Stadttauben in Eimsbüttel - Taubenschläge an den Hotspots
In Eimsbüttel leben mehrere Schwärme von Stadttauben, die sich an verschiedenen sogenannten Hotspots konzentrieren: Hochbahnviadukt zwischen Hoheluftbrücke und Eppendorfer Baum (Isemarkt), Bahnhof Dammtor, Osterstraße, Eimsbütteler Marktplatz, U-Bahnhof Schlump, S-Bahnhof Stellingen, Eidelstedter Platz. Stadttauben wurden früher als „Nutztiere“ gehalten. Daher wurde ihnen eine hohe Vermehrungsrate (Brutzwang) sowie ihre sogenannte Standorttreue angezüchtet. Als die Menschen ihren Konsum auf andere Tiere umstellten, wurden viele Tauben ausgesetzt. Stadttauben sind Nachfahren entflogener und ausgesetzter Haustiere, die in der Stadt als Körnerfresser kaum artgerechtes Futter finden, woraus ein durchfallähnlicher „Hungerkot“ und Verelendung resultieren.
Die (geplante) Etablierung der ersten betreuten Taubenhäuser (Taubenschläge) in Hamburg nach Vorbild des sogenannten Augsburger Modells in den Bezirken Nord, Mitte und Altona ist zu begrüßen. Betreute Taubenhäuser sind eine Win-win-Situation für alle: Die Gesundheit der Tauben verbessert sich aufgrund der artgerechten Fütterung erheblich. Die Tiere halten sich den Großteil des Tages am Taubenhaus auf und sind dadurch für die Menschen, die sich teilweise von ihnen gestört fühlen, weniger präsent. Der Kot ist aufgrund des guten Futterangebots nicht mehr flüssig und fällt zum überwiegenden Teil im Taubenhaus an, wodurch sich die Verschmutzung des öffentlichen Raums durch Taubenkot erheblich verringert. Zur Regulierung der Population werden im Schlag die Eier durch Kunststoffattrappen ausgetauscht mit dem Ziel, dass die Taubenpopulation stagniert und langfristig abnimmt. Insgesamt entschärft sich so die Situation an bspw. Bahnhöfen und Fußgängerzonen, was zu einer Entlastung der Anwohnenden, Passant*innen und Gewerbetreibenden sowie zu einem Rückgang der Beschwerdenführt.
Es ist zielführend, in Hamburg weitere betreute Taubenhäuser sukzessive an ausgewählten „Tauben-Hotspots“ zu etablieren. Eimsbüttel als fortschrittlicher und tierfreundlicher Bezirk ist prädestiniert, hier aktiv zu werden. Aus tierschutzfachlicher Sicht ist es nicht vertretbar, zunächst die Ergebnisse der bereits laufenden bzw. der noch nicht errichteten Taubenhäuser abzuwarten.
Für die langfristige Effektivität eines Stadttauben-Managements ist ein flächendeckendes konzertiertes Herangehen essenziell. Daher sollte ein Stadttaubenkonzept eingeführt werden, das den gesamten Bezirk Eimsbüttel in den Blick nimmt. Dieses kann bestenfalls als Vorbild für die sukzessive Etablierung eines hamburgweiten Stadttaubenkonzepts dienen, um so auf tierschutzgerechte Weise zu einem positiven Miteinander von Stadttauben und Menschen hinzuwirken.
Zunächst sind an den dringlichsten „Tauben-Hotspots“Taubenhäuser aufzustellen. Insbesondere im direkten Umfeld der Hochbahnbrücke, wo der Isemarkt stattfindet, ist Handlungsbedarf. Weitere Standorte sollen mittelfristig im Rahmen des zu erarbeitenden Konzepts berücksichtigt werden. Darüber hinaus ist an Stellen ohne Taubenhaus ein ambulantes Eiertausch-Programm zu etablieren, um die Population weitgehend einzuschränken. Weiterhin sollten Bauunternehmen über den tierschutzgerechten Umgang mit Nestern/Küken aufgeklärt werden. Eine Aufklärungskampagne über die Wirkweise von Taubenhäusern und wie die Bevölkerung hier unterstützen kann, ist flankierend durchzuführen.
Der Kauf und die Aufstellung eines Taubenhauses ist mit ca. EUR 20.000 (reiner Anschaffungspreis) einzupreisen zzgl. standortbedingter Kosten z.B. für einen Kran zur Aufstellung. Hinzu kommen einmalige Kosten für die systematische Anlockung der Tauben in den Schlag und die fachkundige Vergrämung der im Umfeld befindlichen Nistplätze, damit die standorttreuen Tiere das Taubenhaus als neue Heimat akzeptieren.
Die jährlichen laufenden Kosten für Futter belaufen sich für einen Schwarm von 200 Tauben auf ca. EUR 3.000 bis 3.500. Personal- und Reinigungskosten sind bei den derzeit geplanten Taubenhäusern je mit ca. EUR 58.000 jährlich eingepreist. Diese laufenden Kosten sollten auch in Eimsbüttel bestenfalls durch die Stadt Hamburg getragen werden.
Die Kosten der Taubenhäuser amortisieren sich perspektivisch größtenteils durch die Einsparungen bei der Stadtreinigung. Durch ein kluges Finanzierungskonzept für Eimsbüttel verringern sich die Kosten durch Aufteilungunter denBetroffenen (u.a. Stadt, Bezirk, Deutsche Bahn, Hamburger Hochbahn, Markt- und Gewerbetreibende, weitere Anrainer sowie ggf. Wohnungsbaugesellschaften) für den Einzelnen erheblich. Zudem könnte durch Kooperation mit verschiedenen Partnern bspw. Patenschaften für einen Taubenhaus-Container übernommen oder die Container als Werbeflächen genutzt werden. Dies stellt das Stadttaubenkonzept positiv dar und verbessert das Image der Stadttauben in der Bevölkerung. Spenden von einzelnen Akteuren wurden bereits in Aussicht gestellt (u.a. Angelina Meinecke Stiftung i.H.v. EUR 15.000 für ein Taubenhaus am Schlump).
Beschluss:
Die Bezirksamtsleitung wird gebeten
Sören Horn, Kira Junge, Jannick Jaschinski De Souza und VOLT Fraktion
Nina Schübel und GRÜNE Fraktion
keine
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