21-0375

Unterstützung des Synagogen-Neubaus am Joseph-Carlebach-Platz/Bornplatz – gemeinsam jüdisches Leben in Eimsbüttel fördern

Gemeinsamer Antrag

Bera­tungs­reihen­folge
Gremium
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05.12.2019
28.11.2019
Sachverhalt

 

Jüdisches Leben prägt Hamburgs Geschichte seit Jahrhunderten. 1860, nach Aufhebung der Torsperre – um die Stadttore zu passieren musste bis dahinnachts eine Gebühr bezahlt werden – zogen immer mehr Menschen aus dem Hamburger Zentrum vor die Tore der Stadt. Das Eimsbütteler Grindelviertel und angrenzende Gebiete zogen besonders viele Jüdinnen und Juden aus der Neustadt an. In der Nähe des schon bestehenden Jüdischen Friedhofs am Grindel (Ecke An der Verbindungs­bahn/Rentzelstraße) entwickelte sich somit das Zentrum jüdischen Lebens in Hamburg. Weitere Institutionen wurden errichtet, u.a.1883 das Deutsch-Israelitische Waiseninstitut am Papendamm, seit 1884 verschiedene Töchterschulen, 1886 ein jüdisches Altenhaus (heutige Sedanstraße 23), viele Synagogen wie 1895 die Neue Dammtor-Synagoge, 1906 die Bornplatzsynagoge,zahlreiche (Wohn)Stifte, 1911 wurde die Talmud-Tora-Schule am Grindelhof eröffnet.

Die Synagoge am Bornplatz, heute Joseph-Carlebach-Platz/Allendeplatz (am Campus der Universität), wurde 1906 eingeweiht und diente der Deutsch-Israelitischen Gemeinde als Hauptsynagoge und war eines der Wahrzeichen des jüdischen Lebens in Hamburg.

 

Vor 1933 lebten ca. 20.000 Jüdinnen und Juden in Hamburg, sehr viele von ihnen in Eimsbüttel. Während des nationalsozialistischen Terrors und des Holocausts wurden fast alle ermordet, deportiert oder mussten ihre Heimat verlassen. 1938, in der Reichspogromnacht zerstörten Hamburger und Hamburgerinnen neben zahlreichen anderen jüdischen Gebäuden auch die Bornplatz­synagoge, 1939 musste sie abgerissen werden. Zu dieser Zeit war Joseph Carlebach, vorher Rektor der Talmud Thora Schule, Oberrabbiner. Wie viele andere Jüdinnen und Juden seit Oktober 1941 erhielt er Ende 1941 einen Deportationsbefehl. Am 26. März 1942 wurde er, seine Frau und drei seiner Kinder in der Nähe von Riga erschossen. Kurz vor Kriegsende lebten in Hamburg nur noch 647 Jüdinnen und Juden, meist in „Mischehen“.

Zum 50. Jahrestag der Zerstörung der Bornplatzsynagoge wurde der bis dahin als Parkplatz genutzte Platz umgestaltet und nach Joseph Carlebach benannt. Nach einem Entwurf der Künstlerin Margrit Kahl wurde der Grundriss der alten Synagoge auf dem Boden durch Pflaster- und Granitsteine markiert. Initiativen zum Wiederaufbau der zerstörten Synagoge gab es in der Vergangenheit verschiedentlich, diese sind bisher aber aus unterschiedlichen Gründen nie konkret aufgegriffen worden.

2002 eröffnete nach mehr als 55 Jahren die erste jüdische Schule in Hamburg wieder: die Joseph-Carlebach-Schule, die ein Jahr später in das Gebäude der ehemaligen Talmud-Tora-Realschule im Grindelhof zog und mittlerweile stark expandiert. Dort ist heute auch die Verwaltung der Jüdischen Gemeinde untergebracht. Anfang 2008 eröffnete in unmittelbarer Nachbarschaft das Café Leonar, ein neues Zentrum jüdischen Lebens mit Lesungen, Konzerten und Diskussionsveranstaltungen – und ein weiterer Baustein für ein „neues Grindelviertel“. Weitere jüdische Bildungseinrichtungen siedelten sich an, koscheres Einkaufen ist ebenfalls wieder möglich.

 

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