Ferry new year! Fährverkehr in Hamburg-Mitte stärken.
Letzte Beratung: 23.04.2020 Hauptausschuss Ö 3.3
Die Bezirksversammlung hat in ihrer Sitzung am 23.01.2020 dem nachfolgend aufgeführten Antrag der FDP-, SPD- und CDU-Fraktion Drs. Nr. 22-0672 einstimmig zugestimmt.
Die Elbe war und ist die Lebensader unserer Stadt. Sie bringt nicht nur Schiffe, Wohlstand und Stint, sondern teilt unsere Stadt und insbesondere den Bezirk Hamburg-Mitte. Zur Überwindung dieser Teilung werden seit über 100 Jahren Fähren eingesetzt, die im städtischen Auftrag die Menschen zwischen den Elbinseln sowie dem südlichen und dem nördlichen Elbufer transportieren. Die Fähren gehören zur Hamburger Tradition. Sie sind aber nicht nur historisches Beiwerk, sondern auch in Zeiten von Elbbrücken und Elbtunnel weiterhin eine sinnvolle Ergänzung des öffentlichen Personennahverkehrs.
Für Finkenwerder stellt die Fährlinie 62 aktuell die schnellste Verbindung zur Innenstadt dar. Mit dem reibungslosen Verkehr der Linie 62 steht und fällt für viele Bürgerinnen und Bürger somit die hamburgweite Mobilität. Es muss nicht nur der funktionierende Verkehr sichergestellt werden, sondern auch die Taktung erhöht werden. Der von der Bürgerschaft gefasste Beschluss hierzu muss schnellstmöglich umgesetzt werden. Um über aktuelle Abfahrtszeiten informiert zu sein, fordern wir nicht nur die Veröffentlichung der Positionsdaten, sondern auch die Installation von dynamischen Fahrgastinformationsystemen.
Die Linie 73 verbindet Wilhelmsburg mit den Landungsbrücken. Wilhelmsburg selbst ist zusätzlich über die S-Bahnlinie 3, sowie eine Schnellbuslinie an die Innenstadt angeschlossen. Dennoch stellt die Fährverbindung von der Ernst-August-Schleuse für viele Bewohnende des erweiterten Reiherstiegviertels nicht nur eine komfortable, sondern zielabhängig auch die schnellste Verbindung dar. Die praktische Kombination mit dem Fahrrad macht den Verkehrsträger Fähre auch weit über das Reiherstiegviertel hinaus attraktiv. Bereits heute ist die S-Bahnlinie überlastet und es Bedarf alternativer Beförderungsmethoden. Das geplante Elbinselquartier, das Platz für viele neue Wilhelmsburgerinnen und Wilhemsburger liefert, liegt zudem in unmittelbarer Nähe des Fähranliegers. Um die Chancen der Fähre für Wilhelmsburg besser zu nutzen, fordern wir nicht nur eine schnelle Taktung, sondern auch die Ausweitung des Betriebs auf die Wochenenden. Um die Bewohnenden über aktuelle Abfahrtszeiten zu informieren, müssen auch in Wilhelmsburg dynamische Fahrgastinformationssysteme aufgestellt werden.
Fährverkehr muss aber auch in die Zukunft gedacht werden. Wir wollen nicht nur bestehende Linien stärken, sondern auch weitere Knotenpunkte und Orte anschließen, um Hamburgs Wasserwege für den Verkehr zu nutzen. Durch den Neubau der Station Elbbrücken und das Hafenmuseum, sowie die aktuelle Planung des Grasbrooks ergeben sich hier Möglichkeiten das Fährnetz sinnvoll zu ergänzen. Wir setzen uns daher für eine Verkehrsuntersuchung und Prüfung dieser Möglichkeiten ein. Die Hamburger Fähren sind kein Relikt aus vergangenen Tagen, sondern weiterhin wichtiger Bestandteil des öffentlichen Personennahverkehrs unserer Stadt.
Auf Grund der Nähe zur Elbe ist der Fährverkehr insbesondere für Hamburg-Mitte und seine Menschen ein Gewinn.
Neben der Notwendigkeit die Taktung zu erhöhen und neue Verbindungen zu schaffen, müssen wir auch die schrittweise Weiterentwicklung zu einer umweltschonenden Fährflotte im Blick behalten. Ziel muss es sein, die Belastung durch Schiffsabgase möglichst komplett zu vermeiden.
Vor diesem Hintergrund möge die Bezirksversammlung beschließen: Der Bezirksamtsleiter wird gebeten sich bei den zuständigen Stellen für die Umsetzung folgender Punkte einzusetzen:
Die Bezirksversammlung ist über den Fortschritt zu informieren.
