorgungsangebot. So versorgen die acht Hausärzt:innen durchschnittlich 2.176 Patient:innen und eine Frauenarztpraxis versorgt 8.807 Frauen. Die 2.169 Kinder finden im Stadtteil überhaupt kein kinderärztliches Angebot. Gerade im haus- wie kinderärztlichen Bereich bringt jedoch eine Mitversorgung des Dulsbergs durch angrenzende Stadtteile erhebliche Mehrbelastungen mit sich (Eigene Berechnung, Ärzteregister 2019, Statistikamt-Nord 2019).
Die Etablierung eines lokale Gesundheitszentrums würde durch eine engere Verzahnung und Kooperation von medizinischen, sozialen und präventiven Angeboten zu einer Entlastung ärztlicher Strukturen führen. Ein niedrigschwelliger Zugang zu sozialen Unterstützungs- und medizinischen Präventionsangeboten, die aufsuchende Tätigkeit der „Gemeindeschwester“ und mehrsprachiges medizinisches Personal führt zu einer bedarfsgerechteren Versorgung des Dulsberg auch ohne zusätzliche Arztsitze zu schaffen
Der Hauptausschuss folgt der Beschlussempfehlung.
Keine
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