22-1541

Gegen eine (Wieder-) Öffnung der Alten Süderelbe (Antrag der SPD-, CDU-, FDP- und GRÜNE Fraktion)

Antrag öffentlich

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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15.12.2020
Sachverhalt

Seit 2016 hat das Forum Tideelbe, ein Dialogprozess zur zukünftigen Entwicklung der Tideelbe, über die Kernfrage beraten, wie sich die nachteilige Dynamik der Tide wieder dämpfen lässt. Insbesondere wurde dabei die Problematik der durch den Flutstrom nach Hamburg getragenen Sedimente betrachtet, die ökologisch wertvollen Lebensraum, vor allem aber auch die Erreichbarkeit des Hamburger Hafens für große Containerschiffe, gefährden. Das Forum sondierte im ersten Schritt insgesamt über 20 Projektideen entlang der Tideelbe. Schlussendlich wurden für drei Maßnahmen Machbarkeitsstudien beauftragt: die Wiederanbindung der Alten Süderelbe, der Haseldorfer Marsch und der Dove Elbe an die Tideelbe.

 

Am 30. September 2020 wurde der Ergebnisbericht des Forums mit Empfehlungen veröffentlicht. Das Forum kommt dabei zu dem Ergebnis, dass grundsätzlich alle drei Maßnahmen technisch machbar sind, sie jedoch die hydrologischen und ökologisch nachteiligen Entwicklungen in der Tideelbe nicht grundlegend ändern können. Trotzdem schlägt das Forum vor, die Maßnahmen Haseldorfer Marsch und Alte Süderelbe in einem nächsten Schritt noch detaillierter zu prüfen. Die Maßnahme an der Dove Elbe konnten nach Aussage des Forums "auf der Ebene der Machbarkeitsstudie in ihrem Layout bereits weitgehend ausgestaltet werden".

 

Die Alte Süderelbe entwickelte sich in den letzten 60 Jahren zu einem hochwertigen Natur- und Lebensraum. Unter anderem entstanden hier die Naturschutzgebiete Westerweiden und Finkenwerder Alte Süderelbe. Das gesamte Gebiet der Alten Süderelbe ist Lebensraum seltener und hoch geschützter Pflanzen- und Tierarten. Eine Wiederanbindung an die Tideelbe würde diesen Lebensraum in weiten Teilen nachhaltig zerstören.

Gleichzeitig hat das Forum von sechs möglichen Anbindungsvarianten insbesondere die einseitige Anbindung an das Köhlfleet favorisiert (sog. Anbindungsvariante 1), die wie ein "Sack" wirkt.  Die Tide würde stetig Sedimente in die Alte Süderelbe spülen, die wiederum regelmäßig ausgebaggert werden müsste. Das bedeutet eine dauerhaft wiederkehrende Störung der Natur.

 

Zugleich würde die Wiederöffnung einen massiven Eingriff in ein funktionierendes Wasserregime bedeuten, das gerade erst im Rahmen der wasserwirtschaftlichen Neuordnung für viele Millionen Euro fertiggestellt wurde. Im Rahmen dieses Wasserregimes dient die Alte Süderelbe der Be- und Entwässerung von Neu Wulmstorf über Finkenwerder, Cranz, Neuenfelde, Francop, Moorburg bis hin nach Harburg. Nur mit dem jetzigen Wasserstand können bspw. klimabedingte, immer häufiger auftretende, Starkregenereignisse gemanagt werden. Ein neues Wasserregime müsste durch massive Baumaßnahmen bei neuerlichen immensen Kosten hergestellt werden.

 

Ungelöst wäre das Problem des steigenden Salzgehaltes an für die Tide offenen Nebenarmen. Dies schadet nicht nur dem Obstbau, wie an der Este zu sehen. Es lässt auch die Frage offen, wie dabei eine ökologische Aufwertung - bspw. Süßwasserwatten - entstehen soll.

 

Auch für den Hochwasserschutz wären laut Ergebnisbericht "eine Reihe von technischen Lösungen notwendig, die die Deichsicherheit und den Hochwasserschutz gewährleisten". Unter anderem müssten entlang der Alten Süderelbe Spundwände gerammt werden, die die Alte Süderelbe nicht nur optisch zu einer Art Kanal werden ließen. Außerdem wäre ein neues Schöpfwerk und der Neubau eines 65 Meter breiten Sperrwerks am Storchennestsiel notwendig. Ungeklärt ist bislang, wie das Sperrwerk vom Schlick freigehalten werden soll.

 

Die Kosten für die Baumaßnahmen werden vom Forum Tideelbe mit circa 700 Millionen Euro angegeben. Ob diese Investitionen die hydrologischen und ökologischen Nachteile der Tide beheben, ist, wie oben erwähnt, fraglich. Weiterhin sollen jährlich eine Million Euro für die Unterhaltung ausgegeben werden.

 

Petitum/Beschluss

Der Regionalausschuss Finkenwerder möge deshalb beschließen:

 

Der Regionalausschuss spricht sich gegen eine Öffnung der Alten Süderelbe in allen vom Forum vorgeschlagenen Varianten aus.