Die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation nimmt zu dem Beschluss mit Schreiben vom 26.02.2020 wie folgt Stellung:
„Zu 1.:
Im Rahmen der Einführung des Hamburg-Taktes hat der Hamburger Senat eine Reihe von Vorhaben auf den Weg gebracht, die unter anderem Hamburgs Fährverkehr verbessern. Wegen der begrenzten Planungskapazitäten, der erforderlichen Personalgewinnung und Fahrzeugbeschaffungen und auch vorab umzusetzender Infrastrukturmaßnahmen kann deren Umsetzung nur schrittweise erfolgen. Die HADAG Seetouristik und Fährdienst AG (HADAG) setzt ihre verfügbaren Kapazitäten ein, um eine Taktverkürzung auf der Linie 62 schnellstmöglich umzusetzen.
Zu 2. und 3.:
Die Fährlinie 73 erschließt nicht nur wichtige Hafenstandorte für die dortigen Beschäftigten, sondern bedient auch den im Nordwesten der Elbinsel Wilhelmsburg gelegenen Anleger an der Ernst-August-Schleuse, der in einiger Entfernung zu den dicht bebauten Wohngebieten des Stadtteils liegt. Hinsichtlich der Reisezeiten („Von-Tür-zu-Tür“) bietet die Fährverbindung nur für einen geringen Teil der Fahrgäste eine Alternative zur S-Bahn, was sich auch in sehr niedrigen Fahrgastzahlen widerspiegelt. Da auf der Linie nur besondere Flachschiffe eingesetzt werden können, erfordert eine Taktverdichtung den Neubau zusätzlicher Schiffe. Angesichts der relativ geringen Nachfrage steht der damit verbundene Investitionsaufwand aktuell in keinem angemessenen Verhältnis. Folglich wird auch die Ausweitung des Betriebes der Linie 73 auf Wochenenden vorerst nicht weiter verfolgt.
Zu 4.:
Die schrittweise Entwicklung zu einer umweltschonenden Flotte hat zusammen mit der Kapazitätsausweitung für die HADAG höchste Priorität. Die HADAG startet daher in den kommenden Wochen eine europaweite Ausschreibung für drei neue Schiffe mit der Option auf weitere. Bei den geplanten Neubauten handelt es sich um sogenannte Plug-In-Hybrid-Schiffe. Perspektivisch sind diese bereits für einen Betrieb mit Wasserstoff konzipiert. Damit steht die kurzfristige Bedarfsdeckung im Vordergrund und gleichzeitig wird ein in Europa einmaliges Konzept für Hafenfähren umgesetzt. Sobald möglich, kann die Umstellung auf eine lokal emissionsfreie Antriebstechnologie erfolgen.
Zu 5.:
Die dynamische Fahrgastinformation an Anlegern wurde zwei Jahre erprobt und wegen ihrer Fehleranfälligkeit am Ende des Jahres 2019 vorerst eingestellt. Im Gegensatz zum schienen- und straßengebundenen öffentlichen Personennahverkehr nutzen die Fähren keine fest vorgegebene Route, was eine sogenannte Echtzeitangabe erschwert. Eine technische Lösung wird weiter gesucht.
Die dynamische Fahrgastinformation an den Haltestellen eignet sich nicht dazu, Informationen zu entfernt liegenden Haltestellen abzubilden, da den Fahrgästen weder die Wege zu diesen entfernten Abfahrtbereichen, noch die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln dargestellt werden kann. Diese Informationen können die Fahrgäste über die Fahrplanauskunft sowohl über mobile Endgeräte als auch stationär am PC erhalten. Dabei sind ebenfalls, je nach Verfügbarkeit, Echtzeitinformationen der Verkehrsunternehmen aus dem laufenden Betrieb enthalten.
Zu 6.:
Mittelfristig werden Echtzeitdaten der HADAG von der App des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) berücksichtigt. Bis dahin gibt die HADAG Fahrplanabweichungen via Twitter, HVV und HADAG-Homepage bekannt.
Zu 7. und 8.:
Auch in den nächsten Jahren bleibt der Ausbau des wasserseitigen Nahverkehrsangebotes, sei es zur Erschließung neuer Wohngebiete oder zur Anbindung der Hafenbetriebe, ein wichtiges Thema für die Verkehrsplanung. Die jeweilige Nachfrageentwicklung wird daher regelmäßig untersucht und das Verkehrsangebot gegebenenfalls angepasst.“
Um Kenntnisnahme anstelle der Bezirksversammlung wird gebeten.
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