Zusätzliche Kapazitäten für Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen schaffen
Letzte Beratung: 29.04.2021 Hauptausschuss Ö 9.8
Viele Kinder und Jugendliche leiden sehr unter der seit über einem Jahr andauernden Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen. Die „COPSY“-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf zeigte jüngst, dass mittlerweile fast jedes dritte Kind psychische Auffälligkeiten aufweist. Mehr als 70% der befragten Kinder und Jugendlichen fühlen sich durch die Corona-Krise seelisch belastet, das Risiko für psychische Auffälligkeiten hat sich fast verdoppelt.
Ein alarmierendes Bild von Belastungen in der Corona-Pandemie zeichnet auch der Bundeverband der Vertragspsychotherapeuten. Die Auswertung von aktuellen Daten von mehr als 10.000 Kindern und Jugendlichen zeigt, dass diese psychosoziale Beeinträchtigungen bis hin zu psychischen Störungen entwickelt haben: Kinder und Jugendliche haben verstärkt Ängste und befassen sich vermehrt mit dem Thema Tod.
Auch die Psychotherapeutenkammer Hamburg bestätigt, dass sich der psychische Zustand von Kindern und Jugendlichen durch die Pandemie dramatisch verschlechtert hat: Mittlerweile müssten sich Kinder und Jugendliche in Therapie begeben, die ohne Corona gar nicht behandlungsbedürftig geworden wären. Durch eingeschränkte soziale Kontakte zu Freunden sowie Kita- und Schulschließungen werden psychische Belastungen und Auffälligkeiten nicht nur mit verursacht sondern auch weniger schnell oder gar nicht offensichtlich. Die Dunkelziffer an behandlungsbedürftigen Fällen wird deshalb sehr viel höher eingeschätzt.
Dem gestiegenen Therapiebedarf steht mittlerweile jedoch ein Mangel an Plätzen für Kinder und Jugendliche bei KV-zugelassenen Psychotherapeut*innen, sowohl im niedergelassenen als auch im stationären Bereich gegenüber. Obwohl in Eimsbüttel vergleichsweise viele Psychotherapeut*innen zugelassen sind, reichen diese bei weitem nicht aus, den akuten Bedarf auch nur annähernd zu decken. Termine für Erstgespräche werden aufgrund der gesetzlichen Verpflichtung zwar weiterhin vergeben, eine anschließende Psychotherapie kann aber nur in wenigen Fällen angeboten werden, da die Kapazitäten erschöpft sind.
Um die Zukunft der Kinder und Jugendlichen zu sichern, müssen ihre Bedürfnisse dringend mehr unterstützt und in den Fokus gerückt werden - auch im psychotherapeutischen Bereich.
Ein temporärer Ausbau der kinder- und jugendtherapeutischen Versorgung ließe sich mittels Erteilung sogenannter Ermächtigungen zügig erreichen. Sie erlaubt es Ärzten und Psychotherapeuten für einen festgelegten Zeitraum (in der Regel zwei Jahre) – auch ohne regulär vertragsärztlich tätig zu sein – gesetzlich Krankenversicherte zu behandeln und Leistungen mit der Kassenärztlichen Vereinigung abzurechnen. Ermächtigungen können erteilt werden, wenn dadurch eine bestehende oder unmittelbar drohende Unterversorgung abgewendet werden kann.
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Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, die Behörde für Arbeit, Gesundheit Soziales, Familie und Integration zu ersuchen, sich bei der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg dafür einzusetzen, durch geeignete Maßnahmen, etwa durch die Erteilung zeitlich begrenzter Ermächtigungen, kurzfristig zusätzliche Kapazitäten für Kinder- und Jugendpsychotherapeut*innen zu schaffen.
Zudem soll geprüft werden, wie mit dem Koordinierenden Zentrum für traumatisierte Geflüchtete (Centra) und weiteren ambulanten Einrichtungen diesbezügliche Kooperationen geschaffen werden können. Der Vorsitzende der Bezirksversammlung wird gebeten, hierzu den Geschäftsführer von Centra in den Sozialraumausschuss einzuladen.
Janina Satzer und SPD-Fraktion
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