22-1614

Für das Recht auf Wohnen: Housing First im Bezirk Mitte umsetzen (Antrag DIE LINKE-Fraktion)

Antrag öffentlich

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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11.02.2021
14.01.2021
Sachverhalt

In Hamburg leben mehr als 1.900 obdachlose Menschen auf der Straße und rund 5.300 Wohnungslose in den öffentlich-rechtlichen Unterkünften (Stand 09/2020) Zum Vergleich: Im Jahr 2009 lebten in Hamburg noch 1.029 obdachlose Menschen. Das ist eine unsägliche Steigerung um 86 Prozent! Aufgrund der anzunehmenden hohen Dunkelziffer dürfte die tatsächliche Anzahl deutlich darüber liegen. Einer der wichtigsten Gründe für diese starke Zunahme ist der Mangel an erschwinglichem und für obdach- und wohnungslose Menschen zugänglichem Wohnraum.

Gerade in Hamburg-Mitte halten sich viele obdachlose Menschen tagsüber und nachts auf, haben hier ihre Schlafstätten und Bezüge zu Streetwork und anderen Hilfseinrichtungen. Mit dem Antrag Wohnraumversorgung von Wohnungslosen und vordringlich Wohnungssuchenden weiter fördern (Drs. 21/19723) der Regierungsfraktionen hat die Bürgerschaft im Januar 2020 die Einrichtung eines Housing-First-Modellprojekts als ergänzenden Ansatz für Wohnraumversorgung von Personen mit mehreren Vermittlungshemmnissen beschlossen.

Housing First wird seit den 90er Jahren in verschiedenen Ländern und vor allem großen Städten, wie beispielsweise Wien, erfolgreich zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit eingesetzt. Kerngedanke ist das „Recht auf Wohnen“ ohne Vorbedingungen. Im Gegensatz zu anderen betreuten Wohnformen entkoppelt Housing First das Mietverhältnis vom Unterstützungsangebot und setzt für den Bezug der eigenen Wohnung keine Bewährung in stufenweisen vorangehenden Hilfemaßnahmen oder die Bereitschaft zu Abstinenz, Therapie, beruflicher (Wieder-)Eingliederung oder anderen vereinbarten Hilfezielen voraus. Die Menschen erhalten unmittelbar eine Wohnung mit einem eigenen Mietvertrag. Gleichzeitig macht ein multiprofessionelles Team ein ständiges, offensives und individuelles Unterstützungsangebot. Die positive Wirkung dieses Ansatzes ist in zahlreichen europaweiten Studien belegt worden. Somit kann und sollte es auch in Hamburg eine sinnvolle Erweiterung und Ergänzung des bestehenden Hilfesystems werden.

  Petitum/Beschluss:

Der Ausschuss für Sozialraumentwicklung möge beschließen:

1. Der Bezirksamtsleiter und die zuständige Fachbehörde werden aufgefordert sich dafür einzusetzen, dass im Bezirk Mitte das Housing First Prinzip umgesetzt wird. Hierfür sollen

a) Gespräche mit vor Ort aktiven Trägern der Obdach- und Wohnungslosenhilfe aufgenommen werden.

b) Gespräche zur Akquise von Wohnungen mit den Wohnungsgenossenschaften und der SAGA aufgenommen werden.

2.  Der Bezirksamtsleiter wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass die entsprechenden Mittel  im Haushalt 2020/21 eingestellt werden.

3. Dem Ausschuss für Sozialraumentwicklung bis zum 25.03.21 über den Stand der Umsetzung zu berichten.         

 

 

 

Petitum/Beschluss

Sachverhalt:

In Hamburg leben mehr als 1.900 obdachlose Menschen auf der Straße und rund 5.300 Wohnungslose in den öffentlich-rechtlichen Unterkünften (Stand 09/2020) Zum Vergleich: Im Jahr 2009 lebten in Hamburg noch 1.029 obdachlose Menschen. Das ist eine unsägliche Steigerung um 86 Prozent! Aufgrund der anzunehmenden hohen Dunkelziffer dürfte die tatsächliche Anzahl deutlich darüber liegen. Einer der wichtigsten Gründe für diese starke Zunahme ist der Mangel an erschwinglichem und für obdach- und wohnungslose Menschen zugänglichem Wohnraum.

Gerade in Hamburg-Mitte halten sich viele obdachlose Menschen tagsüber und nachts auf, haben hier ihre Schlafstätten und Bezüge zu Streetwork und anderen Hilfseinrichtungen. Mit dem Antrag Wohnraumversorgung von Wohnungslosen und vordringlich Wohnungssuchenden weiter fördern (Drs. 21/19723) der Regierungsfraktionen hat die Bürgerschaft im Januar 2020 die Einrichtung eines Housing-First-Modellprojekts als ergänzenden Ansatz für Wohnraumversorgung von Personen mit mehreren Vermittlungshemmnissen beschlossen.

Housing First wird seit den 90er Jahren in verschiedenen Ländern und vor allem großen Städten, wie beispielsweise Wien, erfolgreich zur Bekämpfung von Wohnungslosigkeit eingesetzt. Kerngedanke ist das „Recht auf Wohnen“ ohne Vorbedingungen. Im Gegensatz zu anderen betreuten Wohnformen entkoppelt Housing First das Mietverhältnis vom Unterstützungsangebot und setzt für den Bezug der eigenen Wohnung keine Bewährung in stufenweisen vorangehenden Hilfemaßnahmen oder die Bereitschaft zu Abstinenz, Therapie, beruflicher (Wieder-)Eingliederung oder anderen vereinbarten Hilfezielen voraus. Die Menschen erhalten unmittelbar eine Wohnung mit einem eigenen Mietvertrag. Gleichzeitig macht ein multiprofessionelles Team ein ständiges, offensives und individuelles Unterstützungsangebot. Die positive Wirkung dieses Ansatzes ist in zahlreichen europaweiten Studien belegt worden. Somit kann und sollte es auch in Hamburg eine sinnvolle Erweiterung und Ergänzung des bestehenden Hilfesystems werden.

  

Der Ausschuss für Sozialraumentwicklung möge beschließen:

1. Der Bezirksamtsleiter und die zuständige Fachbehörde werden aufgefordert sich dafür einzusetzen, dass im Bezirk Mitte das Housing First Prinzip umgesetzt wird. Hierfür sollen

a) Gespräche mit vor Ort aktiven Trägern der Obdach- und Wohnungslosenhilfe aufgenommen werden.

b) Gespräche zur Akquise von Wohnungen mit den Wohnungsgenossenschaften und der SAGA aufgenommen werden.

2.  Der Bezirksamtsleiter wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass die entsprechenden Mittel  im Haushalt 2020/21 eingestellt werden.

3. Dem Ausschuss für Sozialraumentwicklung bis zum 25.03.21 über den Stand der Umsetzung zu berichten.